OnlyFans: Ausbeutung von Frauen oder sexuelle Selbstbestimmung?

Nackte Haut fürs Netz:OnlyFans: Selbstbestimmung oder Ausbeutung?

von Kim Bachmann
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Die Internet-Plattform OnlyFans ist bekannt für Erotik-Inhalte. Viele Frauen argumentieren mit sexueller Selbstbestimmung. Jedoch gehören Manipulation und Geldsorgen zum Alltag.

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OnlyFans ist eine Internet-Plattform, auf der prinzipiell jeder und jede aktiv werden kann, auch um mit eigenen Inhalten Geld zu verdienen. Es gibt Angebote zu Sport, Musik und zu Hobbys wie Kochen und zu Reisen. Doch bekannt ist OnlyFans vor allem für eines: erotische Inhalte bis hin zur Pornografie.
Weltweit nutzen über 300 Millionen Menschen die im Jahr 2016 gegründete Plattform. Der Mutterkonzern Fenix International Ltd. hat seinen Firmensitz in London.

Plattform wegen Abo-Modell attraktiv

Attraktiv ist die Plattform besonders wegen des Abo-Modells. Content-Schaffende können Abonnements anbieten, sodass private Inhalte wie Bilder und Videos nur ihren Kundinnen und Kunden zur Verfügung stehen. Dabei kann ein Abonnement bis zu 50 US-Dollar, circa 44 Euro, im Monat kosten.
Collage: Mara steht in der Werkstatt und hält einen Bohrhammer in der Hand. Daneben steht Caro im Sport-Outfit am Strand und dehnt sich. Dabei blickt sie aufs Meer.
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Creatorinnen und Creator können so bis zu mehrere Tausend Euro pro Monat verdienen. Und auch OnlyFans profitiert, denn die Plattform behält 20 Prozent der generierten Einnahmen als Provision. Laut britischen Behörden erwirtschaftete das Unternehmen 2023 einen Umsatz von 6,6 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2020 waren es noch 375 Millionen US-Dollar.

OnlyFans auch in Deutschland populär

Auch in Deutschland ist die Plattform populär und wird von Privatpersonen, aber auch Prominenten genutzt. Im November 2024 hat etwa die Bob-Olympiasiegerin Lisa Buckwitz offengelegt, dass sie mit OnlyFans einen Sponsoring-Vertrag abgeschlossen habe. Zudem sei sie selbst aktiv auf der Plattform, sagte sie in einem "Spiegel"-Interview. Ein Grund für ihre Entscheidung: finanzieller Druck.

Wenn man vorn mitfahren und Höchstleistung bringen möchte, muss man sich das auch leisten können.

Lisa Buckwitz, Bob-Olympiasiegerin

Die Olympiasiegerin betonte, dass sie auch mal im Bikini oder Sport-BH zu sehen sei. Nackt werde sie sich aber nicht zeigen. Eine klare Grenze.

Sehen Sie die Doku "OnlyFans - Die neuen Sexarbeiterinnen" am 23. Juni um 1:15 Uhr bei ZDFinfo oder streamen Sie sie jederzeit im ZDF.

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Grenzüberschreitung gehört zum OnlyFans-Alltag

Die Sportlerin ist nicht die einzige, die die Plattform wegen Geldsorgen nutzt. Wie die ZDFinfo-Doku "OnlyFans - Die neuen Sexarbeiterinnen" zeigt, bietet OnlyFans vor allem für Frauen in finanziellen Schwierigkeiten vermeintlich eine Möglichkeit, an schnelles Geld zu kommen.
Allerdings schaffen es viele nicht, ihre Finanzprobleme zu lösen, ohne eigene, am Anfang gezogene Grenzen zu überschreiten. So auch die Französin "Barty", wie sie sich auf der Plattform nennt. Sie postet nicht nur freizügige Bilder, sondern auch eindeutig pornografische Inhalte, obwohl sie sich anfangs dagegen ausgesprochen hatte.

Ich hab' immer gesagt, ich mache keine Pornos.

"Barty", OnlyFans-Creatorin

Aber Grenzen einzuhalten, ist auf der Follower-orientieren Plattform nicht einfach. Für "Barty" ist die Nachfrage ihrer Kunden entscheidend, die nach einiger Zeit personalisierte Videos mit pornografischen Inhalten von ihr verlangten. Um diese zufriedenzustellen, wechselte die Creatorin auf die "Porno-Seite".
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Konkurrenz bei OnlyFans nur einen Klick entfernt

Das Abo-Modell führt dazu, dass die Anbieter*innen Kunden an sich binden müssen, um regelmäßige Einnahmen zu generien. Die Konkurrenz ist nur einen Klick entfernt. Das weiß auch "Manon". Auch sie startete ihren OnlyFans-Account wegen Geldnot.

Man muss ständig präsent sein und kann nicht einfach einen Monat lang keinen Content liefern.

"Manon", OnlyFans-Creatorin

Sonst seien die Follower weg, sagt "Manon", und die bekomme man nicht so schnell wieder.
"Manon" nutzt die Plattform, um Erotik und Sinnlichkeit auszudrücken und ihre sexuelle Selbstbestimmung auszuleben. Zeitgleich sei sie sich aber bewusst, dass die Plattform gefährlich sein könne. Besonders für Frauen unter großem finanziellem Druck.
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