MRT, Utraschall, Mammographie: Vielen Frauen entsteht bei diesen Begriffen ein Klos im Hals. Dass Früherkennungsmethoden für Brustkrebs wichtig sind, ist unbestritten. Aber auf welche davon kann man sich verlassen? Was bringt die Zukunft?
Viele Frauen ängstigt der Gedanke an Brustkrebs. Bildgebende Verfahren können Brustkrebs zum Glück früh erkennen. Sie haben jedoch alle ihre Vor- und Nachteile. Die Krebsforschung arbeitet stets an neuen und besseren Methoden zur Früherkennung.
Magnetresonanztomographie (MRT)
Die Magnetresonanztomographie, kurz MRT, kann in speziellen Fällen gute Ergebnisse liefern. Für eine Reihenuntersuchung ist die Gefahr von unklaren Befunden jedoch zu hoch, außerdem ist sie recht zeitaufwendig und teuer.
Ultraschall
Der Ultraschall ist gut geeignet für Frauen mit dichtem Brustgewebe, oder um einen unklaren Röntgen-Mammographie-Befund abzuklären. Allerdings ist er für eine komplette Brustuntersuchung auf Tumoren ebenfalls sehr zeitaufwendig.
Mammographie
Die Röntgen-Mammographie dauert nur wenige Minuten. Sie arbeitet mit Röntgenstrahlen. Die Belastung ist jedoch niedrig, vergleichbar der Strahlung bei einer Flugreise. Seit 2005 wird die Röntgen-Mammographie zum Brustkrebs-Screening eingesetzt. Diese Reihenuntersuchung wendet sich an Frauen zwischen 50 und 69 Jahren. 75 Prozent der betroffenen Frauen erkranken in diesem Zeitraum. Ziel des Screenings ist es, Krebs so früh zu erkennen, dass er schonend therapiert werden und die Sterberate gesenkt werden kann.
Doch das Mammographie-Screening gerät auch immer wieder in die Kritik. Vor allem die Überdiagnostizierung ist ein Streitpunkt. Denn: Alle Frauen mit einer gesicherten Tumordiagnose werden zu Brustkrebspatientinnen. Ob der Tumor der Frau zu Lebzeiten je Probleme bereitet hätte, ob sie gar an ihm gestorben wäre – diese Fragen lassen sich nicht beantworten.
Jutta Hübner, Vorsitzende der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), beantwortet wichtige Fragen zur Brustkrebs-Früherkennung:
Nicht 100-prozentig. Aber wahrscheinlich liegt in dieser Forschung die Zukunft. Ich finde das gefährlich. Zum einen, weil es natürlich auch nicht 1000-prozentig sicher ist, und überlegen Sie mal: Man findet bei Ihnen Risikogene und Sie lassen sich wie Angelina Jolie vorsichtshalber Brust und Eierstöcke entfernen. Aber hätten Sie jemals überhaupt einen gefährlichen Krebs entwickelt? Das weiß ja niemand, weil niemand in die Zukunft gucken kann. Und: Gentest bedeutet, dass auch die weiblichen Nachkommen ein 50-prozentiges Risiko haben. Wie will man das zum Beispiel vor der Tochter geheim halten? Aber vielleicht will die das gar nicht wissen? Wo bleibt da die Selbstbestimmung? Außerdem: Wie gläsern werden wir? Ist es so undenkbar, dass Ihre Krankenkasse aufgrund vorhandener Risikogene zum Beispiel den Beitrag verdoppelt? Und nach wie vor gilt die Gefahr der Überdiagnostizierung, genau wie beim Mammographie-Screening.
Wichtig ist erst einmal, die Begrifflichkeiten klar zu bekommen. Wir sprechen immer von Früherkennung - und genau das ist es auch. Es ist keine Vorsorge. Also: Wenn ich zum Beispiel zur Mammographie gehe, verhindere ich ja keine Erkrankung oder minimiere das Risiko, zu erkranken. Ich erkenne eine Veränderung nur früher. Außerdem müssen wir immer schauen, wie es um Sensitivität und Spezifität bestellt ist. Das heißt: Was zeigt ein Test oder ein Bild alles an und was zeigt es genau an? Bei der Röntgen-Mammographie gibt es recht viele falsch-negative und falsch-positive Befunde.
Falsch negativ heißt: Da ist ein Krebs, der wird aber nicht erkannt. Bei Frauen mit dichtem Brustgewebe passiert das leicht, weil sich da Strukturen überlappen. Da muss eigentlich noch eine Ultraschalluntersuchung hinterher gemacht werden. Aber es werden auch Tumoren bei normalem Brustgewebe übersehen. Und die falsch-positiven führen dazu, dass noch weitere Untersuchungen wie eine Biopsie gemacht werden muss. Die Frauen haben Angst, bis dann entweder klar ist, dass es falscher Alarm war oder da eben doch etwas ist.
Entwickelt sich immer weiter. Es gibt 3D-Röntgen-Mammographie, man arbeitet an einer Kurz-MRT, die nur noch 15 Minuten dauert und damit auch weniger kostet. Aber: Dinge kommen immer erst dann so richtig in die Anwendung, wenn man den Nutzen belegen kann. Das Mammographie-Screening ist jetzt 13 Jahre alt. Nach 20 Jahren kann man eigentlich erst so richtig sagen, ob ein Früherkennungstool sinnvoll ist oder nicht. Das ist für die Betroffenen eine verdammt lange Zeit, aber wenn wir nicht mehr evidenzbasiert forschen, dann arbeiten wir nach Glaube und Hoffnung. Das ist nicht medizinisch sinnvoll.
Brustkrebs ist eine sehr individuelle Erkrankung, die Reihenuntersuchung dazu ist 08/15. Das ist ein Widerspruch, den wir nicht auflösen können. Die Mammographie ist sinnvoll, wie sinnvoll das Screening ist, darüber kann man streiten, und auch da wird es keine Antwort geben, die auf alle zutrifft. Viel wichtiger finde ich die Frage der Aufklärung. Die Frauen müssen Bescheid wissen darüber, was möglich ist bei der Früherkennung und worauf sie sich einlassen, damit sie entscheiden können. Und daran hapert es bei uns noch in allen Bereichen.
Wir brauchen Ärzte, die aufklären können und dafür auch die Zeit bekommen. Wichtig ist auch, die Frauen mit einem Befund nicht alleine zu lassen. Es kommt häufig vor, dass der Brief mit dem Befund am Freitag per Post ankommt. Da steht dann drin: Unklarer Befund, weitere Untersuchungen nötig. Damit sind Sie dann das ganze Wochenende alleine gelassen. Das ist furchtbar für die Frauen, weil sie das ganze Wochenende denken, sie haben Krebs. Wir müssen da viel mehr Hilfestellung bieten.
Liegt der Schlüssel zur optimalen Früherkennung im Blut?
Hollywood-Schauspielerin Angelina Jolie gilt mittlerweile als Vorreiterin in der Brustkrebs-Prävention
Quelle: imago / ZUMA Press
Vielleicht liegt die Zukunft der Früherkennung aber woanders – im Blut. Zumindest für erblich bedingten Krebs. Ein Test kann die beiden häufigsten Brustkrebs-Gene BRCA1 und BRCA2 nachweisen, wie etwa bei der US-Schauspielerin Angelina Jolie. Sie ließ sich vorsorglich beide Brüste und die Eierstöcke entfernen. Nun geht die Forschung noch einen Schritt weiter: Ein neuer Bluttest soll sechs verschiedene Risikogene für Brustkrebs aufzeigen. So könnte man zukünftig Frauen mit 30 bereits auf Risikogene testen, anstatt sie mit 50 erst zur Mammographie zu schicken. Man nennt diesen Test, der speziell für Frauen entwickelt wurde, auch "Angelina-Jolie-Screening". Den Krebs also bereits entdecken, bevor er überhaupt gefährlich werden kann? Die britischen Forscher und Entwickler dieses Tests haben viele Vorteile dargelegt. Aus gesellschaftlicher Sicht wäre der Nutzen groß, da gerade bei jungen Frauen der Krebs oft sehr aggressiv auftritt. Berechnungen zufolge könne das "Angelina-Jolie-Screening" 12.300 Todesfälle verhindern. Auch wirtschaftlich gesehen gibt es Vorteile: Es bräuchten nur noch die Frauen zur Krebsvorsorge zu gehen, die die Risikogene in sich tragen. Hier gehts zu allen Infos rund um die Studie.
Neuer Test soll sogar acht Krebsarten erkennen
Forscher in Baltimore (USA) haben kürzlich einen ganz neuen Test zur Früherkennung von Krebs entwickelt. Praktikabel ist er noch nicht, aber er kann die Krebsforschung zukünftig ein gutes Stück weiterbringen. Mit nur einem Bluttest könnten die Krebsarten Lungen-, Darm-, Brust-, Magen-, Bauchspeicheldrüsen-, Speiseröhren-, Leber- und Eierstockkrebs frühzeitig entdeckt werden.