Deutliche Worte in neuem Buch:Harris: Biden kandidieren zu lassen war "Leichtsinn"
In ihrem neuen Buch kritisiert Kamala Harris die Kandidatur von Joe Biden bei der US-Wahl 2024 offen wie nie zuvor. Ihm selbst die Entscheidung zu überlassen, sei falsch gewesen.
Die frühere US-Vizepräsidentin Kamala Harris gesteht in ihrem Buch ein, dass die Kandidatur von Joe Biden ein Fehler war. (Archiv)
Quelle: afpWarum ließen die Demokraten den damals 81-jährigen Joe Biden im vergangenen Jahr zunächst erneut als US-Präsident kandidieren? Darüber schreibt die ehemalige US-Vizepräsidentin Kamala Harris in ihren Memoiren.
Sie selbst und andere demokratische Politiker hätten die Entscheidung, ob Biden erneut Präsidentschaftskandidat werden solle, ihm und seiner Ehefrau Jill Biden überlassen, heißt es in einem Auszug aus Harris' Buch, den das Magazin "The Atlantic" am Mittwoch vorab veröffentlichte.
War es Anstand oder war es Leichtsinn? Rückblickend denke ich, dass es Leichtsinn war.
Kamala Harris in ihrem Buch "107 Tage"
Donald Trump hatte bei der Wahl im November 2024 überraschend deutlich gegen Kamala Harris gesiegt. Riesenfreude bei seinen republikanischen Anhängern - Verzweiflung bei den Demokraten.
07.11.2024 | 2:03 minErstmals direkte Kritik an Biden
Es ist das erste Mal, dass Harris öffentlich Kritik an Bidens Entscheidung äußert, erneut zu kandidieren - eine unglückliche Wahl, die dazu führte, dass er nach einer katastrophalen Leistung in einer TV-Debatte mit dem republikanischen Kandidaten Donald Trump im Juli 2024 aus dem Rennen ausschied. Harris rückte nach und verlor schließlich gegen Trump.
"Es stand einfach zu viel auf dem Spiel", schreibt Harris in ihrem Buch. "Diese Entscheidung hätte nicht dem Ego oder den Ambitionen einer einzelnen Person überlassen werden dürfen.
Es hätte mehr als eine persönliche Entscheidung sein müssen.
Kamala Harris in ihrem Buch "107 Tage"
Im Mai wurde bekannt, dass Joe Biden an Prostatakrebs erkrankt ist. Die Nachricht löste eine Debatte aus, ob sein Gesundheitszustand gezielt geheim gehalten wurde.
23.05.2025 | 2:20 minHarris: "Debatten-Debakel" nicht überraschend
In dem Buchauszug verteidigt Harris weiterhin Bidens Fähigkeiten, sein Amt auszuüben, beschreibt ihn jedoch im Jahr 2024 und insbesondere zum Zeitpunkt seines "Debatten-Debakels" als müde. "Selbst an seinem schlechtesten Tag war er sachkundiger, urteilsfähiger und weitaus mitfühlender als Donald Trump an seinem besten Tag", heißt es dort.
Aber mit 81 Jahren wurde Joe müde. Da zeigte sich sein Alter in körperlichen und sprachlichen Stolperern.
Kamala Harris in ihrem Buch "107 Tage"
Sie sei nicht überrascht, dass es nach zwei aufeinanderfolgenden Reisen nach Europa und einem Flug an die Westküste für eine Spendengala in Hollywood zu dem Debakel gekommen sei. "Ich glaube nicht, dass es an Unfähigkeit lag."
Joe Biden fand in seiner ersten großen Rede seit dem Machtwechsel klare Worte gegen Trump. Die neue Regierung habe Schaden und Zerstörung angerichtet, kritisierte der Ex-Präsident.
16.04.2025 | 0:26 minHarris kritisiert auch Bidens Umfeld
Für ihre Darstellung in den Medien während ihrer Zeit als Vizepräsidentin machte Harris auch Vertraute Bidens verantwortlich. Als erste Frau in dem Amt habe sie unter größerer Beobachtung gestanden, aber wenn die Berichterstattung unfair oder ungenau gewesen sei, habe das das engste Umfeld des Präsidenten anscheinend nicht gestört. "Es schien sogar so, als hätten sie beschlossen, mich noch ein bisschen mehr zu Fall zu bringen."
Dabei habe ihre Herabsetzung auch Biden geschadet, während ihre Erfolge positiv auf den Präsidenten zurückgefallen wären, schreibt Harris. "Mein Erfolg war wichtig für ihn. Sein Team hat das nicht verstanden."
Harris hatte die Präsidentschaftswahl im November 2024 klar gegen Trump verloren. Ihre gut dreimonatige Kampagne war die kürzeste in der jüngeren US-Geschichte. Darauf spielt auch der Titel ihrer Memoiren an: "107 Days" (107 Tage). Das Buch erscheint am 23. September.
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