Geheimdienstbericht über Invasions-Pläne:Sollen diese Fähren Chinas Angriff auf Taiwan ermöglichen?
Laut einem US-Geheimdienstbericht soll China eine Flotte ziviler Fähren aufbauen, um eine Marine-Invasion Taiwans durchzuführen. Das berichten Medien. Was sind die Hintergründe?
Eine chinesische Militärübung im April 2023: Vom zivilen Fährschiff Zhong Hua Fu Xing rollt ein Kampfpanzer. (Archivbild)
Quelle: China Military OnlineChina will den Inselstaat Taiwan unter seine Kontrolle bringen - das ist seit Gründung der Volksrepublik erklärtes Ziel. Die massive chinesische Aufrüstung seit einigen Jahren nährt die Sorge, dass eine militärische Invasion bevorstehen könnte.
Der australische Rundfunk ABC berichtet nun über ein brisantes US-Geheimdienstdossier: Es beschreibt, wie China aktuell eine Flotte ziviler Hochsee-Fähren aufbaut, die für eine militärische Eroberung Taiwans genutzt werden könnten.
Was steht in dem US-Geheimdienstbericht?
Laut ABC stammt der Bericht aus dem Jahr 2025 und wurde vom US-Nachrichtendienst DIA für das Pentagon verfasst.
China feiert den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs - gemeinsam mit Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. Ein Propaganda-Spektakel mit einer kleinen Panne.
03.09.2025 | 2:58 minDarin hieße es, dass China bis Ende 2026 mehr als 70 solcher großen Fähren neu bauen werde. Neben ihrem zivilen Zweck seien die Schiffe ausgerüstet, um auch militärisch genutzt zu werden, so der Medienbericht. Jedes einzelne der Schiffe könnte statt dutzenden Lkw auch Panzer und Hunderte Soldaten transportieren.
Es ist nicht das einzige Bauvorhaben: Im März tauchten im Netz erstmals Aufnahmen neuartiger Landungsschiffe auf. In einem Bericht des britischen "Guardian" werden sie als Shuiqiao-Klasse bezeichnet.
Sie können lange Brücken aufspannen, worüber die über 100 Meter langen Fährschiffe an quasi jedem beliebigen Strandabschnitt ihre Fahrzeuge absetzen können. Mit solchen Landungsplattformen könnte bei einer Marineinvasion ein improvisierter Hafen zur Versorgung entstehen.
Bei der chinesischen Militärparade steht Xi Jinping Seite an Seite mit Putin und Kim Jong-un: ein Zeichen Richtung Westen. Elmar Theveßen und Miriam Steimer schätzen ein.
03.09.2025 | 2:15 minMilitärübungen belegen entsprechende Planungen
Claus Soong, Analyst beim Mercator Institut für Chinastudien (Merics), hält die Warnungen aus den USA für beachtenswert:
Für mich klingen diese Geheimdienstberichte schlüssig. Der Einsatz solcher Fähren für militärische Zwecke gegen Taiwan ist naheliegend. In welchem Umfang China solche zivilen Schiffe im Kriegsfall tatsächlich einsetzen würde, können wir gerade nicht sicher sagen.
Claus Soong, Mercator Institut für Chinastudien
Zivile Fähren waren bereits Teil mehrerer chinesischer Militärübungen. 2019 zeigten chinesische Staatsmedien, wie Soldaten an Bord einer Fähre in einer Marinebasis in Hongkong anlandeten. Auch bei Übungen 2020 und 2023 waren im Sender CCTV verschiedene Panzerfahrzeuge zu sehen, die über Fähr-Laderampen abgesetzt wurden. Solche Fähigkeiten offen in den chinesischen Medien zu präsentieren, soll auch Taiwans Verbündeten signalisieren, dass ein militärisches Eingreifen aussichtslos wäre.
"Militärübungen oder Aufnahmen von Fähren in den chinesischen Medien senden eine klare Botschaft: Wir bereiten uns auf einen Einmarsch vor. Das heißt aber nicht, dass es gesichert dazu kommen wird", erklärt Soong. "Ein Szenario China gegen Taiwan allein könnte Peking wahrscheinlich leicht gewinnen. Es ist ein Eingreifen der USA, das hohe Verluste und drastische wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen würde. Das zu verhindern, ist Ziel jeder dieser Propagandabotschaften."
Mit rund zwei Millionen Soldaten ist Chinas Volksbefreiungsarmee stark aufgestellt. Bei der Luftwaffe dominiert die US-Armee. Die Militärstärken beider Länder im Überblick.
03.09.2025 | 1:58 minNutzung ziviler Schiffe ist in offizieller Strategie festgeschrieben
Im militärischen Weißbuch der chinesischen Regierung ist die Nutzung ziviler Infrastruktur für militärische Zwecke schon seit über einem Jahrzehnt festgeschrieben. Zivile und militärische Fähigkeiten sollten "miteinander kompatibel sein und sich ergänzen", heißt es dort.
China wird darauf hinarbeiten, (…) logistische Unterstützung an zivile Dienstleister auszulagern. China unterstützt den gemeinsamen Bau und die gemeinsame Nutzung von militärischer und ziviler Infrastruktur.
Militärisches Weißbuch der chinesischen Regierung
"Ob während des Bürgerkriegs oder des Koreakriegs - die Volksbefreiungsarmee hat immer in großem Umfang zivile Mittel eingebunden. Das ist nicht neu", betont Experte Soong. "Auch im Südchinesischen Meer nutzt man gerade Fischerboote als paramilitärische Flotte."
Neben den geringeren Kosten für den Bau ziviler Schiffe könnte es noch einen weiteren Grund geben, auf zivile Schiffe zu setzen: Westliche Streitkräfte könnten bei einer Konfrontation womöglich zögern, diese zu versenken, obwohl sie als Militärtransporte legitime Ziele wären. Der Einsatz von eigentlich zivilen Fähren für die Verlegung von Truppen und Material ist dabei grundsätzlich nicht ungewöhnlich. Auch die Nato setzt etwa bei der Sicherung des Baltikums auf Fährschiffe und übt deren Einsatz.
Im Dauerkonflikt mit China trainiert Taiwan den Ernstfall und bereitet sich in einer Militärübung mit scharfer Munition auf eine mögliche Blockade vor.
18.07.2025 | 1:31 minWas sagen diese Vorbereitungen über Chinas Zeitplan aus?
Ist in den kommenden Jahren mit einem Angriff Chinas zu rechnen? Chinas Volkswirtschaft zeigte zuletzt Schwächen, wirtschaftliche Strafmaßnahmen im Falle einer Militäraktion gegen Taiwan dürften aktuell nicht uneingeschränkt verkraftbar sein. Wie sich Europas Konzentration auf die Bedrohung durch Russland auswirkt und wie sich eine USA unter Trump verhalten, ist ebenso unklar.
Bevor China einen Krieg startet, möchte es zu 100 Prozent sicher sein, dass es ihn auch gewinnt.
Claus Soong, Mercator Institut für Chinastudien
Das militärische Aufrüsten wird also in jedem Fall andauern. "Ziel der chinesischen Staatsführung ist, das Militär bis 2035 zu modernisieren und ihm die Fähigkeit zu so einer Invasion zu geben. Viel früher werden sie kaum in der Lage sein, Amerika effektiv abzuschrecken", so Soong.
Flugzeugträger etwa sind zentral zur Machtprojektion - und vor allem bei deren Stückzahl liegt China weiter deutlich hinter den USA. Und auch bei Personal und Führungsfähigkeiten sieht China-Analyst Soong noch Schwächen: "Das liegt auch daran, dass das chinesische Militär seit Jahrzehnten keine echte Kampferfahrung hat."
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