Trump-Besuch in Saudi Arabien: Berater sieht Vertrauen zu Trump
Interview
Berater aus Saudi-Arabien:"Wir können Trump vertrauen"
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Saudi-Arabiens de facto Herrscher Mohammed bin Salman hat das Königreich zur Ordnungsmacht gewandelt. Was erwartet Riad von Trump? Gespräch mit Politikanalyst Salman Al-Ansari.
Salman Al-Ansari ist regierungsnaher Kommunikationsberater und Politikanalyst aus Saudi-Arabien.
Quelle: ZDF
Seine erste große Auslandsreise seit seinem erneuten Amtsantritt führt US-Präsident Donald Trump nach Saudi-Arabien. Es ist die erste Station seiner Reise durch die Golfregion. Er reist dann weiter nach Katar und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Der regierungsnahe saudische Kommunikationsberater und politische Analyst Salman Al-Ansari spricht im Interview über den Besuch.
ZDFheute: Trump ist in Saudi-Arabien - was macht ihn am Golf so beliebt?
Salman Al-Ansari: Was wir am meisten schätzen: dass er eine pragmatische Interessenspolitik verfolgt. Das macht es uns viel leichter, weil für uns klar ist: Man gibt und man nimmt.
Trump will große Geschäfte. Er will so wie wir Wohlstand und Sicherheit.
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Salman Al-Ansari, Kommunikationsberater und Politikanalyst
... ist ein saudischer Unternehmer, regierungsnaher Kommunikationsberater, Autor sowie politischer Kommentator und Analyst für saudische und internationale Medien wie BBC, CNN, France 24 oder Arab News.
Wir können Trump vertrauen. Dass wir erneut seine erste Station nach dem Amtsantritt sind, zeigt auch, dass Saudi-Arabien ein globaler Player geworden ist, der internationale Friedensbemühungen vorantreibt - zum Beispiel zwischen Russland und der Ukraine.
Saudi-Arabien will verstärkt in US-Unternehmen investieren. Deswegen besucht der US-Präsident das Wüstenland, das wiederum versucht, sein Image aufzupolieren.
13.05.2025 | 2:36 min
ZDFheute: Das Königreich hat Trump 600 Milliarden US-Dollar Investitionen und Geschäfte in den nächsten vier Jahren versprochen. Trump will, dass der Kronprinz auf eine Billion Dollar aufrundet. Aber der Ölpreis ist derzeit zu niedrig, um eine Summe zu investieren, die dem saudischen Bruttoinlandsprodukt von 2024 entspricht. Oder?
Al-Ansari: Wir werden nicht von den USA unter Druck gesetzt, zu investieren. Es sind eigentlich die Saudis selbst, die in bestimmte Bereiche in den USA investieren wollen. Um das Know-how für diese Industrien und Technologien zu bekommen. Wir wollen ja weg vom Öl. Wie könnte das ohne einen Wissenstransfer gehen? Die USA sind in der Hinsicht unser Wunschpartner, unser Hauptpartner - auch wenn wir mit China eine Tech-Partnerschaft haben.
Als Saudis sind wir fest überzeugt, dass wir bald einen zehnfachen Gewinn aus unseren Investitionen ziehen werden.
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Salman Al-Ansari, Kommunikationsberater und Politikanalyst
"Momentan konzentriert man sich auf die guten Geschäfte in der Golfregion", berichtet ZDF USA-Korrespondent Elmar Theveßen aus Riad zu Trumps Saudi-Arabien-Reise.
13.05.2025 | 3:45 min
ZDFheute: Was sind die saudischen Erwartungen und Hoffnungen?
Al-Ansari: Also erst einmal stecken wir in der Vision 2030, dem Reformprogramm des Kronprinzen Mohammad bin Salman. Und wir machen große Fortschritte. Unsere wirtschaftliche Abhängigkeit vom Öl konnten wir auf knapp 49 Prozent reduzieren.
Die Frauenbeschäftigungsquote konnten wir auf 34 Prozent hochschrauben.
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Salman Al-Ansari, Kommunikationsberater und Politikanalyst
Drei Dinge sind wichtig: Unsere Partnerschaft mit den USA in den Bereichen KI und Tech zu vertiefen. Dann wollen wir mit amerikanischer Hilfe Nukleartechnologie. Wir leben im weltweit größten Land ohne einen Fluss und betreiben die größten Meerwasser-Entsalzungsanlagen der Welt - da gehen 20 Prozent unseres Öls drauf. Irgendwann wollen wir alle möglichen Arten von Energie haben.
Und zum Zweiten hat Saudi-Arabien die sechstgrößten Uranreserven der Welt. Daher macht es keinen Sinn, angereichertes Uran einzuführen. Das scheinen die Amerikaner auch verstanden zu haben. Drittens: ein strategisches Sicherheitsabkommen. Unklar, ob es kommt. Wir wollen konkrete Pläne sehen, was den Erwerb von Rüstung angeht. Was den Aufbau von Vertrauen angeht:
Wir haben es geschafft, eine ausgeglichene Beziehung mit den USA zu haben - ohne unsere strategische Souveränität aufzugeben.
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Salman Al-Ansari, Kommunikationsberater und Politikanalyst
Und schließlich wollen wir Investitionen in unsere Mega-Projekte, in Tourismus und Infrastruktur. Beim Saudi-US-Investmentforum heute werden die großen Namen, die Milliardäre der USA, alle zusammenkommen in Riad.
Trumps erste 100 Tage im Amt zeigen bereits ihre Auswirkungen. Welche Veränderungen nimmt der neue US-Präsident an Wirtschafts- und Sozialpolitik und der aktuellen Weltordnung vor?30.04.2025 | 43:59 min
ZDFheute: Wo könnte es Reibungspunkte geben? Was sind Ihre politischen Erwartungen?
Al-Ansari: Wirtschaft wird den Löwenanteil des Treffens ausmachen. Aber wir sind in einer rauen Region: Irak, Syrien, Libanon, Jemen, Iran. Wir haben unseren Ansatz geändert, wie wir damit umgehen. Ich nenne es den Dialog-statt-Spaltung-Ansatz.
Wir haben Beziehungen mit Iran aufgenommen, mit chinesischer Hilfe.
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Salman Al-Ansari, Kommunikationsberater und Politikanalyst
Natürlich haben wir nach wie vor große Probleme mit Irans Verhalten in der Region, mit Irans Milizen. Aber wir wollen die negative Auswirkung dieses Verhaltens reduzieren.
In Rom laufen neue Atomgespräche zwischen den USA und dem Iran. Teheran hat Uran weit angereichert - Washington drängt nun auf ein neues Abkommen. Das alte hatte Trump 2018 beendet.19.04.2025 | 1:46 min
ZDFheute: Trump hat noch vor kurzem davon gesprochen, dass Saudi-Arabien zum Abraham-Abkommen dazustoßen werde, also seine Beziehungen zu Israel normalisieren werde. Was denken Sie?
Al-Ansari: Das wird Saudi-Arabien nicht zum Nulltarif machen. Niemals. Der Kronprinz hat es selbst gesagt:
Es wird keine Beziehungen zu Israel geben ohne palästinensische Selbstbestimmung, ohne einen Palästinenserstaat.
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Salman Al-Ansari, Kommunikationsberater und Politikanalyst
Darf man auf Frieden in Israel hoffen? Meron Mendel trifft auf seiner Reise Freunde und Bekannte, die alles dafür aufwenden, dass genau diese Hoffnung lebendig bleibt.25.03.2025 | 29:35 min
Eine der besten Gelegenheiten für die USA ist die Koalition, die wir aufbauen: eine Koalition jener Staaten - bislang 147 -, die Palästina als Staat anerkennen. Frankreich könnte bald dazustoßen.
Nun wäre ein guter Zeitpunkt für die USA, ihre Souveränität im Nahen Osten zurückzuerlangen. Es wäre gut, Trump mit an Bord zu haben.
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Salman Al-Ansari, Kommunikationsberater und Politikanalyst
Einst - im Jahr 1956 - haben die USA Israel, das Vereinigte Königreich und Frankreich gezwungen, sich aus dem Suezkanal zurückzuziehen und die Aggression gegen Ägypten zu beenden. Das zeigte der Welt, wer der neue Boss ist. Heute hat Trump eine ähnliche Gelegenheit, das Standing der USA zurückzugewinnen - indem sie nicht dem Diktat von Netanjahu und seinen radikalen Ministern Ben-Gvir und Smotrich folgen - die haben in der ganzen Region destruktiv gewirkt.
Die Wurzel des Problems in der Region ist die israelische Besatzung. Irans Milizen sind ein Symptom des Problems - ich rechtfertige sie keineswegs.
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Salman Al-Ansari, Kommunikationsberater und Politikanalyst
US-Präsident Trump hat seine mehrtägige Reise durch drei Golfstaaten begonnen. Welche Rolle Trumps "Deals" spielen, schätzt ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen in Riad ein.13.05.2025 | 1:46 min
ZDFheute: Wie wollen die Saudis Trump politisch auf ihre Seite bringen?
Al-Ansari: Ich denke, die Saudis haben es geschafft, die USA zu überzeugen, solche Abenteuer wie "Gaza als Riviera des Nahen Ostens" aufzugeben, und konstruktiv an einem dauerhaften Frieden zu arbeiten. In seiner ersten Amtszeit hat Trump Netanjahu so viel geschenkt - von der Anerkennung der syrischen Golanhöhen bis zu dem Abraham-Abkommen Israels mit Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Wenn Trump etwas gibt, dann möchte er auch etwas zurückhaben. Aber was hat Netanjahu ihm gegeben außer Probleme? Netanjahus Kompromisslosigkeit geht doch gegen Trumps Priorität der Diplomatie.
Dass Netanjahu die USA als Hinterhof für seine politischen Abenteuer nutzt - das muss aufhören.
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Salman Al-Ansari, Kommunikationsberater und Politikanalyst
Saudi-Arabien - mit seiner Betonung auf Wohlstand und Investitionen - ist das positive Gegenbeispiel zu Israel. Das werden auch die jüdisch-amerikanischen Unternehmer und Tycoons, die Riad besuchen, mit eigenen Augen sehen. Und sie werden sich mit der Zeit von einer Zweistaatenlösung überzeugen lassen und erkennen, dass Netanjahu zu seinem eigenen Nutzen die USA ausbeutet.
Die Saudis haben es klar gemacht: eine Zweistaatenlösung garantiert nicht nur die saudische Normalisierung mit Israel - auch viele im globalen Süden werden ihre Beziehungen zu Israel normalisieren - zum Wohle der Israelis.
Das Gespräch führte Golineh Atai, Leiterin des ZDF-Studios Kairo.
Quelle: dpa
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