Karpaltunnelsyndrom: Symptome, Behandlung und Ablauf der OP
Ständig Schmerzen im Handgelenk:Karpaltunnelsyndrom: Warum nur eine OP hilft
von Bianca Koch
|
Taube Finger, Schmerzen in der Hand und Probleme beim Zugreifen: Das Karpaltunnelsyndrom ist weit verbreitet, aber gut behandelbar. Was dahinter steckt und wie es behandelt wird.
Die Beschwerden beginnen bei Christiane Dünnebeil in der Schwangerschaft: schmerzende Hände und taube Finger. Sie hat das Karpaltunnelsyndrom. Wie ihr ein kleiner Eingriff geholfen hat.01.08.2025 | 5:00 min
Stellen Sie sich vor, Sie wachen nachts auf, Ihre Hand kribbelt und die Finger fühlen sich taub an, so als hätten Sie stundenlang auf ihnen gelegen. Tagsüber wird jeder Griff zur Kaffeetasse, jedes Tippen auf der Tastatur zur Belastung. Ursache für diese Symptome ist meist das Karpaltunnelsyndrom, eine Nervenkompressionserkrankung.
Schätzungsweise fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung leiden daran. Bei etwa 80 Prozent sind beide Handgelenke betroffen. Oft beginnt die Erkrankung an der dominanten Hand. Besonders häufig tritt das Karpaltunnelsyndrom bei Frauen auf. In Deutschland gibt es diesbezüglich etwa 120.000 Eingriffe pro Jahr.
Taube Finger und Kraftverlust sind typische Symptome
Der Karpaltunnel befindet sich an der Innenseite des Handgelenks. Durch ihn verlaufen die Beugesehnen der Finger sowie der Nervus medianus. Dieser Nerv ist für die Sensibilität von Teilen der Hand und für die Motorik des Daumenballens verantwortlich. Der Tunnel wird von einem kräftigen Band aus Bindegewebe überdeckt, dem Karpalband.
Missempfindungen und Schmerzen im Fuß können auf ein Tarsaltunnelsyndrom hinweisen. Auslöser: ein gereizter Nerv. Warum die Diagnose schwierig ist und wie behandelt werden kann.25.10.2024 | 4:12 min
Bei einigen Menschen besteht ein angeborener Engpass in diesem Bereich, der im Laufe des Lebens Beschwerden verursachen kann. Typische Symptome sind nächtliches Kribbeln, Taubheitsgefühle oder ein Kraftverlust in der Hand. Bei älteren Männern kommt es eher zu einem schleichenden Verlust des Feingefühls.
Verantwortlich dafür ist eine chronische Druckbelastung des Nervs, die zu wiederkehrenden Durchblutungsstörungen führt. Diese lösen Schäden an den Hüllstrukturen der Nervenfasern, den Myelinscheiden, aus, warnt Ralf Becker, Facharzt für Neurochirurgie am Wirbelsäulenzentrum Kassel.
Je früher die Behandlung erfolgt, desto besser sind die Heilungschancen und desto geringer ist das Risiko dauerhafter Nervenschäden.
„
Prof. Dr. Ralf Becker, Neurochirurg
Mit zunehmendem Alter leiden viele an Arthrose, dem Verschleiß der Gelenke. Von Hyaluronsäure bis Eigenbluttherapie: Einige Mittel versprechen Hilfe. Was bringen sie wirklich?17.12.2024 | 5:01 min
Berufe, bei denen die Hände stark beansprucht werden, erhöhen das Risiko für ein Karpaltunnelsyndrom. Auch hormonelle Faktoren wie eine Schwangerschaft, bei der Wassereinlagerungen zu einer Schwellung der Sehnenscheiden führen können, begünstigen es. Weitere Risikofaktoren sind Erkrankungen wie Diabetes, Rheuma oder Arthrose im Bereich des Handgelenks.
Die Diagnose basiert in der Regel auf der Anamnese und Schilderung der Symptome. Zur Bestätigung wird eine elektrophysiologische Messung durchgeführt. Dabei werden über Elektroden schwache Stromimpulse an Arm und Hand abgegeben. Beim Karpaltunnelsyndrom kommt es im Handgelenksbereich zu einer Verzögerung der Nervenleitgeschwindigkeit des Nervus medianus.
In komplizierteren Fällen, etwa bei narbigen Veränderungen nach Unfällen oder früheren Operationen, kommen auch Ultraschall oder Magnetresonanztomografie zum Einsatz. Damit lässt sich der Nerv gut darstellen. Wichtig ist die Abgrenzung zu ähnlichen Krankheitsbildern, etwa dem Pronator-Syndrom im Unterarm, Einengungen im Bereich der Halswirbelsäule oder entzündlichen Nervenerkrankungen wie bei Borreliose.
Engpass beheben: Operation bei Karpaltunnelsyndrom
Eine Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten kann die Beschwerden kurzfristig lindern. Kortison-Tabletten sollten wegen der Nebenwirkungen aber nicht über längere Zeit genommen werden. Im Frühstadium wird gelegentlich eine Kortison-Injektion vorgenommen. Dabei kann allerdings der Nerv verletzt werden.
Eine wirksame Maßnahme ist das Tragen einer speziellen Handgelenksschiene, vor allem nachts oder nach akuter Überlastung. In chronischen Fällen bringt sie jedoch oft keine dauerhafte Besserung, weiß Becker.
Der anatomische Engpass kann durch eine Schiene nicht behoben werden.
„
Prof. Dr. Ralf Becker, Wirbelsäulenzentrum Kassel
Wenn Schmerz chronisch wird, ist er eine große Belastung für die Betroffenen. Meist hilft dann nur eine spezielle Schmerztherapie.03.06.2025 | 5:16 min
Die operative Behandlung des Karpaltunnelsyndroms erfolgt in der Regel mit lokaler Betäubung und dauert nur etwa fünf Minuten. Dabei wird das Karpalband, das den Tunnel überdeckt, chirurgisch durchtrennt, um den Druck auf den Nerv zu verringern.
Bei der Operation wird am Handgelenk eine örtliche Betäubung gesetzt, die das Operationsgebiet betäubt. Die Handbeweglichkeit und das Gefühl in den Fingern bleiben erhalten. Mithilfe einer Manschette am Arm wird das Operationsfeld blutleer gehalten. Die anatomischen Strukturen sind für den Chirurg dadurch gut sichtbar.
Die häufigste Ursache für postoperative Beschwerden ist eine unvollständige Spaltung des Karpalbandes. Nervenschäden sind sehr selten. Auch Nachblutungen oder Infektionen kommen nur vereinzelt vor. In wenigen Fällen kann das Syndrom erneut auftreten, vor allem bei Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Rheuma, Diabetes oder fortgeschrittener Arthrose.
Übungen mit der Hand sind nach OP wichtig
Bereits am Tag der Operation sollen die Patienten mit Bewegungsübungen wie Faustschluss und Fingerspiel beginnen. Eine Ruhigstellung sei nicht mehr üblich, nur ein lockerer Verband wird für drei Tage angelegt, erklärt Becker.
Die Hand soll sofort nach der Operation aktiv bewegt, aber nicht überbeansprucht werden.
„
Prof. Dr. Ralf Becker, Facharzt für Neurochirurgie
Hängende Handhaltungen, bei denen sich Blut stauen könnte, sollten vermieden werden. Physiotherapie nach der Operation kann sinnvoll sein, um Bewegungseinschränkungen zu vermeiden. Vor der Operation ist sie in ihrer Wirkung begrenzt, da der anatomische Engpass nicht durch spezielle Übungen behoben werden kann.
Mit der neuen Blankoverordnung können Physiotherapeuten selbst über die Behandlung bestimmen, bislang allerdings nur bei Schulter-Diagnosen. Welche Vorteile das für Patienten hat.
von Thomas Förster
mit Video
Quelle: dpa
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.