Mindestens 16 Tote in Lissabon:Standseilbahn-Unglück: Auch Deutsche betroffen
Bei einem Unfall der Standseilbahn in Lissabon sind mindestens 16 Menschen gestorben und 21 verletzt worden. Auch ein Deutscher soll ums Leben gekommen sein.
Unter den Betroffenen des schweren Standseilbahnunglücks in Lissabon sind offenbar auch Deutsche. In Portugal wurde ein nationaler Trauertag ausgerufen. Die Ursachensuche läuft.
04.09.2025 | 2:24 minBei dem schweren Standseilbahn-Unglück in Lissabon ist offenbar auch ein Deutscher ums Leben gekommen. Wie die Polizei am Donnerstag erklärte, deuteten vor Ort gesammelte Informationen daraufhin, dass mit "hoher Wahrscheinlichkeit" ein Deutscher, zwei Kanadier, ein US-Bürger und ein Ukrainer getötet worden seien. Sicher identifiziert seien zwei Todesopfer aus Südkorea und eines aus der Schweiz.
Eine der berühmtesten Touristenattraktionen Lissabons war am Mittwoch innerhalb von Sekunden zur Todesfalle geworden: Die bei Touristen sehr beliebte Standseilbahn "Elevador da Gloria" war aus bisher ungeklärter Ursache entgleist und gegen ein Haus geprallt.
Bei dem Unglück wurden nach Behördenangaben mindestens 16 Menschen getötet und 21 weitere verletzt, einige von ihnen schwer. Zuvor hatten die portugiesischen Behörden fälschlicherweise von 17 Toten gesprochen. Die portugiesische Regierung rief für heute einen nationalen Trauertag aus.
Lissabons Bürgermeister: "Portugal trauert"
"Portugal trauert", sagte Bürgermeister Carlos Moedas dem TV-Nachrichtensender "SIC Notícias". Er sprach von einer für die Stadt "noch nie da gewesenen Tragödie".
Es ist ein schrecklicher Abend für Lissabon, sehr schrecklich.
Carlos Moedas, Lissabons Bürgermeister
Der Unfall mit der Standseilbahn, einem der berühmtesten Wahrzeichen von Lissabon, ereignete sich am Mittwochabend.
Quelle: APFahrzeug mit vielen Insassen kam von den Schienen ab
Der "Elevador da Glória" fährt auf der Rua da Glória hin und zurück über eine Strecke von rund 265 Metern und überwindet dabei einen Höhenunterschied von rund 45 Metern. Kurz nach 18 Uhr Ortszeit (19 Uhr MESZ) war das straßenbahnähnliche Fahrzeug am Mittwoch mit vielen Insassen wieder auf dem Weg nach unten, als es plötzlich von den Schienen abkam, die Straße mit lautem Getöse hinunterrutschte und seitlich gegen ein Gebäude unweit des Platzes Praça dos Restauradores krachte.
TV-Bilder zeigten den Wagen, auf der Seite liegend und total zerstört. In Live-Übertragungen mehrerer Sender waren dichte Rauchschwaden und Trümmer zu sehen. Sirenen heulten, während Rettungsteams hektisch und unermüdlich arbeiteten. "Es war wie im Actionfilm", sagte eine Augenzeugin. Eine andere erzählte: "Das war ohrenbetäubend, ich und andere Passanten sind erst mal weggelaufen." Schnell seien Sanitäter und Polizisten eingetroffen, berichtete die junge Frau, die noch sichtlich erschüttert war.
Betreiber: Wartung regelmäßig und sorgfältig
Die Ursache ist bisher unbekannt. Experten vermuten, dass ein Seil gerissen sein könnte, möglicherweise hätten auch noch die Bremsen versagt. Vorwürfe, die Instandhaltung der Bahn sei womöglich nicht gut genug gewesen, wies der Betreiber, die Lissabonner Verkehrsgesellschaft Carris, zurück. "Die monatlichen und wöchentlichen Wartungsprogramme sowie die tägliche Kontrolle werden sorgfältig durchgeführt", hieß es in einem Bericht.
Die "Elevador da Glória" ist eine der drei Lissabonner Standseilbahnen. (Archivbild)
Quelle: AFPTrotzdem ließ die Stadtverwaltung den Betrieb aller drei Standseilbahnen aussetzen und ordnete sofortige Inspektionen an. Die portugiesische Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. Sie sei mit mehreren Beamten vor Ort gewesen, berichtete der Sender "SIC Notícias".
Einen solchen Unfall mit einer der drei Standseilbahnen, die seit dem 19. Jahrhundert betrieben werden, hatte es in Lissabon bisher nicht gegeben.
Präsident fordert schnelle Aufklärung
Portugals Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa bedauerte den Unfall "zutiefst" und forderte, dass der Vorfall "rasch aufgeklärt" werde. "Ein tragischer Unfall mit der Glória-Standseilbahn (...) hat zum unwiederbringlichen Verlust von Menschenleben geführt, der ihre Familien in Trauer und das Land in Bestürzung versetzt hat", hieß es in einer Mitteilung des Büros von Regierungschef Luis Montenegro.
Das Auswärtige Amt teilte in Onlinediensten mit, es stehe mit den portugiesischen Behörden in Kontakt, um Unterstützung zu leisten. "Wir trauern mit den Angehörigen und wünschen den Verletzten eine schnelle Genesung", hieß es weiter. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach den Familien der Opfer ihr Beileid aus.
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