Heuschnupfen und Co.: Was hilft gegen Pollenallergie?

Heuschnupfen und Co.:So überstehen Allergiker die Pollensaison

von Gunnar Fischer
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Ein Heuschnupfen sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Unbehandelt droht die Entwicklung eines allergischen Asthmas. Was bei einer Pollenallergie hilft.

Pollenallergie

Nicht nur jüngere Menschen, auch immer mehr Ältere werden von einer Pollenallergie geplagt. Warum man das nicht ignorieren, sondern behandeln lassen sollte.

22.03.2024 | 5:30 min

Jedes Jahr beginnt für Millionen Menschen mit der Pollenzeit auch die Leidenszeit. In Deutschland ist inzwischen fast jeder Vierte von einer Pollenallergie, dem Heuschnupfen, betroffen. Das Fatale: Im Zuge des Klimawandels hat sich die Pollensaison dramatisch verlängert. Während bestimmte Bäume teilweise bereits im Januar blühen, fliegen Pollen von Gräsern und Kräutern bis weit in den Herbst hinein.

Die Infografik zeigt die Hauptblüte, Vor- und Nachblüte sowie das mögliche Vorkommen der acht allergologisch wichtigsten Pollenarten in Deutschland. Der Gesamtdeutsche Pollenflugkalender basiert auf Daten von 2016 bis 2021. Hasel-Pollen kann es von Ende November bis Ende Mai geben. Pollen der Erle von Dezember bis Anfang Juli. Pollen der Esche von Ende Januar bis Mitte Juni. Birkenpollen von März bis Mitte Juli. Gräserpollen von Mitte März bis Anfang November. Roggenpollen von Mai bis Mitte August. Beifußpollen von Ende Mai bis Mitte November und Pollen des Traubenkraut (auch Ambrosia genannt) von Anfang Juni bis Mitte November. Quelle der Infografik ist die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst.

Was bei einer Pollenallergie passiert

Warum so viele Menschen von Heuschnupfen geplagt werden, ist nicht restlos geklärt. Neben einer genetischen Belastung wird auch die Hygiene-Hypothese diskutiert. "Wahrscheinlich wachsen wir in zu sterilen Verhältnissen auf. Und das scheint das Immunsystem dazu zu bringen, gegen eigentlich ungefährliche Stoffe zu schießen", sagt Oliver Pfaar, Allergologe am Universitätsklinikum Marburg.

Ursache für die allergischen Symptome ist eine Fehlsteuerung der körpereigenen Abwehr.

Das Immunsystem stuft die Pollen fälschlicherweise als fremd und gefährlich ein, die ja eigentlich nur harmlose Bestandteile der Luft ohne Krankheitswert sind.

Prof. Dr. Oliver Pfaar, Allergologe, Universitätsklinikum Marburg

Treffen Pollen auf Schleimhäute der Nase, Augen und Atemwege, setzen Mastzellen, körpereigene Abwehrzellen, die allergische Entzündung in Gang.

Wie man Heuschnupfen erkennt

Typischerweise kommt es zu Jucken der Augen, Anschwellen der Nasenschleimhäute, Kratzen im Hals und Niesreiz. Treten diese Symptome unabhängig von der allgemeinen Erkältungswelle und immer zur Blütezeit bestimmter Pflanzen auf, muss an eine Allergie gedacht werden.

Mithilfe eines Prick-Tests lässt sich klären, auf welche Pollen Betroffene allergisch reagieren. Dabei wird je ein Tropfen verschiedener Allergen-Extrakte auf ein Testfeld am Unterarm oder Rücken aufgebracht und mit einer kleinen Lanzette in die Haut leicht eingestochen. Eine allergische, also positive Reaktion zeigt sich meist innerhalb weniger Minuten in Form einer Rötung oder Quaddel, einer juckenden rundlichen Hauterhebung.

Zudem stehen auch Bluttests zur Verfügung, mit denen die unterschiedlichen Allergene wie beispielsweise Frühblüher, Gräser oder Hausstaubmilben identifiziert werden können. Hinweise dafür geben erhöhte Werte spezifischer IgE-Antikörper im Blut, die eine Immunantwort auf das entsprechende Allergen anzeigen.


Heuschnupfen nicht unterschätzen

Heuschnupfen zu ignorieren, kann ernste Folgen haben. Allergologe Pfaar warnt, dass sich die Symptome im Laufe der Zeit verschlimmern, weitere Allergien hinzukommen und im ungünstigsten Fall zu einem allergischen Asthma führen können.

Wir Allergologen sprechen dann von einem sogenannten Etagenwechsel.

Prof. Dr. Oliver Pfaar, Allergologe, Universitätsklinikum Marburg

Dabei ginge die Entzündung, die sich primär in den oberen Atemwegen manifestiert, auf die Bronchien über, erklärt der Experte.

Allergie

Betroffene sollen ihre "Allergien ernst nehmen und vor allem konsequent behandeln", so Allergologe Christian Conrad. Dafür müsse eine individuelle Behandlung erfolgen.

19.03.2024 | 12:05 min

Pollenallergie richtig behandeln

Große Linderung verschaffen Antihistaminika. Sie blockieren Histamin-Rezeptoren und dämmen damit die überschießende Abwehrreaktion ein. Zudem können kortisonhaltige Nasensprays sowie eine Behandlung mit Cromonen helfen. Dabei handelt es sich um Mastzellstabilisatoren zur Prophylaxe von Allergiesymptomen. Da sie nur vorbeugend wirken, müssen sie regelmäßig angewendet werden.

Um gut durch die Pollensaison zu kommen, helfen zudem entsprechende Maßnahmen für die Wohnung und beim Aufenthalt im Freien.

Tipps bei Heuschnupfen







Kortison gegen Heuschnupfen: Langfristig mit Nebenwirkungen

Bei starken Beschwerden werden häufig Kortison-Tabletten verschrieben. Auch die intramuskuläre Anwendung, bei der Kortison in den Muskel gespritzt wird, findet in Deutschland immer noch Anwendung, stellt Pfaar mit Schrecken fest.

Die Patienten sind zwar im ersten Jahr glücklich mit dieser Therapie, weil sie während der Pollensaison keine Symptome mehr haben, doch über die Jahre kommen die Nebenwirkungen.

Prof. Dr. Oliver Pfaar, Allergologe, Universitätsklinikum Marburg

Dazu gehören eine Abnahme der Knochendichte, Gewichtszunahme, neurologische Defizite und Hautprobleme, so der Allergologe.

Wie Hyposensibilisierung bei Heuschnupfen helfen kann

Wer seinen Heuschnupfen dauerhaft loswerden möchte, muss die Ursache der Erkrankung behandeln. Bei der spezifischen Immuntherapie, der Hyposensibilisierung, soll das körpereigene Abwehrsystem langsam an die allergieauslösenden Substanzen gewöhnt werden. Nur damit lässt sich auch ein Etagenwechsel, die Entstehung eines allergischen Asthmas verhindern.

Von Heuschnupfen bis Wespengift
:Wie Hyposensibilisierung Allergikern hilft

Eine Allergie kann lästig sein. Lebensbedrohlich ist sie für Menschen, die allergisch auf Bienen- und Wespenstiche reagieren. Eine Hyposensibilisierung kann Betroffene schützen.
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Eine Hand zieht eine Spritze für die Hyposensibilisierung aus einer Ampulle auf.
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Quelle: dpa

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Der Artikel wurde erstmals am 23.3.2024 publiziert und am 6.3.2025 aktualisiert.

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