Kritik an Papst Franziskus:Maria 2.0: "Sehr wenig passiert"
Papst Franziskus galt als liberaler als seine Vorgänger. Doch letzte Schritte hätten gefehlt, kritisiert Beate Berdel-Mantz von Maria 2.0. Warum? Dazu hat sie eine Vermutung.
Papst Franziskus sei weltoffen gewesen, sagt Beate Berdel-Mantz, Mitbegründerin von "Maria 2.0". In Bezug auf die Forderung nach Gleichberechtigung sei dennoch "wenig passiert".
22.04.2025 | 4:21 minSchauen Sie das Interview im Video in voller Länge oder lesen Sie es hier in Auszügen.
Die Graswurzelbewegung "Maria 2.0" existiert seit 2019. Ihre Ziele: Gleichberechtigung für Frauen in der katholischen Kirche, uneingeschränkte Aufklärung sexuellen Missbrauchs und die Anerkennung aller Lebensformen. Beate Berdel-Mantz war Pastoralreferentin und engagiert sich heute in Rheinland-Pfalz für die Bewegung.
ZDF: Wie blicken Sie auf Franziskus Wirken?
Berdel-Mantz: Er war ein Mann für die Armen. Er war ein Mann der Menschen. Er hat wirklich nachhaltig Kirche verändert und in der Außensicht geprägt.
Wenn ich hier nach Deutschland gucke müssen wir leider sagen, dass uns die letzten Schritte einfach gefehlt haben. Er hat Frauen berufen, in den oberen Etagen mitzuwirken, zwei Ordensfrauen. Das sind kleine Fünkchen, wo etwas passiert ist.
Aber wenn wir auf unsere Forderungen gucken - gleiche Würde, gleiche Rechte - wenn wir darauf schauen, dass wir die Gleichberechtigung gerade auch in der Ordination der Frau sehen, dann müssen wir sagen:
In diesen zwölf Jahren ist sehr wenig passiert. Schade.
Beate Berdel-Mantz, Aktivistin in der Frauenbewegung "Maria 2.0"
Zehn Jahre ist Papst Franziskus im Amt. Anfangs war die Hoffnung groß, er werde die Kirche reformieren. Mittlerweile sind viele Deutsche enttäuscht. Ist er wirklich gescheitert?
06.04.2023 | 44:12 minZDF: Wer oder was hat ihn gebremst?
Berdel-Mantz: Ich hätte die Vermutung, dass nicht er sich gebremst hat, sondern er gebremst wurde, aus der Kurie.
Es gibt einfach sehr viele konservative, bewahrende Kräfte, die Kirche so erhalten wollen, wie sie ist - und eben nicht auf Veränderung und nicht darauf setzen, bei den Menschen zu sein mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen.
ZDF: Schauen wir nach vorn. Manche befürchten jetzt einen sogenannten "Rollback", dass also ein besonders Konservativer auf Franziskus folgen wird.
Nach Tod von Franziskus:So wird der neue Papst gewählt
Berdel-Mantz: Ich würde mir wünschen, dass ein aufgeschlossener, weltoffener Papst, wie wir ihn hatten, diese Kirche weiterführt. Aber: Selbst wenn so ein Papst gewählt wird - die Kräfte, die auch den verstorbenen Papst gebremst haben, werden noch weiter am Werk sein.
Ich befürchte, dass der zukünftige Papst genauso viele Schwierigkeiten haben wird, einen Veränderungsprozess voranzubringen. Denn diese Männer sind weiterhin da.
Das Interview führte Daniel Pontzen. Zusammengefasst hat es Marie Scholl.
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