Katholisches Weltjugendtreffen: Ein Papst taut auf

Katholisches Weltjugendtreffen:Ein Papst taut auf

Porträt Jürgen Erbacher
von Jürgen Erbacher, Rom
|

Mehr als eine Million Jugendliche feiern Leo XIV. beim Weltjugendtreffen in Rom. Der Papst wirkt nüchtern, angespannt, genießt aber sichtlich den Zuspruch.

 Papst Leo XIV. hält einen Gottesdienst mit jungen Menschen, die am Jugendjubiläum teilnehmen, auf dem Feld Tor Vergata.
Beim katholischen Weltjugendtreffen in Rom haben Hunderttausende Jugendliche Papst Leo XIV. gefeiert. Die meisten Teilnehmenden kommen aus Italien, Frankreich, Spanien und Polen.03.08.2025 | 0:22 min
Auch knapp 100 Tage nach seiner Wahl zum Papst scheint Leo XIV. noch nicht so richtig im neuen Amt angekommen zu sein. Bei den Begegnungen mit den Jugendlichen sah man ihm an, dass er einen großen Druck verspürt. Die langen Runden mit dem Papamobil über das große Freigelände vor den Toren der Stadt Rom genoss er sichtlich, winkte lächelnd den jubelnden Jugendlichen zu, fing ohne Probleme Bälle und Schals, die man ihm aus der Menge ins fahrende Papamobil zuwarf.
Doch bei seinen Ansprachen hielt er sich eng ans Manuskript. Fügte nur wenig frei hinzu. Und obwohl Leo XIV. immer wieder munter zwischen Italienisch, Spanisch und Englisch wechselte, um so möglichst viele Teilnehmende direkt anzusprechen, wollte der Funke nicht so richtig überspringen.
Der Papst macht Urlaub
Castel Gandolfo bei Rom ist die historische Sommerresidenz der Päpste. Nach 12 Jahren kehrt mit Papst Leo wieder ein Pontifex zurück – die Anwohner sind begeistert.16.07.2025 | 2:04 min
Beim Abendgebet am Samstag wurden seine Antworten auf drei Fragen von Jugendlichen zwar an einigen Stellen von verhaltenem Applaus unterbrochen, aber eine Interaktion mit der Menge, wie sie Franziskus bei solchen Gelegenheiten pflegte, gab es nicht.
Damit blieb die Stimmung während der Events verhalten. In seinen Ansprachen zitierte Leo XIV. ausführlich seine Vorgänger Franziskus, Benedikt XVI. und Johannes Paul II. Die Folge war, dass wenig Platz blieb für eigene Gedanken und Impulse des amtierenden Pontifex. Es wirkt auch bei den Ansprachen so, als suche er noch nach seinem Kurs.

Impulse setzen für Gerechtigkeit und Frieden

Leo XIV. ermutigte die Jugendlichen, über ihre Lebensweise nachzudenken und zu Zeugen der Hoffnung und des Friedens zu werden. Er sprach über die Ambivalenz des Internets und der Sozialen Netzwerke. Sie schafften einerseits Beziehungen und vermittelten Wissen, doch wenn sie von kommerziellen Logiken bestimmt würden, stellten sie eine große Gefahr dar, warnte er:

Wenn das Instrument den Menschen beherrscht, dann wird der Mensch zum Instrument: ja, zu einem Instrument des Marktes und damit selbst zu einer Ware.

Papst Leo XIV.

Aus seiner Sicht ließen nur aufrichtige Beziehungen und stabile Bindungen gute Lebensgeschichten gedeihen.
SGS Erbacher Slomka
ZDF-Experte Jürgen Erbacher in Rom schätzt den neuen Papst als einen Mann der eher leisen Töne ein, von dem jedoch auch bei aktuellen Themen "sicherlich einiges zu erwarten" sei. 18.05.2025 | 3:33 min
Beim Schlussgottesdienst des Jugendtreffens heute betonte der Pontifex, dass Glück nicht von dem abhänge, was man besitze.

Kaufen, anhäufen, konsumieren reicht nicht aus.

Papst Leo XIV.

Alles in der Welt ergebe nur Sinn, "als es dazu dient, uns mit Gott und unseren Brüdern und Schwestern in Liebe zu vereinen." So wachse eine Gesinnung voll an Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld, Vergebung und Frieden.
Damit war Leo XIV. dann doch wieder bei seinem Thema angekommen. Er will Impulse setzen für ein gerechteres und friedlicheres Miteinander. Diese Gedanken durchziehen viele seiner Ansprachen und Botschaften in den ersten knapp 100 Tagen.

Der Papst kommt ins Agieren

Entsprechend erklärte er zum Abschluss des Treffens, die Jugendlichen seien das Beispiel dafür, dass eine andere Welt möglich sei, eine Welt der Geschwisterlichkeit und Freundschaft, in der man Konflikte nicht mit Waffen, sondern mit Dialog löse.
Wie bei keiner anderen Rede an diesem Wochenende sprach er mit kräftiger Stimme und Nachdruck, auch als er zum nächsten Weltjugendtag im August 2027 nach Seoul einlud. Es wirkte, als sei er zum Ende hin doch noch etwas aufgetaut - oder es war schlicht der Druck von ihm abgefallen, weil er das Megaevent ohne Fehler gemeistert hatte.
Papst Leo XIV.: Die Feierlichkeiten zur offiziellen Amtseinführung im Vatikan
Papst Leo XIV. ist offiziell in sein Amt eingeführt. Mit weltumspannenden Botschaften von Frieden und gegenseitiger Achtung sprach er zu Gläubigen und Staatsgästen aus aller Welt.18.05.2025 | 3:29 min
Das Weltjugendtreffen hat gezeigt, die Stimmung im noch jungen Pontifikat von Leo XIV. ist gut. Aber ebenso sind die Hoffnungen groß, dass dieser Papst ins Agieren kommt. Im Vatikan stehen wichtige Personalentscheidungen an und es geht um inhaltliche Akzente. Da könnte im Herbst ein erstes größeres Dokument kommen, wie aus dem Umfeld zu hören ist. Damit könnte der Pontifex auch inhaltlich sein Profil weiter schärfen jenseits der Themen Frieden und Versöhnung.

Doku
:Leo XIV.: Missionar. Bischof. Papst

Wer ist der Papst mit US-amerikanischem Pass und peruanischer Staatsbürgerschaft? Leo XIV.: Mann der Weltkirche, gut vernetzter Augustinermönch, Friedensbringer? Ein Einblick.
Leo XIV

Mehr zum Papst