Rinder und Kälber misshandelt?:Tierquälerei-Verdacht gegen Betrieb im Allgäu
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In einem landwirtschaftlichen Betrieb im Allgäu sollen Rinder und Kälber gequält worden sein. Tierschützer haben Anzeige erstattet, die Ermittlungen laufen.
Im Allgäu gibt es schwere Vorwürfe gegen einen Milchviehbetrieb. Tierschützer werfen ihm Misshandlung von Rindern vor. Ermittler durchsuchten den Hof.07.03.2025 | 1:31 min
In einem landwirtschaftlichen Großbetrieb im Allgäu sollen erneut Rinder gequält worden sein. Staatsanwaltschaft und Polizei durchsuchten nach eigenen Angaben Gebäude des Milchviehbetriebs im Landkreis Unterallgäu sowie im baden-württembergischen Landkreis Ravensburg. Tierschützer hätten zuvor Anzeige erstattet und belastendes Beweismaterial vorgelegt, teilten die Behörden mit.
ZDFheute liegt Videomaterial des Vereins "Soko Tierschutz" vor, die verdeckt in dem Hof aufgenommen worden sein sollen. Die Aufnahmen zeigen einen Mann, der mit voller Wucht auf den Kopf eines lebenden Kalbs am Boden tritt - weitere Bilder zeigen Tritte und Schläge gegen ausgewachsene Tiere.
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Tierschützer: Nach Kontrollen geht die "Hölle" weiter
Schreckliche Aufnahmen - aber keine Ausnahme, erklärt Friedrich Mülln von der "Soko Tierschutz" gegenüber ZDFheute. Immer wieder dokumentiert die Organisation Missbrauchsfälle in der industriellen Tierhaltung. Bei den Kontrollen hielten sich die Betriebe bedeckt - "und danach geht die Hölle einfach weiter."
Wenn jemand auf ein Kalb eintritt oder sonst wie übergriffig wird, dann wird er das nicht tun, wenn ein Kontrolleur hinter ihm steht.
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Friedrich Mülln, Tierschützer
Die Polizei ermittelt gegen den Verantwortlichen des Betriebs im Allgäu sowie mehrere Mitarbeiter wegen des Verdachts von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz. Es sei Datenmaterial sichergestellt worden. Die Behörden verwiesen auf die Unschuldsvermutung. Ein Anwalt eines Verantwortlichen des Betriebs war für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen zunächst nicht erreichbar.
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Gegen den Betrieb hatte es bereits 2019 Vorwürfe wegen Tiermisshandlungen gegeben. Auch damals hatte die Organisation "Soko Tierschutz" Videoaufnahmen von Tierquälereien veröffentlicht, die aus dem Großbetrieb stammen sollten. "Der macht halt immer weiter - wird sogar größer, kauft neue Höfe auf", sagt Friedrich Mülln mit Blick auf die neuen Vorwürfe.
Tierschützer hatten Kontrollbehörde verständigt
Die Tierschutzorganisation habe die Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) auf mutmaßliche weitere Verstöße aufmerksam gemacht, hieß es von Staatsanwaltschaft und Polizei. Die Misshandlungen sollen etwa durch "ein nicht sachgemäßes Verdrehen des Schwanzes, durch Versuche, festliegende Tiere unsachgerecht zum Aufstehen zu bewegen oder durch einen gesetzeswidrigen Einsatz von Elektrogeräten" stattgefunden haben.
Eine Sprecherin der KBLV teilte mit, es werde geprüft, ob ein Tierhaltungs- und Betreuungsverbots gegen den Betriebsleiter ausgesprochen wird. Die "Soko Tierschutz" habe der KBLV verdeckt aufgenommene Videoaufnahmen übergeben, die im Sommer 2024 entstanden sein und aus dem Betrieb stammen sollen. Die KBLV habe diese den Ermittlungsbehörden zur Verfügung gestellt, sagte die Sprecherin:
Diese Aufnahmen zeigen unter anderem eine Vielzahl teils massiver Verstöße gegen das Tierschutzrecht.
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Sprecherin der Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen
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Behörde: Betrieb nach Vorwürfen "engmaschig" kontrolliert
Die KBLV teilte mit, den Betrieb "intensiv und engmaschig unangekündigt kontrolliert" zu haben. Allein seit Januar 2023 habe die Behörde den Betrieb 24 Mal kontrolliert, darunter sieben Tierschutzkontrollen. "Gravierende Missstände, wie sie auf den Videos zu erkennen sind, wurden bei den Kontrollen nicht festgestellt." Jedoch laufe ein Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen den Betrieb, da bei einer Kontrolle im Sommer 2024 neun Kälber nicht ausreichend mit Wasser versorgt gewesen seien, so die KBLV.
Gegen den Betriebsleiter stehe wegen der Vorwürfe von 2019 zudem ein Verfahren vor dem Landgericht Memmingen aus, teilte die KBLV-Sprecherin mit. Ein bereits anberaumter Prozess gegen den Mann und fünf Mitangeklagte sei aufgesplittet worden, erläuterte ein Gerichtssprecher. Zwei der Angeklagten hatten gestanden und waren im Oktober 2023 verurteilt worden.
Quelle: dpa
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