Mehrere Gespräche in Russland:Ex-SPD-Chef Platzeck verteidigt Moskau-Reisen
|
Russlands Invasion in der Ukraine hatte längst begonnen, da reiste Matthias Platzeck mehrfach für Gespräche nach Moskau. Nun verteidigte der Ex-SPD-Chef die Kontakte nach Russland.
Er sei "ohne irgendeinen Auftrag" in Moskau gewesen. Ex-SPD-Chef Platzeck hat seine Reisen nach Russland verteidigt.
Quelle: dpa
Der frühere SPD-Vorsitzende brandenburgische Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck hat seine Moskau-Reisen nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine verteidigt. "Mich bewegen Fragestellungen und Probleme, die derzeit viele Menschen, nicht nur in unserem Land, umtreiben und beschäftigen: Wie kann dieser grausame Krieg enden, wie soll die Welt danach aussehen?", sagte Platzeck am Samstag dem "Tagesspiegel".
Sind massive Aufrüstung und Sicherheit gegen Russland das wirklich allein tragfähige Konzept für unsere Zukunft? Hat der Ansatz 'Wandel durch Annäherung' wirklich für alle Zeiten ausgedient?
Matthias Platzeck, früherer SPD-Vorsitzender
Platzeck verwies auf die Bedeutung einer "aktiven Diplomatie auf vielen Ebenen und in vielen Spielarten" sowie "Fragen der Abrüstung und Rüstungskontrolle". Er habe dazu selbst "mehr Fragen als Antworten, aber darüber eine Diskussion zu führen, ohne gleich mit Verdächtigungen und Unterstellungen oder gar dem Holzhammer zu arbeiten, würde unserer Gesellschaft und dem Zusammenhalt guttun", betonte der frühere SPD-Chef.
Medienberichte: Platzeck mindestens neun Mal in Moskau
Platzeck war laut gemeinsamen Recherchen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" mit dem "Spiegel" und der russischen Oppositionsplattform "The Insider" seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 mindestens in neun Fällen zu Gesprächen in Moskau.
Bei einigen der Flüge wurde Platzeck demnach laut Flugdaten von dem früheren Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) und dem geschäftsführenden Vorstand des deutsch-russischen Forums, Martin Hoffmann, begleitet.
Platzeck: War als Privatperson in Russland
Details zu den Reisen und Gesprächspartnern auf russischer Seite nannte Platzeck gegenüber dem "Tagesspiegel" nicht. Er handele als Privatperson, "ohne irgendeinen Auftrag, ohne eine Funktion", sagte er. Vermutungen, dass es bei seinen Kontakten nach Russland auch um die Gaswirtschaft oder die Reaktivierung der Nordstream-Pipeline gehen könnte, wies Platzeck kategorisch zurück.
Zum Thema Gaswirtschaft und Nordstream habe ich mit niemandem geredet, weder in Russland, noch sonstwo.
Matthias Platzeck, früherer SPD-Vorsitzender
Treffen in Baku: Auch Bundestagsabgeordneter bei Gespräch
Platzeck und Pofalla hatten schon im Mai öffentlich bestätigt, dass sie sich außerdem in den vergangenen Jahren dreimal mit russischen Gesprächspartnern in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku zu vertraulichen Gesprächen getroffen haben.
Unter den Teilnehmenden in Baku war auch der Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner (SPD). Nach dessen Angaben war beim bislang letzten dieser Treffen im April auch der Aufsichtsratsvorsitzende des russischen Staatskonzerns Gazprom, Viktor Subkow, anwesend.
Quelle: AFP
Thema
Mehr zur jüngsten Debatte um den Umgang mit Russland
- Interview
Streit um SPD-Manifest:Stegner: "Besiegen kann man Russland nicht"
- mit Video
Linken-Chef bei "Lanz":Van Aken stellt sich hinter SPD-"Manifest"
von Felix Rappsilber - Interview
Außenpolitischer SPD-Sprecher:Ahmetovic: Manifest "eher ein Diskussionsbeitrag"