Flüssigerdgas: EU importiert mehr russisches LNG

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Einfuhrverbot geplant:EU importiert mehr russisches Flüssigerdgas

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Trotz des Ukraine-Kriegs importieren viele EU-Länder Flüssigerdgas aus Russland - zuletzt sogar mehr als im Vorjahr. Von einem geplanten Verbot wäre auch Deutschland betroffen.

Börse - Sina Mainitz
Die EU hat im ersten Halbjahr 2025 Flüssigerdgas aus Russland im Wert von fast 4,5 Milliarden Euro importiert. Über die vorhandenen Abhängigkeiten berichtet Sina Mainitz.18.08.2025 | 1:28 min
Die EU hat im ersten Halbjahr 2025 Flüssigerdgas (LNG) aus Russland im Wert von rund 4,48 Milliarden Euro importiert. Das sind 29 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum im Vorjahr, wie aus Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat hervorgeht.
Insgesamt wurde in den ersten sechs Monaten dieses Jahres LNG im Wert von rund 26,9 Milliarden Euro importiert. Das meiste - für rund 13,7 Milliarden Euro - kam aus den USA. Bereits im vergangenen Jahr waren nach Angaben der EU-Kommission die Vereinigten Staaten mit fast 45 Prozent der Gesamteinfuhren der größte LNG-Lieferant der EU.
16.08.2022, Niedersachsen, Rehden: Die Anlage des Erdgasspeichers (Astora GmbH).
Viele europäische Staaten beziehen immer noch Gas aus Russland - trotz Putins Angriffskrieg auf die Ukraine. Nun will die EU die Gaslieferungen aus Russland komplett verbieten. 06.05.2025 | 1:34 min

Warum fließt weiter Gas aus Russland in die EU?

Anders als für fossile Energieträger wie Öl und Kohle hat die EU wegen Abhängigkeiten bislang keine Gas-Sanktionen auf den Weg gebracht. Als Flüssigerdgas (LNG) und durch die Pipeline Turkstream kommt derzeit weiter Gas aus Russland in die Staatengemeinschaft.
2024 machten Gaslieferungen aus Russland - Pipeline-Gas und LNG - nach Angaben der EU-Kommission knapp 19 Prozent aller Gasimporte aus. Insgesamt wurde im vergangenen Jahr laut EU-Statistikbehörde Eurostat natürliches und verarbeitetes Gas im Wert von 15,6 Milliarden Euro aus Russland importiert. Zum Vergleich: Aus den USA kam Gas im Wert von 19,1 Milliarden Euro.
So viel Gas bekommt Deutschland

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Vor dem Hintergrund des seit Februar 2022 andauernden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine will die EU-Kommission nun aber die Einfuhr russischen Gases in die Staatengemeinschaft komplett untersagen: Ab 2028 soll nach dem Willen der Behörde kein Gas aus Russland mehr ankommen.

Was will die Behörde genau?

Für langfristige Lieferverträge soll das Verbot laut einem Kommissionsvorschlag von Juni ab dem 1. Januar 2028 greifen. Gasimporte im Rahmen von kurzfristigen Verträgen will die Kommission schon in einem knappen Jahr verbieten, ab dem 17. Juni 2026.
Wird auf Basis von nun noch abgeschlossenen, neuen Verträgen noch russisches Gas bezogen, so soll dieses ab dem 1. Januar 2026 nicht mehr eingeführt werden dürfen. Grundlage für die Pläne sollen das EU-Handels- und EU-Energierecht sein.
LNG-Dilemma
Nach Beginn des Ukraine-Kriegs steckte Deutschland in einem Gas-Dilemma. LNG, verflüssigtes Erdgas, sollte den Wegfall der russischen Lieferungen ausgleichen - zu einem hohen Preis.01.02.2023
Der Vorschlag muss aber noch von den EU-Ländern und dem EU-Parlament verhandelt werden. Auf Ebene der Länder braucht es die Zustimmung von 15 von 27 EU-Staaten, die zusammen mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung der EU ausmachen.

Sind deutsche Unternehmen betroffen?

Sollten die Einfuhrbeschränkungen wie von der Kommission vorgeschlagen kommen, ist auch das bundeseigene deutsche Energieunternehmen Sefe betroffen. Auf Basis eines bestehenden, langfristigen Vertrags importiert es weiter Flüssigerdgas aus Russland in die EU.
Wie sich der Gasverbrauch geändert hat

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Das Unternehmen Sefe hieß früher Gazprom Germania, war eine Tochter des russischen Staatskonzerns Gazprom und wurde als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der Energiekrise in Deutschland verstaatlicht.
Was genau das Importverbot für Sefe bedeutet, ist noch unklar: "Eine abschließende Bewertung der Auswirkungen der Verordnung der Europäischen Kommission zum Phase-out der russischen Energieimporte ist erst möglich, wenn diese finalisiert ist", teilte das Unternehmen mit.

Hat ein solches Verbot Folgen für Verbraucher?

Verbraucher brauchen sich nach Angaben der Kommission keine großen Sorgen zu machen. Die Maßnahmen sollen schrittweise und in Abstimmung mit den EU-Ländern umgesetzt werden, um mögliche Auswirkungen auf die Preise zu minimieren.
Gas-und Ölfunde vor Polensküste
Gas- und Ölfunde vor Polens Küste sorgen für Aufsehen: Polen hofft auf mehr Energieunabhängigkeit, aus Deutschland kommen Sorgen um die Umwelt und vor Eingriffen in das Ökosystem.24.07.2025 | 3:01 min
Einer Analyse der Behörde zufolge könnten die verbleibenden Gasmengen ohne Risiken für die Versorgungssicherheit auslaufen. Auf dem globalen Gasmarkt gebe es genügend alternative Anbieter.
Dennoch enthält der Kommissionsvorschlag eine Art Sicherheitsklausel, falls die Versorgungssicherheit eines oder mehrerer Mitgliedstaaten ernsthaft gefährdet werden könnte. Unter diesen Umständen könnte die Kommission demnach einem oder mehreren betroffenen EU-Ländern erlauben, die Einfuhrverbote für Gas auszusetzen.
Quelle: dpa

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