Absatzeinbruch bei Tesla: Grünheide zwischen Sorge und Hoffnung

Musk als Fluch oder Segen:Was Grünheide über Teslas Absatzproblem denkt

von Antje Klingbeil
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Teslas Werk in Grünheide kämpft mit sinkenden Absätzen. Manche sorgen sich vor einer "verlassenen Fabrik im Wald". Für andere ist "alles schön". Ein Stimmungsbild aus Grünheide.

Eine Dronenaufnahme des Tesla Werks in Grünheide
Im März 2022 wurde das Tesla-Werk in Grünheide eröffnet und die Produktion gestartet.
Quelle: epa

Am S-Bahnhof Erkner - knapp 10 Kilometer von Europas einziger Tesla-Fabrik entfernt - warten Tesla-Mitarbeiter auf den Bus, der sie zum Werk bringt. Auf die Frage nach dem zuletzt stockenden Absatz und ob sie das beunruhigen würde, wenden sich nicht wenige verunsichert ab.
Zwei junge Männer äußern sich dann doch:

Es ist alles in Ordnung. Sie sehen doch. Wir stehen hier und warten auf den Bus.

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Studentin: Musks Polit-Engagement Grund für Absatzprobleme

Mehr wollen sie auf keinen Fall sagen und sie dürfen es wohl auch nicht. Der Tesla-Konzern selbst macht keine Angaben zu Ergebnissen in einzelnen Ländern. Doch laut Händlerverband Acea brach der Tesla-Absatz in Europa in den ersten fünf Monaten des Jahres um gut 45 Prozent ein. Jana, die als Studentin in die Region gezogen ist, hat eine klare Meinung dazu:

Das ist eine Reaktion darauf, was Elon Musk so von sich gibt - ist ja auch nicht verwunderlich.

Jana, Studentin

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Björn Bönick, der am Bahnhof gerade in sein Auto einsteigen will, ergänzt:
"Ich finde es schade, dass Tesla hierhergekommen ist und nicht ein deutsches Unternehmen, wie z.B. BMW. Das wäre besser gewesen, als einen Amerikaner hier rein zu lassen und den auch noch mit Subventionen zu fördern. Es kam, wie es kommen musste: viele Arbeiter aus Polen und Tschechien und naja, die Deutschen bleiben ein bisschen außen vor."

Äußerungen des Tesla-Chefs
:Was Grünheide über Elon Musk denkt

Was halten die Menschen in Grünheide, wo Teslas Fabrik steht, von den jüngsten Äußerungen Elon Musks zur Bundestagswahl? Diese Frage hat das ZDF vor Ort gestellt.
von Antje Klingbeil
Das Tesla Giga-Wark in Grünheide.

Tesla: Kostenloses Laden von E-Autos in Grünheide

Unterdessen bemüht sich Tesla um Bürgernähe. Seit April steht vor den Werktoren der aktuell größte E-Ladepark der Welt. An einer der über 500 Zapfstellen, die frei zugänglich und kostenfrei sind, schwärmt ein Dauercamper aus der Region, der Tesla fährt:
"Was hier so passiert - das ist doch alles schön. Der Aufschwung ist da, die Infrastruktur entwickelt sich. Ich fahre Tesla, weil ich ihn hier laden kann und das auch noch kostenlos."

Brandenburgs Regierung glaubt an Aufschwung bei Autobauer

Zum Ladepark gehören auch öffentliche Toiletten, Bänke und ein Kaffee-Automat. Ein älterer Mann mit neonfarbener Weste samt Tesla-Logo putzt und sammelt Müll auf.
Er erzählt, dass er aus Berlin komme und hier gutes Geld verdient: "Jetzt bin ich in der Gartentruppe. Früher war ich in der Produktion. Aber ich bin nicht mehr der Jüngste und in der Produktion ist es doch recht stressig." Von einem Absatzrückgang, habe er gar nichts mitbekommen.
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Auch die brandenburgische Landesregierung geht davon aus, dass die Produktion des Tesla-Werks stabil bleibt bzw. wieder zunimmt. Mit 16,3 Millionen Euro finanziert sie den Umbau des Bahnhofs Fangschleuse zugunsten von Tesla. Entstehen sollen größere Kapazitäten für den Güterverkehr, um LKW-Transporte zu ersetzen.

Gemeinde ist gespalten - Diskussionen um Bahnhof und Wasserverbrauch

Unverständnis bei Manu Hoyer von der Grünheider Bürgerinitiative. Das sei bei den sinkenden Absatzzahlen völlig überdimensioniert: "Ein Bahnhof wird zu Lasten der Bevölkerung und zu Gunsten von Tesla verlegt. Das kostet den Steuerzahler mehrere Millionen Euro. Für uns sind das versteckte Subventionen."

Wir fragen uns, was muss noch geschehen, damit die Politik endlich aufwacht und die Geschäfte mit Rechtspopulisten einstellt.

Manu Hoyer, Bürgerinitiative Grünheide

Seit dem Bau der Fabrik in Brandenburg ist auch das Wasser ein Streitthema. Umweltschützer warnen, weil ein Teil des Tesla-Werks im Wasserschutzgebiet liegt. Auf dem Marktplatz von Grünheide schüttelt eine Frau, die jeden Sommer in der Region verbringt, nur den Kopf:
"Er hat die Auflagen nicht so erfüllt, wie er sollte - also nicht so tief gebohrt wie er sollte. Es wird hier also mit dem Wasser noch schwieriger. Ich denke auch mit dem Bahnhof - das ist einfach unnötig… man bekommt es ja aus den Medien mit, dass die Absätze überall einbrechen und nicht nur in Deutschland."
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Wie das wohl werden wird, fragt sie sich:

… dann steht nachher eine verlassene Fabrik im Wald und wir haben einen Riesenbahnhof, den keiner mehr braucht.

Optimistischer sieht das ein Mann, der hier seit Jahren Grillhähnchen verkauft: "Sie haben mit Teslas Gewerbesteuergeldern jetzt die Radwege so schön gemacht - das ist mal was Positives."
Antje Klingbeil berichtet aus dem ZDF-Studio in Brandenburg.

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