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Selenskyj in Berlin:Könnte der Krieg 2025 vorbei sein?
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Der ukrainische Präsident Selenskyj spricht in Berlin vom Frieden. Russland könnte dazu gezwungen werden, dann könnte der Krieg 2025 enden. Wie könnte der Weg dorthin aussehen?
Olaf Scholz holt seinen Gast direkt vom Hubschrauber ab. Wolodymyr Selenskyj landet an diesem Freitag direkt im Garten des Kanzleramts. Der ukrainische Präsident und der deutsche Kanzler posieren für Fotos, dann gehen sie ins Kanzleramt, wo schon Journalistinnen und Journalisten warten.
Wer sich die Statements der beiden anhören will, muss zweieinhalb Stunden vorher da sein. Scharfschützen auf den Dächern. Sicherheitscheck. Sonderakkreditierung. Das volle Programm. Und dann gibt es nicht einmal die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
Selenskyj will "Russland zum Frieden zwingen"
Dabei gäbe es genug Fragen. Etwa die nach den Details zu einem Friedensplan. In seinem Statement sagt Selenskyj, er wolle Scholz heute seine Strategie für den Frieden erläutern:
Heute werde ich dem Bundeskanzler den Plan vorstellen, wie wir unserer Meinung nach Russland zum Frieden zwingen können, wie wir diesen Krieg beenden können.
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine
Selenskyj sagt, es wäre "wünschenswert, dass es schon nächstes Jahr passiert, 2025." Und Scholz sagt, es müsse weitere Gespräche über den Frieden geben. Daran sollte auch Russland teilnehmen.
Klar ist, eine Verwirklichung des Friedens kann nur auf Basis des Völkerrechts geschehen. Das wird noch enorme Anstrengung erfordern.
Olaf Scholz, Bundeskanzler
Gespräche "mit Russland dabei"?
Doch wie sieht dieser Plan aus? Klar ist, es hat schon einmal Gespräche über den Frieden gegeben - im Juni, in der Schweiz. Die ukrainische Delegation hatte sich seinerzeit dafür ausgesprochen, eine zweite Runde abzuhalten und dazu auch Vertreter Russlands einzuladen.
"Es ist wahr, dass der Frieden in der Ukraine nicht erreicht werden kann, ohne Russland einzubeziehen", sagte auch Olaf Scholz bereits am 15. Juni. Ähnlich äußerte er sich dann im ZDF-Sommerinterview Mitte September, wo er Gespräche "mit Russland dabei" forderte.
Diplomatie läuft bereits im Hintergrund
Kommt es also bald zu einem zweiten Gipfel über den Frieden? Wann und wo könnte er stattfinden? Im Hintergrund dürfte daran jedenfalls gearbeitet werden. Das Ziel: vertrauensbildende Maßnahmen. Russland und die Ukraine könnten zum Beispiel die Sicherheit von Atomkraftwerken vereinbaren.
Dass ein solcher Gipfel in Deutschland stattfindet, wie von manchen Medien gemeldet, dürfte aber unwahrscheinlich sein. Es müsste schon ein Land sein, dass auch Russland akzeptieren könnte. Denkbar eher, dass die Gespräche in einem Land wie Saudi-Arabien stattfinden.
ZDF-Korrespondent: "Die Rhetorik ändert sich"
Die Tatsache, dass Selenskyj und Scholz an diesem Freitag so viel über den Frieden reden, könnte ein Indiz dafür sein, dass die diplomatischen Bemühungen um weitere Gespräche vorankommen. ZDF-Korrespondent Andreas Kynast sagt:
Aufgefallen ist mir, dass sich doch die Rhetorik ändert, dass zum Beispiel der Punkt des gerechten Friedens jetzt wirklich immer wieder, immer häufiger auftaucht.
Andreas Kynast, ZDF-Korrespondent
Seinen Friedensplan hat Selenskyj an diesem Freitag auch schon Papst Franziskus im Vatikan erläutert. Zuvor hatte er sich mit den Regierungen in London, Paris und Rom getroffen.
Derweil hat sich Wladimir Putin mit seinem iranischen Kollegen Massud Peseschkian in Turkmenistan getroffen. Man arbeite international zusammen und habe nahe beieinanderliegende Ansichten, hieß es. Putin und Selenskyj treffen in diesen Tagen jeweils ihre eigenen Verbündeten. Der Weg zum Frieden dürfte noch lang sein.
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