Jugendarmut:Wenn Geldsorgen die Zukunft trüben
Viele junge Menschen sorgen sich, in Armut leben zu müssen. Sozialverbände fordern eine bundesweite Strategie gegen Jugendarmut. Betroffene hätten in vielen Bereichen Nachteile.
Das ist frustrierend und verletzend.
Showaisa Niazi, 19 Jahre alt
Jugendsozialarbeiter: "Gesellschaftliche Bankrotterklärung"
- Ihr Einkommen liegt unter der Armutsgefährdungsgrenze.
- Ihr Haushalt ist von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen.
- Sie lebt in einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung.
Die Armutsgefährdungsgrenze liegt in Deutschland bei 60 Prozent des mittleren Einkommens und hängt von der Anzahl und dem Alter der Haushaltsmitglieder ab.
Eine allein lebende Person galt 2023 als armutsgefährdet, wenn sie ein Einkommen von 1.314 Euro oder weniger im Monat hatte.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Sie müssen als Jongleur so viele Bälle mehr in der Luft halten, die sie brauchen zur existenziellen Absicherung, dass der Blick in die Zukunft wenig positiv ist.
Silke Starke-Uekermann, Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS)
Bürokratie erschwert die Wohnungssuche
Ich habe zwei Hobbys: Häkeln und Nägel-Machen. Da muss ich immer gucken, dass ich nicht zu viel Geld ausgebe, damit ich genug habe für den nächsten Monat.
Showaisa Niazi
Sozialverbände fordern, Jugendarmut anzuerkennen
Jede Entscheidung, die politisch getroffen wird, muss mit den Auswirkungen auf junge Menschen, besonders auf die in prekären Lebenssituationen, reflektiert werden.
Silke Starke-Uekermann, BAG KJS
- Wohnen: Ausbau des Programms Junges Wohnen zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Studierende und Auszubildende.
- Bildung: BAföG soll langfristig elternunabhängiger gestaltet und die Bearbeitungszeiten durch Digitalisierung verkürzt werden.
- Mobilität: Einführung eines MobilitätsPasses mit 500 Euro Guthaben für junge Menschen sowie ein Führerscheinzuschuss von bis zu 2.000 Euro für Azubis.
- Wohnen: Stärkung des sozialen Wohnungsbaus und regelmäßige Anpassung des Wohngeldes.
- Bildung: BAföG-Anträge sollen einfacher, digitalisiert und schneller bearbeitet werden.
- Mobilität: Der Führerschein soll für junge Menschen bezahlbarer werden.
- Wohnen: Förderung des Wohnheimbaus für Studierende und Auszubildende durch das Projekt Junges Wohnen.
- Bildung: BAföG soll existenzsichernd sein, regelmäßig an die Lebenshaltungskosten angepasst und digitalisiert werden.
- Mobilität: Junge Menschen sollen bundesweit vergünstigt oder kostenlos den ÖPNV nutzen können.
- Wohnen: Zielgerichtete Unterstützung durch Wohngeld für Menschen mit niedrigem Einkommen.
- Bildung: BAföG-Reform hin zu einem elternunabhängigen Baukasten-System mit flexibler Förderung.
- Mobilität: Günstigere Führerscheine.
- Wohnen: Um die Wohnungsnot in Gebieten mit angespannten Wohnungsmärkten insbesondere auch für junge Familien zu begrenzen, ist die Zuweisung von Wohnungen an Asylberechtigte und erst recht an Asylbewerber in diese Wohnquartiere maximal zu begrenzen.
- Bildung: BAföG-Rückzahlungserlass für Studierende, die während des Studiums ein Kind bekommen.
- Mobilität: Keine spezifischen Maßnahmen zu vergünstigter Mobilität oder Führerscheinförderung für junge Menschen.
- Wohnen: Bundesweiter Mietendeckel für sechs Jahre und Investition von 20 Milliarden Euro jährlich in gemeinnützigen Wohnungsbau.
- Bildung: BAföG soll stetig an die Inflation angepasst und als Vollzuschuss elternunabhängig gewährt werden. Studierendenwerke sollen ausreichend finanziert werden damit sie die Semesterbeiträge, Mensapreise und Wohnkosten für Studierende senken können.
- Mobilität: Einführung eines 0-Euro-Tickets für Schüler, Auszubildende, Senior*innen und Studierende sowie Wiedereinführung des 9-Euro-Tickets.
- Wohnen: Mieten bis zum Ende des Jahrzehnts in Regionen mit angespannten Wohnungsmärkten einfrieren.
- Bildung: BAföG-Reform für bessere Studienfinanzierung und Förderung eines Hochschulsozialpakt für gute soziale Infrastruktur.
- Mobilität: Sicherstellung eines bezahlbaren ÖPNV, einer ärztlichen Grundversorgung und regional erreichbare Krankenhäuser, Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf und Freizeittreffs insbesondere für Jugendliche und ältere Mitbürger.
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