ZDF-Doku "Always Hamburg":Wie beim HSV die Führung aufgeteilt wird
Manche Trainer geben jeden Schritt vor, andere vertrauen auf die Selbstverantwortung der Spieler. Die ZDF-Doku "Always Hamburg" zeigt, wie beim HSV die Führung geteilt wird.
Rückrundenstart mit Signalwirkung: Der HSV stürmt erstmals an die Tabellenspitze, 20.000 Fans feiern in Berlin. Auch das Frauenteam träumt vom Aufstieg – alles zu schön, um wahr zu sein?
22.08.2025 | 30:02 minBetreten sitzt die Mannschaft des HSV Anfang Februar vor dem Auswärtsspiel bei Preußen Münster im Besprechungsraum. Trainer Merlin Polzin, der die Mannschaft im Herbst übernommen und auf einen Aufstiegsplatz geführt hat, guckt nervös abwechselnd auf die Uhr und zur Tür.
HSV-Trainer Polzin zieht seine Regeln durch
"Und dann willst du starten als Trainer, bist voller Energie, machst dir deine Gedanken, was du der Mannschaft noch mitgeben kannst, um den Jungs ein gutes Gefühl zu geben, und auf einmal fehlt jemand", kommentiert Polzin in Folge 4 der ZDF-Doku "Always Hamburg" aus dem Off die gezeigte Szene.
"Always Hamburg" - darum geht's:
Der HSV kehrt zurück in die Bundesliga – nach Jahren voller Höhen und Tiefen. Eine emotionale Reise mit Spielern, Trainern und Fans, die den Aufstieg zu einem unvergesslichen Erlebnis macht
12.08.2025 | 0:45 minLinksaußen Jean-Luc Dompé ist zu spät zur Besprechung gekommen und wird von Polzin aus der Startelf verbannt. "Regeln sind Regeln, und Prinzipien sind Prinzipien, und die gelten für alle", sagt Sportdirektor Claus Costa. "Aber ich finde es trotzdem bemerkenswert, wie dieses junge Trainerteam diese völlige, klare Konsequenz hat und diese Entscheidung dann auch so durchzieht."
Viel Raum beim HSV für offene Worte
Auf Linksaußen gibt Nachwuchsspieler Otto Stange in Münster sein Startelfdebüt, muss in der zweiten Halbzeit dann aber doch für Dompé Platz machen. Der hilft dabei mit, einen späten und wichtigen 2:1-Sieg einzufahren.
"Scheiße gelaufen am Anfang mit Dompé, Super-Reaktion von Otto, Super-Reaktion von Dompé", fasst Polzin nach dem Spiel in der Kabine zusammen. "Bis zur letzten Sekunde dran geglaubt, Debüt gefeiert, alle sind dabei! Es ist wichtig, dass wir das wertschätzen!"
Der Hamburger SV hat die Rückkehr in die Bundesliga gepackt. Gegen den SSV Ulm gab es einen 6:1-Heimsieg, der für die Gäste den Gang in die 3. Liga bedeutet.
12.05.2025 | 9:59 minDiese Szenen zeigen, wie Polzin und seine Co-Trainer es schafften, ein Team zu formen, das im siebten Anlauf endlich den Aufstieg klarmachte. Mitentscheidend dafür war die Installierung der sogenannten Leadership-Gruppe, deren Bedeutung weit über den üblichen Mannschaftsrat hinausgeht.
Dort wurden mit der Unterstützung der Teampsychologin Chiara Behrens De Luna regelmäßig wichtige Themen zur Sprache gebracht, die sonst unter der Oberfläche geblieben wären.
Geteilte Macht in der Kabine
"Ich habe wahrgenommen, dass wir sehr viele Führungsspieler haben und dass es uns extrem weiterhelfen kann, wenn wir diese Führung verteilen", sagt Co-Trainer Richard Krohn.
Es war wichtig einen Raum zu schaffen, in dem sie sich offen und ehrlich die Meinung sagen, was sie gut, aber auch verbesserungswürdig untereinander finden.
Richard Krohn, Co-Trainer beim HSV
Die Gruppe zog voll mit, wie "Always Hamburg" zeigt. "Allgemein fand ich es total positiv, auch von den anderen Jungs zu hören, was sie von einem erwarten", sagt Robert Glatzel. "Der Trainer gibt viel Macht ab", ergänzt Miro Muheim. "Viele Trainer haben gerne ein bisschen mehr Kontrolle über die Mannschaft. Ich finde, das macht Merlin top, dass er da uns so viel Verantwortung übergibt."
Riskanter Umbruch nach dem Aufstieg
Im Gegensatz zu vielen anderen gehören Glatzel und Muheim auch in dieser Saison zum HSV-Kader. Die sportliche Führung entschied sich dafür, die erste Liga mit einem runderneuerten Team anzugehen. Zahlreiche Aufstiegs-Helden sind weg: Spielmacher Ludovit Reis zog es nach Belgien, Kapitän Sebastian Schonlau nach Vancouver, Wortführer Davie Selke in die Türkei.
Das Bundesliga-Comeback des Hamburger SV endet mit einem Teilerfolg: Auswärts bei Borussia Mönchengladbach hat sich der HSV ein 0:0 erkämpft. Am Ende war sogar noch mehr drin.
25.08.2025 | 6:11 minBeim Fall Selke wird die Schnelllebigkeit des Fußballgeschäfts in der ZDF-Doku besonders deutlich. Denn der Torjäger war laut eigener Aussage noch nie "eine Mannschaft so ans Herz gewaschen ist, wie es hier in Hamburg der Fall war". Mit seiner Familie hatte er sich schon voller Vorfreude auf die erste Liga in der Hansestadt einrichtet. Nun spielt er bei Basaksehir FK.
Die Erfahrung anderer Traditionsklubs zeigt, dass es riskant ist, eine Aufstiegsmannschaft auseinanderzureißen. Schalke 04 stieg nach dem Komplettumbruch in der Saison 2022/2023 sofort wieder ab, während Werder Bremen in derselben Saison mit der gegenteiligen Strategie Erfolg hatte: Die Bremer etablierten sich mit dem weitgehend zusammengehaltenen Aufstiegsteam wieder in der Bundesliga.