Tiefe Risse im Eis:Schmelzwasser hebt Gletscher in Grönland an
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Steigende Temperaturen bringen weltweit Eisriesen zum Schmelzen. Forscher haben jetzt gefährliche tiefe Risse in Grönlands "ewigem" Eis festgestellt - die einen Gletscher anheben.
In tiefen Gletscherspalten sammelt sich Schmelzwasser - bis unters Eis.
Quelle: dpa
Ein See aus Schmelzwasser hat laut einer Studie tiefe Risse in Grönlands Eis gesprengt. Abfließendes Wasser hebe einen Gletscher an, teilte das Forschungsteam des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) aus Bremerhaven mit. Der 79°N-Gletscher zeige erste Anzeichen, instabiler zu werden.
Laut den Wissenschaftlern geht das grönländische Eis seit Mitte der 1990er Jahre zurück, nur noch drei schwimmende Zungen sind übrig. Eine davon ist der 79°N-Gletscher.
Auf dessen Oberfläche sammelt sich immer mehr Schmelzwasser. Daraus entstand ein See, der heute etwa 21 Quadratkilometer groß ist; das ist ungefähr ein Viertel der Fläche des Chiemsees.
Forscher: Seewasser bricht abrupt durch Gletschereis
Immer wieder brach Wasser des Sees abrupt durch das Eis und floss über Risse und Schächte ab, wie das Forschungsteam mitteilte.
So gelangten massive Mengen an Wasser an den Rand der Gletscherzunge Richtung Ozean. Die Wissenschaftler beobachteten sieben solcher Entwässerungen, vier davon in den vergangenen fünf Jahren.
Gletscher durch Schmelzwasser angehoben
Seit 2019 bilden sich dabei laut AWI besonders auffällige, dreieckige Bruchfelder im Eis, die jahrelang sichtbar bleiben. Einige Risse formen Kanäle mit mehreren Dutzend Meter breiten Öffnungen, durch die das Wasser an die Basis des Eisschilds gelangt.
Die Risse und Kanäle verändern sich zwar im Inneren des Eises, bleiben aber lange bestehen. Ob der Gletscher jemals zu seinem früheren Zustand zurückkehrt, ist unklar.
Wegener-Institut: Gletscher zunehmend in Bewegung
Das Forschungsteam stellte fest, dass Wasser durch die Risse bis unter den Gletscher gelangte. Dort staute sich das Wasser zu einem unterirdischen See. Radarbilder zeigen, dass sich auf diesem See unter dem Eis offenbar eine Blase gebildet hat, die den Gletscher an dieser Stelle nach oben drückt.
Das Wasser aus dieser Blase unter dem Eis flösse ab, wenn auch sehr langsam, erklärt Glaziologin Angelika Humbert vom Alfred-Wegener-Institut gegenüber ZDFheute. Bedenklich an den Forschungsergebnissen sei, dass "heute wesentlich mehr Wasser" als noch Mitte der neunziger Jahre in den Ozean flösse. Und dass die Menge an Schmelzwasser auch die Bewegung des Gletschers Richtung Meer beschleunige.
Quelle: dpa, ZDF
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