Schulbarometer: Das stresst deutsche Lehrer im Job am meisten

Robert Bosch Stiftung:Schulbarometer: Das stresst Lehrer am meisten

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Arbeitsbelastung und der Einsatz von KI-Tools stressen deutsche Lehrer. Das sagten sie dem aktuellen Schulbarometer. Am meisten aber belastet sie das Verhalten der Schüler.

Digitalassistent Max Horn an einer digitalen Tafel in der Sekundarschule Zörbig.
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Viele Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich im Umgang mit Künstlicher Intelligenz nicht sattelfest. Wie aus dem in Stuttgart vorgestellten Deutschen Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung hervorgeht, sind knapp zwei Drittel der Befragten (62 Prozent) unsicher im Umgang mit KI-Tools wie ChatGPT.
Zudem wendet die Mehrheit der befragten Lehrkräfte die Tools auch nur selten an. Mehr als die Hälfte nutzt KI demnach seltener als einmal im Monat - knapp ein Drittel verzichtet ganz darauf. Kommen ChatGPT und Co. zum Einsatz, dann vor allem zur Erstellung von Aufgaben oder für die Unterrichtsplanung.
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Was am meisten belastet: Verhalten der Schüler und Zeitmangel

Die größte Herausforderung im Schulalltag liegt aber woanders. Eine wachsende Zahl, 42 Prozent der Lehrkräfte, nennt das Verhalten ihrer Schüler als Hauptbelastung - ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr (35 Prozent). Besonders betroffen sind Lehrer an Haupt-, Real- und Gesamtschulen (52 Prozent).
An zweiter Stelle nennen die Befragten die hohe Arbeitsbelastung und den chronischen Zeitmangel (34 Prozent, 2023: 28 Prozent). Trotz dieser Belastung bleibt die Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit (84 Prozent) und der eigenen Schule (90 Prozent) weiter bemerkenswert hoch.

Wunsch nach mehr Demokratiebildung

Erstmals untersucht wurde, wie Lehrkräfte die Demokratiebildung einschätzen. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) ist der Meinung, dass in diesem Bereich mehr getan werden müsste. Als größtes Hindernis dafür nennen drei Viertel (77 Prozent) den Mangel an Unterrichtszeit. Fast die Hälfte (45 Prozent) sieht zudem fehlendes Fachwissen des Kollegiums als problematisch an.
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Lehrkräfte blicken skeptisch auf Auswirkungen von KI

Auf Schülerinnen und Schüler hat der Einsatz von Künstlicher Intelligenz nach Einschätzung der Befragten überwiegend negative Folgen. 62 Prozent der Lehrkräfte, die im vergangenen Jahr KI genutzt haben, befürchten negative Auswirkungen auf die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler.
Ähnlich schätzen die Befragten die Auswirkungen auf die Fähigkeiten zum kritischen Denken ein. Positiv sehen die Lehrkräfte dagegen, dass sie mithilfe von KI stärker auf individuelle Lernbedürfnisse ihrer Schüler eingehen können. 65 Prozent der Befragten sehen darin einen Vorteil.

Mit dem Deutschen Schulbarometer lässt die Robert Bosch Stiftung seit 2019 regelmäßig repräsentative Befragungen zur aktuellen Situation der Schulen in Deutschland durchführen. Für die aktuelle Ausgabe wurden zwischen dem 11. November und 2. Dezember 2024 insgesamt 1.540 Lehrkräfte an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen vom Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt. Die Ergebnisse der Umfrage haben demnach eine Fehlertoleranz von drei Prozentpunkten.

Experten fordern Fortbildungen

"ChatGPT und vergleichbare Anwendungen sind längst Teil der Lebenswelt junger Menschen und lassen sich auch durch Verbote nicht mehr aus dem schulischen Alltag verbannen", sagte Dagmar Wolf von der Robert Bosch Stiftung. Lehrkräfte sollten deshalb eigene Erfahrungen mit den Technologien sammeln. "Darüber hinaus sind systematische Fortbildungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unterricht unerlässlich", meint Wolf. Nur so könnten Schülerinnen und Schüler einen reflektierten und verantwortungsvollen Umgang mit KI erlernen.
Quelle: dpa

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