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FAQ
Lange Sperrung wegen Sanierung:Hamburg-Berlin: Das müssen Bahnreisende wissen
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Ab morgen ist die Strecke zwischen Hamburg und Berlin gesperrt - neun Monate lang. Worum es bei der Generalsanierung geht und welche Folgen die Sperrung hat - ein Überblick.
Wie lange ist die Zugstrecke Hamburg-Berlin gesperrt?
Die Strecke zwischen den beiden größten deutschen Städten soll vom 1. August 2025 bis zum 30. April 2026 gesperrt bleiben. In dieser Zeit ist eine Generalsanierung der Strecke, die durch fünf Bundesländer führt, geplant.
"Ich kenne keine Sanierung, die größer war", sagte Karsten Erhardt, Leiter Infrastrukturprojekte Ost bei der Infrastrukturtochter der Deutschen Bahn (DB InfraGo), im ZDF. Mit Blick auf den Zeitplan zeigte sich eine Bahn-Sprecherin in einem "Zeit"-Interview sehr zuversichtlich: "Wir schaffen dieses Projekt innerhalb der neun Monate."
Was passiert bei der Generalsanierung?
Die Bahn tauscht 165 Kilometer Gleise auf der insgesamt rund 280 Kilometer langen Strecke zwischen Hamburg und Berlin aus. 61 Kilometer werden instand gesetzt. Insgesamt werden 249 Weichen eingebaut - auf den Hauptgleisen und auf Nebengleisen der Strecken. Auf 25 Kilometern Länge wird die Oberleitung ausgetauscht und auf weiteren 22 Kilometern erneuert.
Sechs neue "Überleitstellen" sollen künftig das Überholen ermöglichen und verhindern, dass ICE-Züge hinter verspäteten Regionalbahnen oder Güterzügen herfahren müssen. Auch neue Funkmasten und Bauarbeiten an 28 Bahnhöfen wird es geben.
Außerdem soll es umfangreiche Arbeiten an der bestehenden Leit- und Sicherungstechnik geben - das hat zur Folge, dass an den Stellwerken in Büchen, Hagenow Land, Ludwigslust, Wittenberge und Neustadt (Dosse) weitere Streckenabschnitte für den regulären Zugverkehr gesperrt sind. Wo genau, können Sie hier nachlesen.
Damit all das nicht Jahre dauert, werden die Strecken komplett gesperrt und alle nötigen Arbeiten in einem Rutsch erledigt. Im Jahr 2024 war die Strecke schon einmal vier Monate lang gesperrt.
Wird auch das Zugsicherungssystem ETCS eingebaut?
Das European Train Control System (ETCS) wird nicht verbaut. Das System sorgt unter anderem dafür, dass Züge miteinander kommunizieren und dichter hintereinanderfahren können. Die Bahn verzichtet nach eigenen Angaben darauf, weil dafür auch Loks umgerüstet werden müssten.
Wie kommen Reisende von Hamburg nach Berlin und umgekehrt?
Reisende sollen laut Bahn auch weiterhin "zuverlässig und planbar" an ihr Ziel kommen. Fernzüge zwischen der Haupt- und der Hansestadt fahren ab August weiterhin meist direkt und ohne umzusteigen. Allerdings bedeutet die Umleitung über die Orte Stendal und Uelzen einen Umweg von etwa 100 Kilometern. Die Fahrzeit verlängert sich damit um 45 Minuten und die Züge fahren nur im Stundentakt.
Was bedeutet die Sperrung für den Nahverkehr?
Für Pendler im Nahverkehr bedeutet das Bauvorhaben erhebliche Einschränkungen: Neun Monate lang müssen sie teilweise auf Busse als Ersatzverkehr ausweichen und sich auf zum Teil deutlich längere Fahrzeiten einstellen. Laut Plan sollen täglich bis zu 86.000 Kilometer auf insgesamt 28 Buslinien durch Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zurückgelegt werden.
Doch das dauert teils deutlich länger. Ein Beispiel: Normalerweise dauert es vom brandenburgischen Wittenberge nach Berlin mit dem ICE knapp eine Stunde. Mit der Umleitung werden es dann dreieinhalb Stunden. Das tägliche Pendeln vom Wohnort etwa nach Berlin wird für viele dann wohl kaum noch zu machen sein. Die Bahn hat auf dieser Seite zusammengefasst, welche Strecken und Alternativen es gibt.
Inwiefern ist der Güterverkehr betroffen?
Auch der Güterverkehr muss umgeleitet werden - und teils noch großräumiger als der Personenverkehr. Das betrifft auch den "Seehafenhinterlandverkehr" - also Züge, die zwischen den norddeutschen Häfen die Strecke nutzen, um Waren nach Mittel- und Ostdeutschland sowie ins Ausland zu befördern.
Ein Teil der Züge kann laut Bahn ebenfalls über Uelzen und Stendal umgeleitet werden. Zudem seien aber auch Umleitungen über Rotenburg (Wümme) und Verden (Aller) via Hannover und Magdeburg in Richtung Berlin vorgesehen. Güterzüge aus Richtung Rostock können über Neustrelitz in Richtung Berlin fahren.
Das Güterbahn-Verband Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE), in dem die Konkurrenten der Bahn im Schienengüterverkehr organisiert sind, zweifelt eigenen Angaben zufolge daran, dass die Umleitungen realistisch sind.
Gab es bereits ähnlich große Sperrungen?
Im vergangenen Jahr wurde mit der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim die erste Strecke gründlich saniert - inklusive Vollsperrung. Allerdings ist die Riedbahn bei weitem nicht so lang und es wurden nicht so viele Umleitungen eingerichtet.
Generalsanierung: Wo die Bahn wann baut
ZDFheute Infografik
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Insgesamt ist eine Generalüberholung von 41 vielbefahrenen Strecken geplant, die während der Arbeiten vollgesperrt werden. Das könnte sich noch bis 2035 hinziehen und damit vier Jahre länger dauern als bisher geplant.
Mit Material von dpa
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