KI und Psychotherapie:Kann ChatGPT eine Therapie ersetzen?
Ob Liebeskummer, Streit oder Schulstress: Immer mehr junge Menschen sprechen mit Künstlicher Intelligenz über ihre Probleme. Was ChatGPT leisten kann - und wo Probleme liegen.
Digitale Psychotherapeuten, die zuhören und Ratschläge geben: Durch KI kann dieses Szenario künftig Realität werden. Wie sinnvoll ist der Einsatz von Bots und Avataren im Therapiealltag?
14.07.2025 | 3:06 minChatGPT ist für viele längst zu einem praktischen Tool im Alltag geworden - auch, wenn es um persönliche oder psychische Probleme geht. Auf Social-Media-Kanälen wie TikTok berichten Nutzer*innen wie hilfreich der Austausch mit der KI ist: ChatGPT sei jederzeit verfügbar, anonym, niedrigschwellig - und vor allem: Man bestimme selbst, worüber gesprochen wird.
Die KI bietet zunächst viele Vorteile, findet auch Johanna Löchner von der Universität Erlangen-Nürnberg: "Psychotherapeut*innen 24/7 für unbegrenzte Zeit zur Verfügung zu stellen, ist in unserem derzeitigen Gesundheitssystem unrealistisch", so die Professorin für klinische Psychologie und Psychotherapie. Von der Nutzung von ChatGPT rät sie dennoch dringend ab.
Immer mehr Menschen haben psychische Erkrankungen. Können KI-Chatbots die Lage entschärfen - gar als neue Psychotherapeuten ohne lange Wartezeiten?
23.09.2024 | 27:46 minVorsicht bei KI als Therapie-Ersatz
Ein zentrales Problem sei, dass die KI insbesondere bei komplexen Themen Fehler machen kann. ChatGPT sei nicht immer in der Lage, die Nuancen von Gesprächen zu verstehen und darauf richtig zu reagieren, erklärt Löchner.
Auch Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), warnt vor dieser Gefahr: "Generische KI-Anwendungen wie ChatGPT sind aktuell nicht hinreichend darauf trainiert, jungen Menschen in psychischen Krisen verlässliche Unterstützung zu bieten."
Über TikTok und Instagram zur Diagnose: Kann Social Media Menschen mit psychischen Leiden helfen? Oder führt der Mental-Health-Content zu gefährlichen Fehldiagnosen?
11.12.2024 | 25:42 minWoebot und Wysa: Chatbots für psychische Probleme
Abseits von ChatGPT werden speziell für mentale Probleme entwickelte Chatroboter beliebter. Dazu zählen etwa der an der Universität Stanford entwickelte "Woebot" oder der von Startup-Gründerin Jo Aggarwal konzipierte Psycho-Bot "Wysa". Wysa sei dem Unternehmen zufolge etwa für Menschen gedacht, die unter Stress oder Angstzuständen leiden.
Ziel der Anwendung sei nicht, Krankheiten zu heilen oder eine Psychotherapie zu ersetzen, betonen die Wysa-Betreiber auf ihrer Website. Vielmehr sei der Bot als Tool zur Hilfeleistung bei milderen Problemen wie Stress oder Schlafstörungen gedacht. Benecke rät grundsätzlich zur Vorsicht.
Zur eigenständigen Behandlung psychischer Erkrankungen sind KI-Anwendungen aktuell auch unter dem Aspekt der Patientensicherheit nicht geeignet.
Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer
Die weltpolitische Lage bereitet vielen Menschen zunehmend Sorgen. Die eigene psychische Gesundheit zu stärken, ist in Krisenzeiten wichtiger denn je.
19.05.2025 | 1:43 minChatGPT unterliegt nicht der Schweigepflicht
Ein weiteres Problem ist laut Johanna Löchner der fehlende Datenschutz. OpenAI speichert Daten und unterliegt keiner Schweigepflicht wie etwa ein Therapeut. Das sei laut Löchner riskant, wenn Nutzer*innen sensible Informationen über psychische Probleme preisgeben.
Zudem basieren die Antworten der KI auf einer riesigen Datenmenge aus dem Internet - und damit nicht nur auf faktenbasierten, sondern auch falschen Inhalten. Es bestehe die Gefahr, dass die KI negative Vorurteile oder diskriminierende und stigmatisierende Annahmen wiederhole, erklärt Löchner.
Viele junge Menschen sind mit Zukunftsängsten konfrontiert, doch Therapieplätze sind rar und Wartezeiten teilweise lang. Eine KI-gestützte App soll helfen, Wartezeiten auf einen Therapieplatz zu überbrücken.
02.04.2025 | 5:12 minBenecke ergänzt, dass KI-Anwendungen nach dem Zufallsprinzip entscheiden, welche Antwortmöglichkeit präsentiert wird.
Es handelt sich gerade nicht um eine inhaltliche Entscheidung basierend auf dem spezifischen Einzelfall.
Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer
Das helfe Betroffenen nicht, die eigene Psyche besser zu verstehen, so Benecke.
Chatbots sind immer ansprechbar, können aber keine Emotionen empfinden. Harald Baumeister, Psychologischer Psychotherapeut, erklärt, wo die Chancen und Grenzen der Bots liegen.
14.07.2025 | 5:56 minPotenzial von KI in der Psychotherapie
Dennoch bietet künstliche Intelligenz viel Potenzial, die psychotherapeutische Behandlung in Zukunft zu ergänzen, erklärt Benecke. Bereits jetzt kann KI zur Ausformulierung von Therapieplänen genutzt werden.
Künftig könnte sie Wartezeiten überbrücken und zur Ergänzung von Therapien genutzt werden, meint Johanna Löchner von der Universität Erlangen-Nürnberg.
Erste Belege für die Wirksamkeit von KI bietet eine Meta-Analyse von 15 hochwertigen Studien. Demnach könnten KI-Bots Stress und Depressionen reduzieren. Für die Reduzierung anderer Symptome fehlen bisher Belege.
Künstliche Intelligenz revolutioniert auch die Medizin. Algorithmen nehmen verstärkt Einfluss auf Diagnosen und Operationen. Was bedeutet das für Patientinnen und Patienten?
13.05.2024 | 43:02 minHilfsangebote in Deutschland
Derzeit wird an sicheren, geprüften KI-Anwendungen für psychische Gesundheit geforscht - auch in Deutschland.
Wer bis dahin digitale Unterstützung sucht, kann auf digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) zurückgreifen.
Die Bundespsychotherapeutenkammer rät, sich vor der Nutzung von DiGAs ärztlich beraten zu lassen, da sich die Apps hinsichtlich Qualität und Wirksamkeitsbelegen unterscheiden. Ersetzen, so die Kammer, könne die DiGA eine Therapie zurzeit nicht.
Telefonseelsorge:
- Erreichbarkeit rund um die Uhr: 0800 111 0 111/ 0800 111 0 222 oder 116 123
- Sonst per Mail oder Chat unter online.telefonseelsorge.de
Nummer gegen Kummer für Kinder & Jugendliche
- 116 111 - erreichbar Montag bis Samstag von 14 bis 20 Uhr
Krisenchat per WhatsApp oder SMS
- ohne Registrierung unter krisenchat.de
Matti sucht seit vier Jahren einen Therapieplatz. Doch die sind rar. Es mangelt an praktischen Weiterbildungen für Psychotherapeuten. Vor allem wegen fehlender Finanzierung.
21.11.2024 | 3:04 minMehr zum Thema mentale Gesundheit
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