Formel 1 und Nachhaltigkeit: Warum sind die Rennen weltweit?

Nachhaltigkeit Fehlanzeige:Formel 1 reist hin und her durch ganze Welt

von Karin Sturm
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Die Formel 1 will nachhaltiger werden. Allerdings bewegt sich der Fahrer- und Materialtross immer noch wenig klimafreundlich hin und her über Kontinente.

Zwei Formel 1-Autos auf der Strecke beim Großen Preis von China.

Letztes Wochenende ein Rennen in China, das nächste in den USA und dann Europa. Die Autos der Formel 1 werden um die Welt transportiert. Zu Lasten der Klimabilanz des Rennsports.

Quelle: dpa

Die Formel 1 hat sich ein hohes Ziel gesetzt: Bis 2030 will man klimaneutral werden, die CO2-Emissionen auf Netto-Null senken. Das heißt: Die Gesamtmenge der Treibhausgase, die bei allen Aktivitäten freigesetzt wird, soll nur noch der entsprechen, die vorher in der Produktion der zum Einsatz kommenden Güter der Atmosphäre entzogen wurden.

Wer jetzt aber auf den Kalender schaut, der fragt sich schon: Warum fährt man dann jetzt an diesem Wochenende in Miami in den USA, kommt dann für zwei Rennen, Imola und Monaco, nach Europa, um im Juni erneut mit dem ganzen Tross auf den amerikanischen Kontinent zu fliegen? Dann nach Montreal in Kanada - und wieder zurück nach Europa, nach Barcelona.

Reise und Transport mit Abstand größte Emissions-Verursacher

Dazu muss man wissen: Laut dem gerade veröffentlichten Nachhaltigkeitsreport der Formel 1 für das Jahr 2022 ist der Anteil der fahrenden Rennautos an den Gesamtemissionen minimal. Er beträgt gerade einmal ein Prozent. Der größte Brocken sind die Reisen zu den 24 Rennen pro Jahr rund um den Globus. Auf den Transport von Autos, Boxeneinrichtungen, Hospitality-Modulen und all dem, was sonst noch so anfällt, in der Luft, auf dem Wasser und auf der Straße entfallen 49 Prozent, 29 Prozent auf die Reisetätigkeit des Personals. Den Rest teilen sich in etwa die Ausrichtung der Rennwochenenden und die Arbeit der Teams zuhause in den Werken.

Warum dann also diese Kalender-Unsäglichkeit, die einfach nicht wegzubekommen ist, obwohl man sonst schon einige Fortschritte gemacht hat? Etwa bei der Zusammenlegung von Australien, Japan und China oder einiger Rennen in der Golf-Region.

Wetter-Risiko offizieller Hauptgrund

Das Problem ist, dass die jeweiligen Veranstalter in Miami und Montreal auf ihren angestammten Terminen beharren. Im Hintergrund spielt dabei mit, dass man trotz der erheblichen geographischen Entfernung eine Konkurrenz um die Zuschauer fördert, das offizielle Argument ist das Wetter-Risiko. Miami im Juni wäre sehr wahrscheinlich deutlich zu heiß, argumentieren die US-Amerikaner. Montreal im Mai kann oft noch viel zu kalt sein, halten die Kanadier dagegen. Und die FIA und die Formel 1 haben keine Wetterdaten, die das Gegenteil zeigen würden. So bleiben die Termine auch im bereits veröffentlichen Kalender für 2025 erst einmal so.

Immerhin hat man es geschafft, an anderen Stellschrauben zu drehen. Im Vergleich zu 2018, dem ersten Jahr, in dem der CO2-Ausstoß der Formel 1 gemessen wurde, reisten 2022 im Schnitt 150 Mitarbeiter weniger zu den Rennen an, auch ein Ergebnis der im Reglement vorgeschriebenen maximalen Mitarbeiterzahlen an der Strecke. Und die um die Welt geschipperte Fracht wurde um 32 Prozent reduziert.

Schon 13 Prozent weniger CO2

Insgesamt gelang der Formel 1 zwischen 2018 und 2022 - trotz dreier Rennen mehr - eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 33.000 Tonnen, das sind 13 Prozent. Das Ziel bis 2030 waren ursprünglich 50 Prozent. Doch Ellen Jones, die Beauftragte für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung im F1-Hauptquartier, will mehr, will an die Null heran. Dabei sollen Teams, Veranstalter und Logistikpartner wie DHL mitziehen.

Trucks betrieben mit Bio-Kraftstoffen, Solarzellen an den Rennstrecken, um die lokale Energieversorgung "grün" zu sichern, wie am Red Bull Ring, in Silverstone oder in Bahrain, alternative Transportmöglichkeiten für die Fans, umfangreiche Infrastruktur etwa für die Fan-Zonen in dreifacher Ausführung, um jeweils auf einem Kontinent verbleiben zu können: Das sind Schritte, die bereits angegangen wurden, aber noch ausgeweitet werden sollen und müssen. Und ab 2026 fahren ja auch die Formel-1-Autos mit klimaneutralem Sprit - bei ihrem kleinen Anteil an dem Problem allerdings vor allem ein wichtiges Symbol.

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