95 Jahre Stewardessen: Wie die Pionierinnen unersetzlich wurden

95 Jahre Flugbegleiterinnen:Als Stewardess noch ein Traumberuf war

von Antonia Röhrer
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Vor 95 Jahren flog die erste weibliche Flugbegleiterin in einer Maschine mit - heute sind auch Männer in dieser Position an Bord. Wie sich der Beruf von Grund auf verändert hat.

95 Jahre "Königinnen der Lüfte"
Stewardessen sind aus Flugzeugen heute nicht mehr wegzudenken. Hinter diesem Traumberuf steckt eine spannende Geschichte, die 1930 mit der Krankenschwester Ellen Church ihren Anfang nimmt.05.05.2025 | 9:00 min
Ein Alter von unter 25 Jahren, maximal 52 Kilogramm und eine Größe von höchstens 1,62 Metern - wer diese Attribute erfüllt, hätte eine der ersten Stewardessen werden können.
Vor 95 Jahren hob das erste Flugzeug mit einer weiblichen Flugbegleiterin ab: Ellen Church, Krankenschwester und Hobbypilotin. Mit elf Passagieren flog sie in einer Boeing der United Airlines von Oakland in Kalifornien nach Chicago.
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Bis dahin hatten nur Männer diesen Job

Das Ziel: Rund 3.000 Kilometer Flugstrecke mit mehreren Zwischenlandungen in 18 Stunden. Meist dauerte der Flug aber länger - bis zu 24 Stunden.
Ellen Church überredete damals die Airline, sie als ausgebildete Krankenschwester für die Betreuung der Gäste einzustellen. Eine große Herausforderung, wenn man bedenkt, dass seit dem Jahr 1912 weltweit nur Männer, also Stewards angestellt waren.
Doch nicht nur das schaffte sie: Gleichzeitig sollte sie sieben weitere Krankenschwestern zu Stewardessen umschulen - mit Erfolg.
Ellen Church, die erste weibliche Flugbegleiterin
Stewardess der BOAC serviert Frühstück
Stewardess der AWA 1954 in der Pantry
US-Amerikanische Stewardessen laufen über das Flugfeld zu ihrer Maschine
service im flugzeug

Wie Frauen die Lüfte eroberten

Am 15. Mai 1930 begleitet die Krankenschwester Ellen Church aus Iowa (USA) als erste Flugbegleiterin den Flug einer Boeing.

Quelle: pa ullstein


Flugbegleiterinnen: Die Stars der Lüfte

Die weiblichen Flugbegleiterinnen wurden bei den Airlines immer beliebter: Auf die United Airlines folgten schnell europäische Fluggesellschaften. Ein Jahr später folgte die Air France, dann die Swissair und die niederländische KLM. Lufthansa zog im Jahr 1938 nach.
Wer flog, war reich. Wer Fluggäste betreute, galt somit ebenfalls als glamourös. Immer mehr Frauen wollten Stewardessen werden und jenen Glamour verspüren. Mit der Zeit flogen immer mehr Menschen, aber auch in den 60er Jahren war der Beruf noch sehr angesehen.

Fliegen, das war nur einer ganz kleinen gesellschaftlichen Schicht vorbehalten. Es war zwar nicht mehr ganz so elitär wie in den fünfziger Jahren, (…) aber meilenweit entfernt von dem, was man heute an Bord eines Flugzeuges erlebt.

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Warum das Berufsbild der Stewardess nicht nur glänzte

Die Voraussetzungen für den Beruf waren strikt - und aus heutiger Sicht zum Teil fragwürdig: Die Stewardessen sollten mehrere Sprachen sprechen können, taktvoll und gebildet sein.
Manche Airlines schrieben aber auch vor, dass die Flugbegleiterinnen unverheiratet, hübsch und schlank um die Hüfte sein müssen, da diese auf Augenhöhe der Passagiere sei.
Dass der Beruf der Stewardess lange Zeit sexualisiert wurde, könnte in alten Werbespots und Slogans nicht deutlicher werden. Die Kampagne "I'm Cheryl. Fly me" der National Airlines zeigte im Jahr 1979 Flugbegleiterinnen, die anboten, man könne "sie" fliegen - keine seltene Verkaufsstrategie.

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Frauen erobern das Cockpit

Der Beruf der Pilotin hingegen blieb Frauen noch lange verwehrt. In den 1960ern sagte der Leiter der Verkehrsfliegerschule der Lufthansa, Alfred Vermaaten:

Eher wird eine Frau Boxweltmeister im Schwergewicht als Kapitän bei der  Lufthansa.

Alfred Vermaaten, Lufthansa

Erst ab dem Jahr 1986 bildete die Flugschule dann doch Pilotinnen aus. Heute macht der Frauenanteil im Cockpit bei der Lufthansa rund sieben Prozent aus. Dafür seien 80 Prozent der Flugbegleiter*innen weiblich.
Eine Uniform in Dunkelgrün mit grauem Kragen und Silberknöpfen: So betrat Ellen Church im Jahr 1930 den Flieger. Natürlich müssen Flugbegleiterinnen auch heute noch schick gekleidet, freundlich und eloquent sein. Heute stehen in der Stellenausschreibung der Lufthansa aber keine Gewichtsvorgaben mehr.
Antonia Röhrer arbeitet im ZDF-Landesstudio in Hessen.
Mit Material von der dpa
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