Startup Summit Germany: Wie steht es um die Branche?

Startup Summit Germany:"Made in Germany”: Immer noch Weltklasse?

von Roman Leskovar
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Wie kann die deutsche Startup-Branche zu Marktführer USA aufschließen? Darum geht es am Dienstag in Berlin. Was sich am Innovationsstandort Deutschland gerade tut.

Christmann: "Positiver Trend" bei Start-ups

Anna Christmann (Grüne), Bundesbeauftragte für Digitale Wirtschaft und Startups, spricht im ZDF über die Lage der Startup-Branche.

17.09.2024 | 5:16 min

Der Abgesang auf den Wirtschaftsstandort Deutschland ist derzeit kaum zu überhören. Nicht wettbewerbsfähig, zu teuer, verkrustet lautet die Diagnose. Doch ausgerechnet die Branche, die für Innovation und Dynamik steht, will in den Chor nicht so recht einstimmen. Verena Pausder, Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Startups, hält Weltklasse aus Deutschland weiterhin für möglich:

Wir haben Weltklasse-Forschung. Da sind wir sogar auf Augenhöhe mit den USA. Wir haben die besten Ingenieure, die will die ganze Welt haben. Wir haben privates Kapital ohne Ende. Wir nutzen es nur noch nicht richtig für Innovationen.

Verena Pausder, Vorsitzende Bundesverband Deutsche Startups

Berliner Startup setzt auf Tele-Driving

Auch das Berliner Startup vay glaubt an den Standort. Vay entwickelt Lösungen fürs sogenannte Tele-Driving. Mitarbeiter sitzen vor großen Bildschirmen. Ferngesteuert lenken sie fahrerlose Autos auf einer Teststrecke. Die Hände sind am Lenkrad, der Fuß auf Bremse oder Gaspedal. Das funktioniert verblüffend gut und soll laut CEO Thomas von der Ohe als Alternative zum Taxi dienen:

Der Mechanismus ist ähnlich wie beim Carsharing, man zahlt pro Minute. Was wir erreichen möchten ist, dass wir lebenswerte und nachhaltige Städte mitentwickeln, die dafür sorgen, dass die Städte auch nicht zugeparkt werden.

Thomas von der Ohe, CEO von vay

Von der Ohe und seine Mitgründer sind bewusst aus dem Silicon Valley zurück nach Deutschland gekommen, um in Europa ihre Technologie zu entwickeln. Sie halten es für die richtige Entscheidung, obwohl der Regelbetrieb bisher nur in Las Vegas läuft. Hierzulande scheint der bürokratische Aufwand für die Zulassung größer:

In Las Vegas hatten wir eine Anlaufstelle und mussten drei oder vier Seiten einreichen. Hier waren es eine Vielzahl von Seiten und man muss mit mehreren Abteilungen in einer Stadt oder einem Bundesland zusammenarbeiten.

Thomas von der Ohe, CEO von vay

Das Beispiel zeigt: Trotz guter Voraussetzungen muss noch einiges passieren, will Deutschland bei den Startups tatsächlich irgendwann einmal zu den Amerikanern aufschließen.

Machten die Unternehmensbewertungen am Bruttoinlandsprodukt hierzulande zuletzt 4,7 Prozent aus, waren es in den USA bereits 16 Prozent. Der jährliche Startup Summit Germany soll für den nötigen Schub sorgen. Und er erhält vom Branchenverband gleich ein paar zusätzliche Aufgaben mit auf den Weg.

Branche fordert bessere Rahmenbedingungen

Im Vorfeld des Startup Summit Germany, der am Dienstag in Berlin stattfindet, stellte die Gründerszene ihre Innovationsagenda 2030 vor. Das Papier fordert bessere Rahmenbedingungen, damit junge, innovative Firmen erfolgreich sein können. Etwa eine bessere Anwerbung internationaler Talente oder 5 Prozent öffentliche Aufträge an Startups. Einer der wichtigsten Punkte dürfte aber der Dauerbrenner Finanzierung sein.

Zuletzt hatte bereits Ex-EZB-Chef Mario Draghi in seinem Bericht milliardenschwere Investitionen in der EU gefordert, damit die europäische Wirtschaft nicht nur stärker, sondern auch innovativer werde. Der Verband dürfte sich dadurch bestätigt fühlen, deutlich mehr Wagnis-Kapital für junge Unternehmen auch hierzulande einzufordern.

Verbandsvorsitzende Pausder spricht der Ampel zwar zu, im Rahmen ihrer zu Beginn der Legislatur gestarteten Startup Strategie einiges auf den Weg gebracht zu haben, es brauche aber mehr Anleger. Sie denkt konkret an die Versicherungswirtschaft, die 300 Milliarden Euro jährlich verwalte. Andere Länder hätten sie bereits ins Boot geholt:

Wenn man Richtung Frankreich guckt, hat Macron das genau mit den Versicherern gemacht. Er hat denen gesagt, investiert jedes Jahr pro Unternehmen 500 Millionen in Venture Capital. Und da sind jetzt 6 Milliarden ins französische Startup-Ökosystem geflossen.

Verena Pausder, Vorsitzende Bundesverband Deutsche Startups

Das Thema scheint auch die Bundesregierung erkannt zu haben. Die Startup Beauftragte Anna Christmann kündigt zur Konferenz Neuigkeiten an:

Wir werden Vorschläge präsentieren auf dem Startup Germany Summit, die als wichtiger Schritt zu sehen sind, um genau dieses private Kapital zu mobilisieren.

Anna Christmann, Startup-Beauftragte der Bundesregierung

Die Branche wird es gespannt verfolgen.

Roman Leskovar ist Redakteur im ZDF-Landesstudio Berlin.

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Quelle: dpa

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