Erster Untersuchungsbericht:Lissabon: Kabel löste sich von Unglücksbahn
Nach dem Seilbahnunglück von Lissabon mit 16 Toten gibt es erste Erkenntnisse. Demnach löste sich das Verbindungsseil vom Wagen - warum die Bremsen versagten, ist aber noch offen.
Das Standseilbahnunglück in Lissabon ist nach ersten Erkenntnissen durch einen Schaden an einem Kabel verursacht worden. Dieses habe sich laut Untersuchungskommission gelöst.
07.09.2025 | 0:22 minDas schwere Standseilbahnunglück in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon mit 16 Toten ist nach ersten Erkenntnissen einer Untersuchungskommission durch einen Schaden an der Verbindung des Seils mit dem Unglückswagen verursacht worden.
Das Seil habe sich von dem gelben Wagen gelöst, hieß in einem Bericht des Amtes für die Verhütung und Untersuchung von Flug- und Eisenbahnunfällen (GPIAAF). Es wird vermutet, dass das System mit Druckluftbremsen, die sich im Notfall automatisch aktivieren, entweder versagt oder aber nicht ausgereicht habe. Der erfahrene Bremser habe daher "sofort die Druckluftbremse und die Handbremse" gezogen.
Diese Maßnahmen hatten keinerlei Wirkung (...) und die Kabine beschleunigte weiter bergab.
Aus dem GPIAAF-Bericht
Der Wagen krachte schließlich mit rund 60 km/h in ein Haus. Der gesamte Vorfall habe weniger als 50 Sekunden gedauert, erklärte die Ermittlungsbehörde.
Kabel hat nachgegeben
Bei der Untersuchung des Wracks vor Ort sei sofort festgestellt worden, dass das Kabel, das die beiden Wagen verbindet, an seinem Befestigungspunkt im oberen Teil des Unglückswagens nachgegeben habe, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Lusa aus dem Bericht.
Bei der routinemäßigen Kontrolle der Standseilbahn wenige Stunden vor dem Unglück seien jedoch keine Auffälligkeiten an dem Kabel oder am Bremssystem bemerkt worden, betonten die Ermittler.
Am Freitag nach dem tödlichen Seilbahn-Unglück in Lissabon trauerten die Menschen: 16 Tote und 21 Verletzte.
05.09.2025 | 1:05 minKabel sollte erst in knapp neun Monaten ausgetauscht werden
Das verwendete Kabel bestehe aus sechs Strängen mit je 36 Stahldrähten und einem Faserkern mit einem Gesamtdurchmesser von 32 Millimetern. Die Bruchlast beträgt etwa 68 Tonnen. Der Kabeltyp werde in dieser Standseilbahn seit etwa sechs Jahren verwendet.
Die veranschlagte Lebensdauer eines solchen Kabels liege bei 600 Tagen. Das zum Unfallzeitpunkt vorhandene Kabel sei erst seit 337 Tagen im Einsatz gewesen, ging aus dem GPIAAF-Bericht hervor.
Elevador do Lavra
Quelle: ImagoWeitere Untersuchungen notwendig
Die Standseilbahn besteht aus zwei durch ein unterirdisches Kabel verbundenen Waggons, die durch ein Gegengewicht-System einen steilen Hang in Lissabon hinauf- und hinabfahren. Wie es dazu kommen konnte, dass sich das Kabel von dem einen Wagen löste, müsse jedoch bei weiteren Untersuchungen geklärt werden.
Den Ermittlern zufolge waren die beiden Waggons am Mittwochabend um kurz nach 18 Uhr gerade von ihren Stationen am Fuße und am oberen Ende der Straße abgefahren, als sich das Verbindungskabel zwischen ihnen plötzlich löste. In diesem Moment waren sie etwa sechs Meter weit gefahren.
Mit 137 Jahren auf dem Buckel ist der Elevador da Bica die jüngste Standseilbahn in Lissabon.
Quelle: ImagoDer am Fuße der steilen Straße gestartete Waggon sei daraufhin abrupt zurück nach unten gerutscht und der am Gipfel befindliche Waggon mit zunehmendem Tempo bergab gerast. In einer Rechtskurve kurz vor der Talstation sei er dann wegen seiner hohen Geschwindigkeit entgleist, umgestürzt und mit dem Dach gegen eine Hauswand sowie einen Laternenmast geprallt, erklärte die Ermittlungsbehörde.
Ausführlicher Bericht für Ende Oktober angekündigt
Einen ausführlicheren Bericht beabsichtigt die Behörde nach Angaben ihres Direktors Nelson Oliveira in etwa 45 Tagen vorzulegen, einen umfassenden Abschlussbericht in einem Jahr.
Der "Elevador da Glória" ist eine der berühmtesten Touristenattraktionen Lissabons, aber auch Einheimischen nutzen ihn täglich. Jährlich befördert die im 19. Jahrhundert in Deutschland gebaute Standseilbahn rund drei Millionen Passagiere.
In Portugal wurde nach dem Unglück ein nationaler Trauertag ausgerufen. Die Ursachensuche läuft.
04.09.2025 | 2:24 minElf Ausländer unter den Toten
Außer den 16 Todesopfern des Unglücks wurden auch 21 Menschen zum Teil schwer verletzt. Ein zunächst totgeglaubter Deutscher wurde später von seinen Eltern schwer verletzt, aber lebend in einem Krankenhaus gefunden. Seine Frau wurde schwer, der gemeinsame kleine Sohn leicht verletzt.
Bei den Todesopfern handelt es sich um fünf Portugiesen, drei Briten, zwei Kanadier, zwei Südkoreaner und je ein Todesopfer aus der Schweiz, der Ukraine, Frankreich und den USA, wie die portugiesische Kriminalpolizei mitteilte.
Einen solchen Unfall mit einer der drei Standseilbahnen hatte es in Lissabon bisher nicht gegeben.
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