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Dreifach-Mord im Westerwald:Vom mutmaßlichen Täter fehlt jede Spur
von Christopher Heinze und Ben Kolb
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Drei Menschen getötet, ein Dorf lange in Angst und Unsicherheit. Die Ermittler kennen den mutmaßlichen Täter, finden ihn aber nicht. Wie die Menschen in Weitefeld damit umgehen.
In der Nacht auf Sonntag, den 6. April 2025, passiert das Verbrechen in dem Dorf Weitefeld im Westerwald, Kreis Altenkirchen. Um Viertel vor vier frühmorgens geht bei der Polizei ein Notruf ein: am Telefon eine Frau, die wohl in Todesangst schreit. Zur gleichen Zeit hört ein Nachbar den Lärm nebenan. Als er sich aufmachen will, um nach der Ursache zu schauen, entdeckt er, dass die alarmierte Polizei gerade eingetroffen ist.
Die anrückenden Beamten wiederum sehen noch, wie ein Mann vom Tatort flieht. Später wird sich anhand von DNA-Spuren herausstellen: Es handelt sich wohl um Alexander Meisner, 61 Jahre alt, wohnhaft im Nachbarort Elkenroth. Meisner ist polizeibekannt, war wegen versuchten Totschlags bereits mehrere Jahre inhaftiert.
Großaufgebot der Polizei sucht nach Flüchtigem
Im Haus machen die Beamten dann den grausigen Fund: drei Tote. Ein 47 Jahre alter Mann, sein 16-jähriger Sohn und seine 44-jährige Partnerin. Diese hatte wohl kurz zuvor noch den Notruf gewählt. Die Familie wurde offenbar mit einem Messer oder Ähnlichem sowie mit einer Schusswaffe brutal getötet.
Wenig später schon sucht ein Großaufgebot der Polizei nach dem Flüchtigen, der eine Blutspur hinterlässt, die auf eine Verletzung hinweist. Eine 100-köpfige Sonderkommission ermittelt, die Gegend um die Ortschaften Weitefeld und Elkenroth wird durchkämmt, auch Taucher, Spürhunde und ein Sonargerät sind im Einsatz.
10.000 Euro Belohnung für Hinweise
Aus der Bevölkerung kommen viele Beobachtungen, die zuständige Koblenzer Staatsanwaltschaft hat für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, 10.000 Euro ausgesetzt. Doch die Spur des 61-Jährigen verliert sich "im weitläufigen Gelände rund um Weitefeld und Elkenroth", so der Leiter der Staatsanwaltschaft, Mario Mannweiler.
Nach dem Dreifach-Mord kam es zu großen Suchaktionen und medialer Aufmerksamkeit in Weitefeld im Westerwald.
Hinweise auf Mittäter oder Helfer gäbe es nicht. Die Gewalttat schockiert die Gemeinde, Ortsbürgermeister Karl-Heinz Keßler spricht am Tag danach stellvertretend für viele Weitefelder: "Es ist schon was ganz, ganz Schlimmes, es bewegt einen sehr."
Auch die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... Ungelöst" berichtet über den Fall.
Dorf kehrt nur langsam zur Normalität zurück
Gut zwei Monate später: Die Tat bestimmt nicht mehr das Tagesgeschehen, ist aber weiterhin präsent. Eine neue Normalität kehre in das Dorf zurück. "Am Anfang war ich schon sehr ängstlich und habe mich nicht richtig rausgetraut, gerade mit den Kindern", sagt Anna Hombach. "Mittlerweile aber gehe ich auch wieder Runden durchs Dorf oder die Hunderunde, ganz entspannt", so die junge Mutter.
Inzwischen werde aber nur noch selten über den brutalen Mord gesprochen. Doch manche Dinge haben sich verändert, meint Nicole Hölzermann: "Ich habe früher immer zu Hause bei so einem Wetter alle Türen und Tore aufgehabt, jetzt nicht mehr." Viele Weitefelder wollen gar nicht mehr über das Geschehene sprechen, wenden sich ab, wenn Reporter vor Ort sind.
Ermittlungen zum Dreifach-Mord halten weiter an
Vom mutmaßlichen Täter jedenfalls fehlt weiterhin jede Spur. Ob er überhaupt noch lebt, ist laut Generalstaatsanwalt Mannweiler ungewiss:
Es ist ungewöhnlich, dass jemand gar kein Lebenszeichen über so einen langen Zeitraum hinterlässt.
Mario Mannweiler, Generalstaatsanwalt Koblenz
Auch zum Motiv habe man keine neuen Erkenntnisse. Doch die Ermittlungen gehen weiter. Die Sonderkommission gibt es noch immer, die Mordkommission bleibe an dem Fall mit besonderer Hartnäckigkeit dran.
Das Thema ist nach wie vor lebendig und beschäftigt auch alle Fahnder dann natürlich.
Mario Mannweiler, Generalstaatsanwalt Koblenz
Bald sollen auch neue Fahndungsaufrufe gestartet werden - samt neuen Plakaten.
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