Bundesweite Studie: Nur die wenigsten Festivals machen Gewinn

Bundesweite Studie:Nur die wenigsten Festivals machen Gewinn

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Wie zukunftsfähig sind Musikfestivals? Eine bundesweite Studie zeigt, dass nur die wenigsten wirtschaftlich sind. Welche Probleme die Branche hat.

DJ Bennet legt beim Technofestival Nature One auf der ehemaligen US-Raketenbasis Pydna auf dem Open-Air-Floor auf

Festivals sind beliebt - wirtschaftlich sind viele aber nicht.

Quelle: dpa

Nur in etwa jedes sechste Musikfestival in Deutschland hat mit seiner letzten Ausgabe ein Plus gemacht. Das zeigt die bundesweite Studie "Musikfestivals in Deutschland", die in Berlin vorgestellt wurde. Insgesamt sei die wirtschaftliche Lage vieler Musikfestivals angespannt, heißt es in der Studie.

Nur rund jedes sechste Festival macht Plus

Demnach schlossen rund 30 Prozent ihre letzte Ausgabe mit einem Verlust ab. Nur 15 Prozent erzielten tatsächlich Gewinne. Knapp die Hälfte gab an, weder Verlust noch einen Gewinn gemacht zu haben. Zehn Prozent machten keine Angaben dazu. 638 Festivals aus allen Musikgenres nahmen für die Studie an einer großen Online-Umfrage zwischen November 2024 und Januar 2025 teil.

Die durchschnittlichen Einnahmen der Festivals liegen demnach bei rund 313.000 Euro, während sie Ausgaben von durchschnittlich etwa 296.000 Euro haben.

Hochgerechnet auf die gesamte Festivallandschaft in Deutschland ergeben sich geschätzte Einnahmen von etwa 551 Millionen Euro und Ausgaben von rund 522 Millionen Euro.

Studie "Musikfestivals in Deutschland"

beim festival «sonnemondsterne» tanzen am 12.08.2011 in saalburg-ebersdorf (thueringen) tanzen junge leute zur musik. rund 25.000 karten fuer die 13. auflage des festivals sind verkauft. auf neun buehnen am bleichlochstausee spielen bis zum 14. august rund 150 kuenstler fuer die fans elektronischer musik.

Jedes Jahr trifft sich mitten in Thüringen die Techno- und Elektroszene auf dem "SonneMondSterne"-Festival. Zehntausende Raver feiern internationale DJs und besondere Bühnenshows.

09.08.2025 | 2:35 min

Größter Kostenfaktor seien die Honorare für Künstlerinnen und Künstler mit durchschnittlich 38 Prozent der Ausgaben. Headliner, Hauptacts und Star-Solisten bekamen demnach für ihre Auftritte durchschnittlich 7.323 Euro. Drei Prozent der Festivals zahlten sogar 50.000 Euro und mehr für ihre Headliner.

Bei den Einnahmen zeigen sich Unterschiede bei den verschiedenen Typen von Festivals. Bei Popularmusikfestivals - dazu gehören etwa Genres wie Elektronische Musik, Rock und Pop - liegen die Ticketverkäufe mit knapp 40 Prozent vorn, hinzu kommen Gastronomieerlöse (21 Prozent) und öffentliche Zuschüsse (20 Prozent). Klassikfestivals finanzieren sich vor allem durch öffentliche Zuschüsse (40 Prozent), 30 Prozent kommen durch Tickets.

35 Jahre Metal-Festival in Wacken

Seit 1990 stürmen zahlreiche Metal-Fans auf das "Wacken Open Air"-Festival in Schleswig Holstein. Weltweilt zählt das "WOA" zu den größten Heavy-Metal-Festivals und begrüßt zahlreiche Fans.

25.08.2025 | 10:45 min

70 Prozent der Veranstalter insgesamt zuversichtlich

Unter den Klassikfestivals machten nur drei Prozent Gewinn. Dagegen konnte jedes fünfte Popular-Musikfestival ein Plus vorweisen. Die Kosten für Festivals seien in den vergangenen Jahren um rund 35 Prozent gestiegen, hieß es. Gleichzeitig stiegen die Ticketpreise um etwa 50 Prozent an.

Knapp 70 Prozent der Veranstalter zeigten sich insgesamt zuversichtlich, dass ihre Festivals auch in den nächsten Jahren noch stattfinden werden. Zehn Prozent stehen demnach vor dem Aus oder befürchten es.

Die Studie wurde vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert und ist ein Projekt der Initiative Musik, der Bundesstiftung LiveKultur und des Deutschen Musikinformationszentrums. Sie liefert eigenen Angaben zufolge erstmals eine umfangreiche empirische Grundlage zur deutschen Festivallandschaft. Abgefragt wurde zum Beispiel auch der Umgang mit Nachhaltigkeit, die Rolle des Ehrenamts oder wie wichtig das Thema Diversität im Programm ist.

Die Daten erhob das Institut für Demoskopie Allensbach in den Jahren 2023 und 2024. Aufgrund der Übereinstimmung der Stichprobe mit der geografischen Verteilung und Genre-Zuordnung sei die Studie repräsentativ für die Festivallandschaft, hieß es.


Kleinere Gewinnmargen, wirtschaftliches Risiko, Klimawandel

Der Konzertveranstalter FKP Scorpio, der Festivals wie das Hurricane oder Rock am Ring organisiert, spricht in einem Interview zur Studie von deutlich kleineren Gewinnmargen in der Branche spätestens seit der Corona-Pandemie. Gleichzeitig sei das wirtschaftliche Risiko gestiegen.

Holger Hübner, Gründer des Wacken-Festivals, sagte, dass auch "die Wetterkapriolen durch den Klimawandel" ein Problem seien. Er mahnte zudem an, die Musikszene ganzheitlich zu sehen: "Ohne funktionierende Clubszene werden auch die Festivals nicht funktionieren."

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Quelle: dpa

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Quelle: dpa, epd

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