Petersburger Wirtschaftsforum: Wer will noch Geschäfte mit Putin?
Wirtschaftsforum St. Petersburg:Wer will noch mit Putin Geschäfte machen?
von Armin Coerper, Sankt Petersburg
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Im vierten Kriegsjahr streut der Kreml, dass westliche Firmen nach Russland zurückkehren wollten. Auf dem Internationalen Petersburger Wirtschaftsforum sucht man sie vergeblich.
Der Kreml sagt, dass westliche Unternehmen zurück nach Russland kommen. Das Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg zeigt Russlands Wirtschaft aber anders.
Quelle: dpa
Ikea ist weg, stattdessen kaufen die Russen jetzt in heimischen Möbelhäusern. Volkswagen baut keine Autos mehr in Kaluga, dafür machen sich chinesische Kfz-Marken heute auf den Straßen Moskaus und Sankt Petersburgs breit.
Und die ehemals amerikanischen Burger gibt's nicht mehr bei McDonald’s, sondern bei einem russischen Pendant, das übersetzt "lecker und basta" heißt. Vor der Burgerbude scheint's den Passanten in Moskau trotzdem zu schmecken. "Eigentlich besser als früher", sagt Natalia. "Wir brauchen kein McDonald’s mehr", ergänzt ihr kauender Freund.
McDonald’s oder russische Burgerbraterei?
Da wundert man sich, dass Präsident Wladimir Putin erst unlängst in einem öffentlichen Zwiegespräch mit dem neuen, russischen Chef der Burgerbraterei kokettierte, ob man McDonald’s wiederhaben wolle. Und er gibt auch gleich die Antwort. "Die haben uns doch in eine schwierige Lage versetzt, als sie einfach das Weite suchten. Und jetzt, wo sie zurückkommen wollen, sollen wir ihnen einfach den Weg ebnen? Natürlich tun wir das nicht!" sagt der Präsident. Der Chef von "lecker und basta" nickt eifrig. Wenn die Amerikaner zurückkämen, wäre er ja auch womöglich sein Imperium wieder los.
Zum Abschluss des zweitägigen G7-Gipfels in Kanada ist noch einmal die Uneinigkeit der Industrieländer gegenüber Russland zutage getreten. „Viel besser hätte der G7-Gipfel aus russischer Sicht nicht laufen können“, so ZDF-Korrespondent Felix Klauser.18.06.2025 | 2:31 min
Könnte es neue Wirtschaftsbeziehungen zu Trumps USA geben?
Denn zumindest die Liegenschaften der meisten westlichen Unternehmen wurden von Russland nach ihrem Abgang verstaatlicht und an kremltreue "Nachfolger" übergeben. Trotzdem streut der Kreml die Mär, gerade US-amerikanische Konzerne drängten auf den russischen Markt zurück.
Genährt wird das beim internationalen Wirtschaftsforum von einer Diskussion, die für Donnerstag angesetzt und mit "Russland und USA" überschrieben ist. Moderiert vom Chef der russisch-amerikanischen Handelskammer, der für ein Interview mit der ZDFheute im Vorfeld nicht zur Verfügung stand. Und genährt wird das alles natürlich auch von der vermeintlichen neuen Freundschaft zwischen Russland und den USA, von der angeblichen Rückkehr zu Wirtschaft und Handel, kurz: von Wladimir Putin und Donald Trump. Doch wie könnte das konkret aussehen?
Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) sprach sich erneut für weitere Sanktionen gegen Russland aus und kündigte die Verabschiedung des 18. EU-Pakets im Außenministerrat am 23. Juni an.05.06.2025 | 1:56 min
"Putin hat Trump doch wenig anzubieten" sagt der Wirtschaftsexperte Wladislaw Inosemzew im ZDFheute-Interview, der mittlerweile in den USA lebt.
Es gibt kaum Produkte, die die USA von Russland bräuchten. Und in Wahrheit will Russland die Amerikaner auch nicht zurückhaben, das Geld verdienen jetzt heimische Unternehmer.
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Wladislaw Inosemzew, Wirtschaftsexperte
Worum geht es also wirklich bei dem angeblich angestrebten Handel?
Die Sanktionen sollen Moskaus Kriegsmaschinerie schwächen. Auf den ersten Blick ist davon wenig zu spüren. Und zum Einlenken zwingen konnten die Sanktionen Putin bisher nicht.20.05.2025 | 2:52 min
Trumps Interesse an der Pipeline Nord Stream
Laut Inosemzew ist etwas ganz anderes zum Objekt der Trumpschen Begierde avanciert. Die Pipeline Nord Stream nämlich. Die ist zwar zerstört, aber noch immer mehrheitlich im Besitz des russischen Gasgiganten Gazprom. Wenn der seine Anteile komplett an die Amerikaner verkaufen würde, könnten diese die Röhre reparieren und russisches Gas als amerikanisches deklariert nach Europa verkaufen.
Und Trump könnte die Europäer mit der Androhung von Zöllen möglicherweise zwingen, das Gas zu kaufen.
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Wladislaw Inosemzew, Wirtschaftsexperte
Und so geht es am Ende wieder um russisches Gas, das Putin an den amerikanischen Mann bringen will. Alles andere scheint nur PR und Begleitmusik zu sein. Immerhin die Europäische Union scheint verstanden zu haben, worum es Trump und Putin wirklich geht. Im nächsten, im 18. Sanktionspaket gegen Russland, das jetzt ganz schnell kommen soll, wird laut EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen die gesprengte Pipeline gelistet werden.
Derweil wird über den Deal, den die Herren Putin und Trump offenbar anstreben, auf dem Petersburger Wirtschaftsforum wohl nicht diskutiert werden. Stattdessen über Burger, die angeblich wieder amerikanisch werden sollen, wo die russischen doch eigentlich viel besser schmecken.