Rekordtransfer: Wirtz macht Leverkusen reich

Zuletzt war es ruhig geworden um Florian Wirtz und seinen großen Transfer zum FC Liverpool. Der Nationalspieler weilte im Urlaub, die obligatorische medizinische Untersuchung bei seinem neuen Klub musste warten. Die betreffenden Klubs, der einstige Doublesieger Bayer 04 Leverkusen als abgebender Verein und der englische Meister, hatten sich jedoch schon längst geeinigt.

Am Freitagabend war es dann soweit: Bayer 04 verkündete, dass der Wechsel fixiert und abgeschlossen sei. Wirtz erhält einen bis 2030 datierten Vertrag beim FC Liverpool und sagte:

Dem Vernehmen nach handelt es sich bei der Ablösesumme für Wirtz um ein 150-Millionen-Euro-Paket, inklusive gewisser Boni. Das bedeutet, dass sowohl die Premier League als auch die Bundesliga einen Rekord-Transfer vermelden können.

In England war Chelseas argentinischer Weltmeister Enzo Fernandez Anfang 2023 mit 121 Millionen Euro Ablöse an Benfica Lissabon bisher die teuerste Neuverpflichtung. Aus der Bundesliga wechselte 2017 Ousmane Dembélé für eine Fixsumme von 105 Millionen Euro zum FC Barcelona.

Mit dem 22-jährigen Florian Wirtz erhält Liverpool einen hochbegabten Spieler, der in der Offensive auf jeder Position einsetzbar ist. Wirtz besticht durch famose Dribblings sowie eine überragende Pass- und Abschlussqualität. Er verfügt zudem über eine ganz besondere Antizipationsgabe, die ihm einen wichtigen Zeit-Vorteil bei der Balleroberung und -weiterleitung ermöglicht.

Dass sich Wirtz für die Premier League und dort für einen Klub entschied, der ab der kommenden Saison mit Wirtz‘ Ausrüster-Partner Adidas zusammenarbeiten wird, ist auch eine Schlappe für den FC Bayern. Der war es jahrzehntelang gewohnt unter dem Regime von Uli Hoeneß die besten Spieler des gefährlichsten Gegners zu verpflichten, die finanzielle Potenz dafür war vorhanden.

Leverkusens Jonathan Tah passt in dieses Raster, er verstärkt die Bayern eigentlich ablösefrei, aber gegen einen einstelligen Millionenbetrag für dessen Spielberechtigung bei der Klub-WM. Gleichzeitig schwächt der Transfer den Rivalen Bayer 04.

Doch die Zeiten haben sich rasant geändert, das Hoeneß-Modell ist antiquiert, der FC Bayern tut sich schwer, in der Gegenwart der Transfer- und Scoutingwelt anzukommen. Wirtz jedenfalls sagte dem Klub ab, das Angebot der Bayern war ihm zu unattraktiv, und das betraf ausdrücklich nicht den finanziellen Rahmen eines möglichen Engagements.

Gleichwohl gelang dem Rekordmeister nach der Verpflichtung von Harry Kane - einem allerdings fertigen Spieler jenseits der 30 - mit Michael Olise ein vielbeachteter Transfer. Der Franzose war einer der spektakulärsten Spieler der abgelaufenen Bundesliga-Spielzeit.

Doch in der Frage des zu erwartenden Königstransfers für die kommende Spielzeit tun sich die Bayern schwer: Nico Willams? Bradley Barcola? Viele Namen kursieren, doch es ist fraglich, ob die Münchner das große Sehnsuchtsziel von jungen Topspielern sind. Rayan Cherki etwa, Frankreichs derzeit wohl größtes Spielmachertalent, wechselt zu Manchester City.

Wirtz, der Wunschspieler von Liverpools Meistertrainer Arne Slot, dürfte bei den Reds eine Sonderrolle in der Offensive erhalten. Und der Klub aus Englands Nordwesten macht Leverkusen reich. Neben Wirtz wechselt auch Jeremie Frimpong an den Mersey, die Ablöse umfasst mehr als 35 Millionen Euro, macht insgesamt fast 190 Millionen für den Doublesieger von 2024.

Geld, dass Bayer 04 auch für seinen Neuaufbau benötigen wird. Neben Wirtz, Frimpong und Tah könnte der Klub auch Führungsspieler Granit Xhaka sowie Piero Hincapie, Alejandro Grimaldo und womöglich Torjäger Patrik Schick verlieren, die alle über eine Veränderung nachdenken. Sportgeschäftsführer Simon Rolfes steht nun, mit den Wirtz- und Frimpong-Millionen, vor wegweisenden Wochen.