Schwimm-WM: Wunderkind Yu Zidi mit 12 Jahren bereits Weltklasse

Yu Zidi jetzt schon Weltklasse:Wie eine 12-Jährige die Schwimm-WM aufmischt

von Andreas Morbach
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Nach zwei knapp verpassten Chancen avanciert Yu Zidi (12) mit Chinas Freistilstaffel zur jüngsten WM-Medaillengewinnerin aller Zeiten. Am Sonntag steht ihr dritter Einzelstart an.

Yu Zidi
Um bei der WM starten zu können brauchte Teenager Yu Zidi eine Sondergenehmigung.
Quelle: iAFP/Scarff

Die kleine Schwimmerin in dem weiten grauen Trainingsmantel wirkt, als habe sie in ihrem Leben schon unzählige WM-Finals bestritten. Ohne erkennbare Regung wartet Yu Zidi vor all den Konkurrentinnen, die zwischen sechs und 13 Jahre älter sind als sie, auf ihren Aufruf zum Endlauf über 200 Meter Schmetterling.

Zwei Mal knapp an Bronze vorbei

Als es dann so weit ist, geht die zwölfjährige Chinesin, die nicht mehr aussieht wie ein Kind, in ihren dunkelgelben Turnschuhen hinaus in die Halle. Als Achte hat sie sich für das Finale qualifiziert, als Vierte schlägt sie am Ende an. Eine Medaille bei den Titelkämpfen in Singapur hat Yu damit um 31 Hundertstelsekunden verpasst.
Knapp zwei Stunden später holt sie aber Bronze mit der chinesischen Freistilstaffel über 4x200 Meter, wo sie im Vorlauf eingesetzt wurde. Damit ist Yu die jüngste WM-Medaillengewinnerin aller Zeiten.

Yu in Singapur nur mit Sondergenehmigung am Start

Bei ihrem ersten Einzel-Versuch drei Tage zuvor über 200 Meter Lagen waren es sogar nur sechs Hundertstel gewesen. Und da zuckten auch die Verantwortlichen bei World Aquatics gewaltig zusammen.
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Französische Konkurrentin wütend

Yu Zidi ist flink unterwegs. So flink, dass manch Konkurrentin schon mal wütend wird, so wie die Französin Lilou Ressencour, die im zweiten Halbfinale über 200 Meter Schmetterling fast drei Sekunden langsamer war als Yu.

Es kotzt mich an, von einem Mädchen geschlagen zu werden, das zehn Jahre jünger ist als ich.

Lilou Ressencourt

Im Weltverband zeigt man sich nun erstaunt über Yus Qualifikation für Singapur. Mit dem eigenen Ansatz in Sachen Nachwuchsschutz sei man zuversichtlich, erwähnte der geschäftsführende Direktor Brent Nowicki in diesem Zusammenhang. Der US-Amerikaner räumte aber ein: "Wir müssen in diesem Punkt vorsichtig sein."
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Zwischen Bewunderung und Skepsis

Christian Hansmann hatte Yus WM-Teilnahme zuvor als "bedenklich" bezeichnet. Selbst Vater von Kindern in diesem Alter, nannte der Sportdirektor des DSV die 5.000 Zuschauer auf den Tribünen, den Druck der Medien und der Trainer als belastende Faktoren. Zudem warnte er vor körperlichen Folgen.

Yu hat schon sehr viele Trainingskilometer in den Armen und Beinen. Und das mit zwölf, wenn sie voll im Wachstum ist. Ich frage mich, was mit 18 oder 20 mit ihr ist.

DSV-Sportdirektor Christian Hansmann

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Yu zeigt sich unbeeindruckt

Yu ist umgeben von Menschen, die angesichts der erstaunlichen Leistungen der Athletin vom Schwimmklub Taihua Jinye in Hengshui gerade zwischen Bewunderung und Skepsis schwanken. "Sie ist offensichtlich phänomenal talentiert", sagt US-Schwimmerin Alex Walsh, Silbermedaillengewinnerin über 200 Meter Lagen.
Nina Dittrich-Durmus, zweifache Olympiateilnehmerin und in Singapur zuletzt als Co-Kommentatorin für den ORF im Einsatz, hingegen findet: "Man muss hinterfragen, wie man so jung schon so schnell sein kann."
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Äußerlich zeigt sich das Mädchen in dem grauen Schwimmmantel und den dunkelgelben Turnschuhen von den aufgeregten Diskussionen um sie herum unbeeindruckt. Sie sei kein Genie, betont Yu, das alles sei Ergebnis von hartem Training.

15 Sekunden schneller als McIntosh im diesem Alter

Bei dieser WM wird Yu Zidi noch ein Einzelrennen bestreiten: Am Sonntag, über 400 Meter Lagen. Den Weltrekord auf dieser anstrengendsten aller Schwimmstrecken hält Summer McIntosh. Jene 18-jährige Kanadierin, die in Singapur gerade alles in Grund und Boden schwimmt. Und die, als sie so alt war wie Yu, über 400 Meter Lagen 15 Sekunden langsamer war als ihre unglaubliche Konkurrentin aus dem Reich der Mitte.

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Quelle: Reuters

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