"Amazon Review Killer" Todd Kohlhepp: Seine Bekenntnisse im Netz
Bekenntnisse im Netz:Geheime Botschaften eines Serienkillers
von Andreas Singler
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Serienmörder müssen ihre Taten geheim halten - und sind häufig doch eitle Selbstdarsteller. Wie Todd Kohlhepp, der zu seinen Taten makabere Andeutungen im Internet hinterließ.
Mit 15 vergewaltigt Todd Kohlhepp ein junges Mädchen. Nach langer Haft baut er sich eine Karriere als Immobilienmakler auf. Doch die professionelle Fassade bekommt schon bald erste Risse.08.07.2025 | 44:05 min
Nach außen hin führte Todd Kohlhepp aus South Carolina ein eher unauffälliges bürgerliches Leben. Niemand in seiner Umgebung wusste, dass der Immobilienmakler schon als 15-Jähriger wegen einer brutalen Vergewaltigung für 15 Jahre im Gefängnis saß, dass er zum Sadismus neigte und seiner Mutter gedroht haben soll, sie zu töten.
Todd Kohlhepp tötete sieben Menschen
Und natürlich ahnte auch niemand im Bezirk Spartanburg, dass mit Todd Kohlhepp ein aktiver Serienmörder mitten unter ihnen lebte - bis zu seiner Verhaftung 2017. Sieben Menschen tötete Kohlhepp. Ein achtes Opfer, das er in einen Container gesperrt hatte, wurde gerade noch rechtzeitig von der Polizei gefunden und konnte befreit werden.
Dabei hinterließ Kohlhepp vorsätzlich Spuren. Er bewertete Gegenstände, die er für seine Verbrechen brauchte, im Internet - zum Beispiel die Schlösser, mit deren Hilfe er einige seiner Opfer auf seinem Grundstück gefangen hielt, bevor er sie erschoss und verscharrte. "Hab' fünf davon an einem Container", kommentierte er im Netz.
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Social-Media-Plattformen zur Selbstdarstellung genutzt
Immer wieder begleitete er seine Taten mit seltsamen Andeutungen, die meisten davon hinterließ er im Internet. "Für Narzissten ist das Internet unwiderstehlich", sagt der Kriminalpsychologe Eric Hickey in der ZDFinfo-Doku-Serie "Doppelleben eines Serienmörders".
Ich rate immer dazu, sich die Social-Media-Aktivitäten von Verdächtigen anzusehen.
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Eric Hickey, Kriminalpsychologe
Narzissten nutzten diese Plattformen zur Selbstdarstellung, erläutert Hickey. "Und um zu zeigen, dass sie schlauer sind als andere."
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Schwarzer Humor zu grausamen Morden
Weil Kohlhepp für Werkzeug, Waffen und andere Gegenstände, die er im Internet bestellt und für seine Taten verwendet hatte, Bewertungen hinterließ, brachte ihm das in den USA den Beinamen "Amazon Review Killer" ein, "Amazon-Bewertungs-Mörder".
Seine Bewertungen lesen sich im Nachhinein wie Live-Kommentare zu seinen Verbrechen. Über einen neuen Spaten schrieb der Killer: "Sollte man im Auto haben, falls man mal Leichen verstecken muss und den großen Spaten zuhause vergessen hat." Und seinen neuen Taser bewarb Kohlhepp als "das neue Motivationswerkzeug im Büro".
Sehen Sie die zwei Folgen der Doku-Serie "Doppelleben eines Serienmörders" am 8. Juli 2025 ab 20.15 Uhr bei ZDFinfo oder streamen Sie sie jederzeit im ZDF.
Kryptische Kritiken: Sprechen, ohne sich zu verraten
"Ich denke, die Bewertungen gaben ihm die Möglichkeit, über seine Taten zu sprechen, ohne sich dabei zu verraten", glaubt der damalige Ermittler William Gary von der Polizei Spartanburg.
Oft tarnen Menschen Wahrheiten über sich selbst als Scherz oder beiläufige Bemerkung. So kann man etwas gestehen, ohne es direkt auszusprechen.
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William Gary, ehemaliger Polizist, Spartanburg
Todd Kohlhepp spann mit seinen kryptischen Kritiken im Internet ein Netz an Hinweisen, die niemand außer ihm zu deuten vermochte.
Mit einer Anspielung auf den Song "Hotel California" der Band "Eagles" trieb er sein grausames Spiel auf die Spitze. In jenem Container, in dem er einige seiner Opfer gefangen hielt, bevor er sie umbrachte, sei es "jetzt wie im Hotel California".
Sie können jederzeit auschecken, aber sie können niemals gehen.
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Aus dem Song "Hotel California" der Band "Eagles"
So erzählte der Mörder aller Welt offen von seinen Taten, ohne sich zu verraten. Und von den Herrschaftsfantasien, die er über sie auszuleben schien.
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Mit Verhaftung ging das Spiel für Kohlhepp erst los
Für den Kriminalpsychologen Eric Hickey ist genau dieser Wunsch, Kontrolle über andere auszuüben, ein Symptom für den Narzissmus, den man Todd Kohlhepp attestierte. "Nicht weil er selbstverliebt wäre, aber weil er gerne die Kontrolle hat und immer den Ton angeben will. Alles muss sich um ihn drehen."
Dieses Verhalten zeigte der Mörder auch nach seiner Verhaftung: "Er wusste, dass er überführt war. Aber das schien ihn kalt zu lassen", so Hickey. "Er hatte keine Angst vor den Konsequenzen. Für ihn ging das Spiel jetzt erst richtig los."
Seine Verbrechen hatten ihn berühmt gemacht. Und nun schien er zu glauben, dass er für diese Morde die Anerkennung der Polizei verdiente.
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Dr. Jameca Cooper, Psychotherapeutin und Expertin für Kriminalpsychologie
Quelle: dpa
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