Tote bei Kämpfen an der Grenze:Thailand-Kambodscha-Konflikt eskaliert weiter
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Der schwelende Konflikt zwischen den südostasiatischen Ländern Thailand und Kambodscha eskaliert weiter. Bisher gibt es mindestens 33 Tote, rund 170.000 Menschen wurden vertrieben.
Der Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha eskaliert. Worum es geht und wie es weitergehen könnte, erklärt Südostasien-Experte Marco Bünte. 26.07.2025 | 10:26 min
Thailand und Kambodscha haben sich auch am Samstag aufgrund eines alten Grenzkonflikts weiter Gefechte geliefert - den dritten Tag in Folge.
Auf thailändischer Seite wurden 20 Opfer gezählt, wie die Behörden des südostasiatischen Landes mitteilten. Die meisten Opfer seien Zivilisten. In Kambodscha stieg die Zahl der Toten nach Angaben der Regierung auf 13, darunter waren demnach fünf Soldaten und sieben Zivilisten.
An der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha gibt es seit Tagen heftige Kämpfe. Bislang wurden 33 Menschen getötet. Auslöser ist die Grenzziehung durch Frankreich während der Kolonialzeit.26.07.2025 | 1:43 min
Zehntausende Flüchtlinge in Thailand und Kambodscha
Der kambodschanische Informationsminister Neth Pheaktra sagte am Samstag, die Gefechte hätten rund 38.000 Menschen in drei Grenzprovinzen gezwungen, an sichere Orte zu fliehen.
Thailändische Behördenvertreter sprachen von 131.000 aus Grenzdörfern geflüchteten Menschen.
Quelle: ZDF
Kambodscha: Thailand hat Attacken ausgeweitet
Das kambodschanische Verteidigungsministerium warf Thailand vor, seine Offensive mit neuen Attacken ausgeweitet zu haben. Das thailändische Militär habe am Samstag mehrere Orte in der Provinz Pursat mit schwerer Artillerie beschossen. Der Angriff sei ein "unprovozierter und vorsätzlicher Akt der Aggression".
Ministeriumssprecherin Maly Socheata erklärte, auch in der Provinz Koh Kong seien die Spannungen eskaliert. Berichten zufolge kreuzten dort vier thailändische Marineschiffe vor der Küste, vier weitere befanden sich auf dem Weg dorthin. Der Marineeinsatz berge die Gefahr einer weiteren Eskalation, sagte Maly Socheata.
Thailand und Kambodscha liefern sich Gefechte entlang der Grenze. Der Konflikt hat eine lange Vorgeschichte rund um Kolonialismus und Tempelanlagen. Die Hintergründe im Überblick.
von Nils Metzger
mit Video
Thailand berichtet von Einschlägen in Laos
Die thailändische Armee bestritt, zivile Ziele in Kambodscha anzugreifen. Sie beschuldigt das Nachbarland, Zivilisten als "menschliche Schutzschilde" zu missbrauchen, indem das Militär seine Waffen in Wohngebieten in Stellung bringe.
Die thailändische Marine warf Kambodscha am Samstag einen neuen Angriff auf die Provinz Trat vor. Kambodschanische Kräfte seien an drei Orten zurückgedrängt worden. "Aggression wird nicht toleriert", erklärte die Marine. Die thailändischen Behörden berichteten zudem vom Einschlag kambodschanischer Artilleriegeschosse in Laos.
Trump drängt auf Waffenstillstand
US-Präsident Donald Trump forderte am Samstag beide Seiten zu einer Waffenruhe auf. Er habe mit den Regierungschefs der beiden Staaten gesprochen, teilte Trump am Samstag mit. "Beide Seiten sind an einer sofortigen Waffenruhe und Frieden interessiert." Sie hätten zugestimmt, sich sofort zu treffen und rasch eine Feuerpause und letztendlich Frieden auszuarbeiten.
Die USA würden gerade mit beiden Seiten über die Handelsbeziehungen verhandeln, "aber wir wollen mit keinem der beiden Länder einen Deal schließen, wenn sie kämpfen", schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social.
Kambodschas UN-Botschafter fordert Waffenruhe
Auch Kambodscha hatte zuvor ein sofortiges Ende der Feuergefechte gefordert. Der kambodschanische UN-Botschafter Chhea Keo sagte nach einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York:
Kambodscha forderte eine sofortige, bedingungslose Waffenruhe, und wir fordern auch eine friedliche Lösung des Konflikts.
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Chhea Keo, UN-Botschafter Kambodschas
Thailand könne Kambodscha nicht glaubwürdig vorwerfen, das Land angegriffen zu haben, da dessen Armee nur ein Drittel so groß sei wie die Thailands, so Keo weiter. Zudem verfüge Kambodscha nicht einmal über eine voll ausgerüstete Luftwaffe.
Thailand warnt vor Kriegsgefahr
Zuvor hatte Thailand vor der Gefahr eines Krieges gewarnt. "Falls die Situation eskaliert, könnte sie sich zu einem Krieg entwickeln, auch wenn es bislang bei Zusammenstößen bleibt", sagte Übergangsregierungschef Phumtham Wechayachai am Freitag.
Bereits am Freitagabend hatten Thailands Streitkräfte in acht Distrikten der Provinzen Trat und Chanthaburi das Kriegsrecht verhängt.
Seit Jahren streiten Thailand und Kambodscha über die Grenzziehung zwischen den beiden Ländern. Jetzt kam es zu schweren Kämpfen im Grenzgebiet mit mindestens 16 Todesopfern.26.07.2025 | 2:17 min
Schwelender Konflikt in Südostasien am Donnerstag eskaliert
Der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen den beiden südostasiatischen Nachbarn war am Donnerstag gefährlich eskaliert. Nach Schusswechseln an der Grenze hatte das thailändische Militär eigenen Angaben zufolge Kampfjets gegen kambodschanische Stellungen eingesetzt. Wer das Feuer eröffnete, ist weiter unklar. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig.
Menschenrechtler riefen Thailand und Kambodscha dazu auf, Zivilisten und zivile Infrastruktur und das humanitäre Völkerrecht unbedingt zu schützen. Beide Seiten müssten das humanitäre Völkerrecht unbedingt schützen, forderte John Sifton, Asien-Direktor der Organisation Human Rights Watch (HRW).