Spitzensport bei großer Hitze: Der schmale Grat

Extreme Temperaturen:Topsport bei Hitze: Experte fordert "rote Linie"

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Tennisprofi Arthur Rinderknech ist bei Hitze zusammengebrochen. Er ist nicht der erste Profi, der mit hohen Temperaturen kämpft. Ein Sportmediziner warnt und fordert Maßnahmen.

Der kollabierte Tennisprofi Arthur Rinderknech wird bei den Cincinnatti Open behandelt und kann kurzfristig weiterspielen.
Der kollabierte Tennisprofi Arthur Rinderknech wird bei den Cincinnatti Open behandelt und kann kurzfristig weiterspielen.
Quelle: action press

WM-Schwimmen im 30 Grad warmen Wasser, Hockey-EM auf heißem Kunstrasen, Tennis unter glühender Sonne: Die Temperaturen steigen, Sportlerinnen und Sportler kämpfen immer häufiger mit teils extremer Hitze - mit negativen Folgen für die Gesundheit.
Sportmediziner Hans-Georg Predel, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln, mahnt an: "Es kann nicht beliebig so weitergehen."

Die Systeme kommen irgendwann an ihre Grenzen und auch der menschliche Organismus ist eben nur begrenzt anpassungsfähig und belastbar.

Sportmediziner Hans-Georg Predel

"Hohes Gefahrenpotenzial" für Spitzensportler

Temperaturen "ab 35 Grad aufwärts" wie in dieser Woche bei der Hockey-EM in Mönchengladbach, "sind für den Organismus eine massive Herausforderung", sagte Predel dem Sport-Informationsdienst (SID).
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Die Gefahren reichten "bis zum Hitzschlag und schweren Kreislaufproblemen, das kennen wir alles", so Predel. Hinzu könnten subtilere Langzeitschäden kommen, Hautveränderungen. Insgesamt bestehe also ein "hohes Gefahrenpotenzial auch für Hochleistungssportler, weil die an ihre maximalen Grenzen gehen."

Sportmediziner: "Kalkulierter Raubbau an Gesundheit" der Sportler

Der "schmale Grat" zwischen "geht gerade so noch" und "geht nicht mehr" sei etwa zuletzt bei der Schwimm-WM, als Vierfach-Weltmeister Florian Wellbrock und Co. in der "Badewanne" von Singapur um die Medaillen kämpfen mussten, "nicht nur erreicht, sondern in Teilen auch schon überschritten" worden, so Sportmediziner Predel. Er kritisiert:

Das ist am Ende des Tages kalkulierter Raubbau an der Gesundheit der Athletinnen und Athleten, ob mit deren Einverständnis oder nicht, aus medialen und kommerziellen Gründen.

Sportmediziner Hans-Georg Predel

Schwimm-Bundestrainer: "Grenzwertige" Bedingungen bei WM

Es sei bei den Schwimm-Wettkämpfen bei der WM vor der Insel Sentosa eigentlich darum gegangen, "wer das am meisten ertragen kann", meinte auch Schwimm-Bundestrainer Bernd Berkhahn, der die Bedingungen als "grenzwertig für den menschlichen Körper" bezeichnet hatte.
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Der bei den Cincinnati Open kollabierte Profi Arthur Rinderknech spielte nach einer Behandlungspause zwar noch weiter, musste dann aber aufgeben. Später gab er Entwarnung. Die französische "L'Equipe" schrieb von 31 Grad, die sich allerdings wie 40 angefühlt hätten.
Extreme Beispiele, doch Sportmediziner Predel warnt generell vor zu hoher Belastung unter solchen Umständen und den möglichen Folgen. Der Experte fordert deshalb die Veranstalter und Organisatoren von Sportereignissen auf, Schutzmaßnahmen zu entwickeln. Neben Trinkpausen seien dies etwa Terminverschiebungen.
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Experte fordert Leitlinien für Hitzeschutz

In die Verantwortung nimmt der Experte dabei vor allem die Dachverbände, eine dynamische Leitlinie und Indizes zu entwickeln, "die eine rote Linie markieren", damit das Thema Hitzeschutz nicht in der individuellen Entscheidungskompetenz von Veranstaltern liegt.
Den Sportlern selbst könne "dosiertes Hitzetraining" helfen: Der Organismus sei "bis zu einem gewissen Grad anpassungsfähig, lernt ja auch zum Beispiel effektiv zu schwitzen", erläutert Predel.
Und im Breitensport? "Viel mehr Informationen, Verlegung von Trainingszeiten an Randzeiten, Bekleidungshinweise, Trinkmanagement und natürlich auch die Vermeidung von direkter ungeschützter UV-Einstrahlung" seien hier entscheidend, so der Sportmediziner.

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Quelle: Reuters

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Quelle: SID
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