Trump-Handy "Made in USA": Zwischen Patriotismus und Profit

Zwischen Patriotismus und Profit:Das Geschäft mit dem Trump-Handy

von Anne-Sophie Feil
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Für 499 US-Dollar will die Trump-Familie ein Smartphone "Made in USA" anbieten. Experten zweifeln, dass das möglich ist. Sie weisen auf fehlende Infrastruktur und hohe Kosten hin.

Ein iPhone am 16. Juni 2025 in Miami, Florida, die Website des Mobilfunkdienstes der Trump Organization und ein Smartphone mit der Marke Trump.
Begleitend zum neuen Trump-Handy gibt es auch einen passenden Mobilfunkvertrag.
Quelle: AFP/Joe Raedle

Nach Geschäften mit Immobilien, Social Media und Kryptowährungen drängt die Trump-Familie nun in die Mobilfunkbranche. Im Trump Tower präsentierten die Söhne des US-Präsidenten am Montag das neue Geschäftsfeld "Trump Mobile" - inklusive des goldfarbenen Smartphones "T1".
Preis: 499 US-Dollar. Herstellung: komplett in den USA. Begleitend gibt es einen Mobilfunkvertrag für 47,45 US-Dollar - eine Anspielung auf Donald Trumps Amtszeiten als 45. und 47. US-Präsident.
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"Wir haben mit den besten Leuten der Branche zusammengearbeitet, damit der echte Amerikaner auch einen echten Mehrwert bekommt", sagte Donald Trump Jr. bei der Vorstellung. Während seiner Präsidentschaft wird die Trump Organization von den Söhnen Donald Trumps verwaltet.

Große Versprechen der Trump-Brüder

"Wir können und wir werden diese Telefone in den Vereinigten Staaten bauen", verkündete Eric Trump im Podcast "The Benny Show". Künftig wollen die Trump-Brüder mehr Funktionen und bessere Preise bieten. "Unser Ethos ist: von Amerikanern für Amerikaner", so Eric Trump.

Letztendlich können alle Telefone in den Vereinigten Staaten von Amerika gebaut werden.

Eric Trump im Podcast "The Benny Show"

Doch Experten bezweifeln das. Zwar sitzen viele Tech-Giganten in den USA, doch eine Smartphone-Fertigung im größeren Maßstab gibt es dort nicht. Zu hoch das Lohnniveau, zu komplex die Lieferketten und zu stark die Abhängigkeit von ausländischen Bauteilen.
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Das Smartphone steht exemplarisch für globale Arbeitsteilung: Design und Entwicklung kommen oft aus den USA. Aber Bildschirme, Kameras und Chips stammen in der Regel aus Asien. US-Präsident Donald Trump setzt auf Protektionismus und fordert mehr Inlandsfertigung - zuletzt auch von dem Chef von Apple, Tim Cook.

Fachleute sehen US-Produktion skeptisch

Tinglong Dai, Wirtschaftsanalyst und Professor für Operations Management der Johns Hopkins University, sagte dem "Wallstreet Journal": "Es gibt absolut keine Möglichkeit, den Bildschirm, den Speicher, die Kamera, den Akku und alles andere in den USA herzustellen." Es dauere "mindestens fünf Jahre", die nötige Infrastruktur aufzubauen. Selbst Eric Trump relativierte später: Die erste Lieferung des T1 im August würde womöglich doch nicht in den USA hergestellt.
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Purism: Die teure Ausnahme

Derzeit gibt es nur einen Hersteller, der Smartphones weitgehend in den USA produziert: Purism aus San Francisco. Die Firma steht für Softwarefreiheit, Computersicherheit und Privatsphäre im Internet. Ihr "Liberty Phone" kostet allerdings 1.999 US-Dollar - das Vierfache des Trump-Handys.
Laut Purism-CEO Todd Weaver werden alle elektronischen Bauteile in den USA gefertigt und dort auch zusammengebaut. Das soll für mehr Sicherheit sorgen, die Lieferkette verkürzen und so die Kontrolle über die Produktion verbessern. Nur das Gehäuse kommt noch aus China. "Ich habe über ein Jahrzehnt gebraucht, um das zu erreichen", so Weaver gegenüber Bloomberg Technology.

Kommt das Trump-Phone aus China?

Weaver vermutet, das T1-Phone der Trumps sei die Weiterentwicklung eines chinesisches Serienmodells - womöglich vom Auftragshersteller Wingtech. Ein 499-Dollar-Gerät, komplett in den USA gefertigt, sei aus seiner Sicht "klassische Vaporware" - ein Produkt, das angekündigt, aber nie realisiert wird.
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