Wirtschaft und Forschung: Der Osten holt auf - Defizite bleiben

Wirtschaft und Forschung:Studie: Der Osten holt auf - Defizite bleiben

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"Den Osten" als homogenen Wirtschaftsraum gibt es nicht - obwohl Ostdeutschland ökonomisch aufholt, bleiben große Unterschiede - vor allem bei Löhnen. Das zeigt eine neue Studie.

Fertigung der cab Produkttechnik Sömmerda Gesellschaft für Computer- und Automationsbausteine mbH bedienen Mitarbeiter am 11.07.2016 in Sömmerda (Thüringen) die Maschinen.
Thüringens Industrieanteil ist auf dem Niveau Bayerns - in anderen Bereichen und Regionen sind die Unterschiede zwischen Ost und West größer, zeigt eine neue Studie.
Quelle: picture alliance / dpa

Ostdeutschland hat auf den Gebieten wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, Forschung und Lebensqualität teils deutlich aufgeholt - bleibt aber strukturell bislang weiter hinter dem Westen zurück. Das zeigt der neue ifo-Faktenmonitor Ostdeutschland, der beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum (OWF) im brandenburgischen Bad Saarow vorgestellt wurde.
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Die Studie, erstellt vom ifo-Institut Dresden im Auftrag der Mitteldeutschen Stiftung Wissenschaft und Bildung, vergleicht auf Grundlage von rund 170 Indikatoren die wirtschaftliche, gesellschaftliche und wissenschaftliche Entwicklung zwischen Ost und West - sowie innerhalb Ostdeutschlands selbst. Sie macht deutlich: Ostdeutschland ist kein homogener Wirtschaftsraum, sondern von regionalen Unterschieden geprägt. Der Bericht konstatiert:

Zwar liegt Ostdeutschland insgesamt wirtschaftlich noch hinter dem Westen zurück, einzelne ostdeutsche Regionen erweisen sich allerdings gegenüber strukturschwachen Gebieten im Westen als mindestens gleichwertig.

ifo-Faktenmonitor Ostdeutschland

Spitzenregionen und bleibende Defizite

So liegt laut den Daten der Forscher Sachsens Exportquote mit 32 Prozent über dem westdeutschen Durchschnitt, und Thüringen erreicht mit seinem Industrieanteil das Niveau von Bayern. Bei den Forschungsausgaben punkten laut den Autoren Berlin und Sachsen, beide zählten europaweit zu den Spitzenregionen.
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Insgesamt liege die die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Ostdeutschlands gemessen am Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigenstunde bei 86 Prozent des westdeutschen Durchschnitts. Zwischen 2019 und 2024 lag das jährliche Wirtschaftswachstum laut der Studi im Osten mit 0,3 Prozent über dem Westniveau (0,0 Prozent), was die Autoren jedoch vor allem dem in die Ostbilanz eingerechneten Berliner Wirtschaftsboom zuschreiben.

Von den ostdeutschen Flächenländern konnte lediglich Mecklenburg-Vorpommern ein leichtes Wachstum erzielen.

ifo-Faktenmonitor Ostdeutschland

Dieses begründe sich auch durch den Ausbau von LNG-Terminals und Rüstungsauftragen an die dortigen Werften.

Geringere Löhne, niedrigere Lebenshaltungskosten

Die ostdeutschen Stundenlöhne liegen - laut dem Bericht - etwa zwölf Prozent unter dem Niveau in Westdeutschland. In ländlichen Regionen seien sie bis zu 17 Prozent niedriger, schreiben die Autoren.
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Die Reallöhne liegen in den neuen Bundesländern jedoch bei über 90 Prozent des Westniveaus - dank niedrigerer Lebenshaltungskosten. Deutliche Unterschiede zeigen sich auch beim Anteil der ausländischen Bevölkerung: Diese ist in Ostdeutschland mit 7,2 Prozent deutlich geringer als im Westen (15,6 Prozent).
Quelle: dpa

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