EM - Viertelfinale: U21 mit Luxusproblemen gegen Italien

Einen U21-Europameister im Hause Tresoldi gibt es schon: Emanuele Tresoldi ist der Vater von DFB-Stürmer Nicolò Tresoldi. 1994 holte der damalige Serie-B-Profi an der Seite von Fabio Cannavaro, Filippo Inzaghi und Christian Vieri mit Italien den Titel. Sein Sohn will es ihm nun gleichtun. Dafür muss aber am Sonntag (21 Uhr) ein Sieg im EM-Viertelfinale her - gegen Italien.

Tresoldi junior - die Familie siedelte 2017 nach Deutschland über - machte die Azzurrini schon nach dem 4:2-Sieg gegen Tschechien als Wunschgegner aus. Deutschlands Cheftrainer Antonio Di Salvo, der wie Tresoldi italienischer Abstammung ist, sieht die persönliche Brisanz vor dem kleinen Fußball-Klassiker in Dunajská Streda nicht ganz so eng.

"Ich habe ehrlicherweise mit meinen Eltern über das Spiel, über das besondere Spiel gegen Italien überhaupt nicht gesprochen", sagt Di Salvo. Auch die Frage, welche Trikots seine Eltern zu Hause tragen würden, spielt der 46-Jährige herunter: "Meine Eltern haben nie ein Trikot an. Und ich bin mir sicher, dass sie Deutschland die Daumen drücken werden - und weiß es auch." Das Spiel sei für ihn "natürlich etwas ganz Besonderes", räumt der in Paderborn geborene Di Salvo ein.

Dass Di Salvo seinen "vollen Fokus" lieber auf das Viertelfinale richten will, ist in diesen Tagen auch sportlich nachvollziehbar. Nach der Vorrunde mit drei Siegen aus drei Spielen gegen Slowenien (3:0), Tschechien (4:2) und Titelverteidiger England (2:1) herrscht quasi in jeder Hinsicht eitel Sonnenschein im Trainingslager-Idyll der DFB-Junioren in Modra.

Das macht die Vorbereitung auf den Auftakt der K.o.-Phase nicht unbedingt leichter. "Wir haben zwar jetzt eine sehr gute Gruppenphase gespielt mit drei Siegen, aber davon kann man sich jetzt nichts mehr kaufen", stellt Linksverteidiger Nathaniel Brown klar: 

Der über weite Strecken starke Auftritt gegen England am Mittwoch - Di Salvo hatte die komplette Startformation ausgetauscht - stellt das Trainerteam indes vor ein Luxusproblem. Denn nach der Rückkehr von Top-Torjäger Nick Woltemade (hatte Probleme am Fuß), Innenverteidiger Max Rosenfelder (nach Gelbsperre) und Stammtorwart Noah Atubolu (nach Infekt) sind alle 23 Spieler einsatzbereit.

"Viele Spieler konnten sich dort in den Vordergrund spielen", fasst Di Salvo die wichtigste Erkenntnis aus dem Experiment gegen die Young Lions zusammen:

Klar ist: Die Rückkehrer Atubolu, Rosenfelder und Woltemade sind Startelfkandidaten. "Nick brennt. Sonst wäre er nicht hier, sonst würde er sich nicht so präsentieren, wie er sich präsentiert - auf dem Platz, neben dem Platz", erklärt Di Salvo.

Nach dem Auftakt gegen Slowenien hatte Di Salvo gegen Tschechien keine Änderungen vorgenommen. Das dürfte diesmal anders sein. Vor allem Ansgar Knauff, der gegen England das 1:0 erzielte und das 2:0 auflegte, ist schwer aus der ersten Elf wegzudenken - dafür müssten Paul Nebel oder Brajan Gruda weichen. 

Beide konnten bisher ebenfalls überzeugen. Möglich ist zudem, dass Tim Oermann den in der Vorrunde nicht immer überzeugenden Bright Arrey-Mbi in der Innenverteidigung ersetzt.

Nicolò Tresoldi gilt derweil als gesetzt im DFB-Team. Die Freude darüber, dass sein Gegnerwunsch in Erfüllung ging, versucht der künftige Stürmer des FC Brügge gar nicht erst zu verbergen: "Die sollen herkommen. Ich habe richtig Bock."