Olympique Lyon: Das steckt hinter dem Zwangsabstieg

Beben im französischen Fußball:Das steckt hinter Olympique Lyons Zwangsabstieg

von Ingo Konrad
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Die finanziellen Turbulenzen in Frankreichs Ligue 1 erreichen mit dem am Dienstag verkündeten Zwangsabstieg für Olympique Lyon einen negativen Höhepunkt. Was steckt dahinter?

Logo von Olympique Lyon bei einer Choreo der OL-Fans
Olympique Lyon: Der frühere französische Serienmeister soll in die zweite Liga absteigen.
Quelle: imago

Europas derzeit beste Vereinsmannschaft spielt mit Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain in der französischen Ligue 1. Trotzdem kommt Frankreichs höchste Spielklasse aus den Turbulenzen nicht heraus. Die jüngsten Negativschlagzeilen schreibt der frühere Serienmeister Olympique Lyon, gegen den am Dienstagabend der Zwangsabstieg verhängt wurde.

Warum muss Olympique Lyon zwangsabsteigen?

Der einstige Serienmeister Olympique Lyon steckt schon länger in Schwierigkeiten. Bis zum November des vergangenen Jahres hatte OL Schulden in Höhe von 500 Millionen Euro angehäuft. Aufgrund der finanziellen Situation des Klubs verkündete die Aufsichtsbehörde des französischen Profi-Fußballs DNCG (Direction Nationale du Contrôle de Gestion) am Dienstagabend nach einer Anhörung den Zwangsabstieg.
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Kommt die Meldung des Zwangsabstiegs überraschend?

Ja und nein. Bereits im vergangenen November wurde über einen drohenden Zwangsabstieg berichtet und gegen Lyon zudem eine Transfersperre verhängt. Auch schreckt die DNGC offenbar nicht vor bekannten Namen zurück. Mit Girondins Bordeaux war ein anderer großer Traditionsverein 2024 aus der Ligue 2 ausgeschlossen worden.
Andererseits hatte sich Lyons Eigentümer John Textor zuletzt zuversichtlich geäußert. Im Januar hatte es eine Einigung mit den Gläubigern gegeben. Auch hatte der Verein über einen freiwilligen Abfindungsplan für rund hundert Mitarbeiter und den Abgang hochkarätiger Spieler wie Klub-Ikone Alexandre Lacazette die Gehälter reduziert. Für viel Geld wurde zuletzt Topspieler Rayan Cherki an Manchester City verkauft.

Wie reagiert der Verein?

Olympique Lyon reagierte in einer Mitteilung mit Unverständnis auf die Entscheidung und kündigte Berufung an. Es sei unverständlich, "wie eine Verwaltungsentscheidung einen so großen französischen Verein absteigen lassen kann", schrieb OL. Man habe ausreichendes Kapital und sportlichen Erfolg nachweisen können.

Wer ist Lyons Eigentümer John Textor?

Der US-Amerikaner John Textor hat mit seiner Eagle Football Group 2023 Olympique Lyon gekauft. Bei der Eagle Football Group handelt es sich um eines der umstrittenen Multi-Club-Ownership-Netzwerke, zu dem auch die Vereine Botafogo in Brasilien und Molenbeek in Belgien gehören.
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Textors Anteile am Premier-League-Verein Crystal Palace stehen vor einem Verkauf. Mit den Einnahmen aus diesem Geschäft sollte der Verbleib von Olympique Lyon in der Ligue 1 sichergestellt werden. Eine Regelung wie das deutsche 50+1 zur Regulierung des Einflusses von Investoren gibt es in Frankreich nicht.

Wie wichtig ist Olympique Lyon für Frankreichs Fußball?

Ein Zwangsabstieg von Olympique Lyon kommt für die Ligue 1 einem Beben gleich. Der einstige Serienmeister holte von 2002 an sieben Mal in Folge die Meisterschaft. Hinter Liga-Krösus PSG und dem Publikums-Magneten Olympique Marseille gilt OL als Nummer drei des französischen Fußballs. In der abgelaufenen Saison qualifizierte sich Lyon für die Europa League. Auch im Frauenfußball ist Olympique einer der erfolgreichsten Klubs des Landes.

Warum steckt die Ligue 1 in der Krise?

Zwei Themen machen Frankreichs Top-Liga finanziell zu schaffen. 2022 ging die Ligue 1 ein Geschäft mit dem Private Equity-Unternehmen CVC ein. Der Investor zahlte der Liga 1,5 Milliarden Euro, um unter anderem die Auswirkungen der Corona-Pandemie abzufedern. Im Gegenzug erhält CVC 13 Prozent der Vermarktungserlöse der Liga - und das unbefristet.
Das Geschäft ist vergleichbar mit dem geplanten Einstieg eines Investors bei der DFL, der vor allem aufgrund der massiven Fanproteste zu Beginn der Rückrunde 2024 verworfen wurde.
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Hinzu kommt in Frankreich ein TV-Vertrag, der mit 500 Millionen Euro weit unter den erhofften Einnahmen zurückgeblieben war. Der Ligaverband LFP hatte auf TV-Erlöse in Höhe von rund einer Milliarde Euro für jede Saison gehofft.

Wie reagieren die Fans?

Die Fans von Olympique Lyon gehen nach der Entscheidung auf die Barrikaden. So verteilte die größte Ultra-Gruppierung des Vereins in der ganzen Stadt Plakate mit der Aufschrift" Textor raus". Der Besitzer "werde niemals einer von uns sein", hieß es in einer Erklärung der Ultras.
Quelle: mit Material von dpa

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