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Kommentar
USA-Reise des Kanzlers:Merz heil zurück von Trump-Mission
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War Friedrich Merz' USA-Reise ein Erfolg? Dem Kanzler ist jedenfalls nicht mehr so bang um die Zukunft des Westens wie vor seinem Besuch bei Donald Trump. Ein Kommentar.
Die Angst ist verflogen. Dazu waren die 14.000 Kilometer nötig, die Friedrich Merz nach Washington und zurück nach Berlin gereist ist. Als könne er nun sicherer seinen Weg fortsetzen als Bundeskanzler.
Kurz bevor Merz das geworden ist, war er enorm verunsichert von Donald Trump. Wegen der Szenen, die er vor einem guten Monat aus dem Oval Office sah, hatte er seine ordnungspolitische Überzeugung geopfert. Jedenfalls hatte er so begründet, sich auf ein Billionen-Schuldenpaket mit der SPD einzulassen, die ihm dafür die schwarz-rote Koalition zugesagt hat - und somit das Kanzleramt.
Als damals der amerikanische Präsident und sein Vize den ukrainischen Präsidenten demütigten, war Merz politisch übel geworden. Da hatte er die freie Welt in freiem Fall gesehen. Nun musste Merz selbst in die kreisrunde Manege dieses Weltzirkusdirektors im Weißen Haus, dem wieder sein Scharfmacher J.D. Vance zur Seite saß, genau wie im Mai, als Selenskyj dort vorgeführt worden war.
Merz widerspricht Trump nicht, Trump widerspricht Merz nicht
Merz gab hochkonzentriert acht, niemanden zu provozieren. Auch nicht jene Mehrheit in Deutschland, die Trump für eine Gefahr hält, wie Merz es selbst getan hatte. Die wollten, dass der Kanzler nicht vor diesem Präsidenten kuscht.
Nun hat Merz es nicht geschafft, den Unberechenbaren zu domptieren. Er hat ihm nicht einmal widersprochen. Aber dennoch hat Merz Positionen klargemacht, die Trump eigentlich nicht teilt: dass es keine Neutralität zwischen Russland und der Ukraine geben darf. Sondern ihr, der angegriffenen Ukraine, weiter geholfen werden muss. Dem hat Trump zumindest nicht widersprochen.
Das war der Erfolg dieses Besuchs: Merz hält Trump nach näherer Betrachtung für weniger gefährlich. Ihm ist nicht mehr so bang um die Zukunft des Westens wie vor seiner Reise. Er vermittelt den Eindruck, als habe er in Trump doch noch etwas Transatlantisches entdeckt.
Wulf Schmiese ist stellvertretender Leiter im ZDF-Hauptstadtstudio.
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