Drohnen über Flughäfen:Dänemark: Drohnen-Vorfälle sind "hybrider Angriff"
In Dänemark sind erneut Drohnen im Luftraum mehrerer Flughäfen gesichtet worden. Die dänische Regierung spricht von einem "hybriden Angriff".
In Dänemark sind erneut Drohnen in der Nähe von Flughäfen gesichtet worden. Sie wurden laut Polizei in der Nähe von Aalborg, Esbjerg, Skrydstrup und Sønderborg entdeckt.
25.09.2025 | 0:17 minDie dänische Regierung spricht nach den neuen Drohnensichtungen an mehreren Flughäfen im Land von einem "hybriden Angriff" und einer "systematischen Bedrohung". Alles deute darauf hin, dass ein professioneller Akteur dahinterstecke, sagte Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen an diesem Donnerstagmorgen auf einer Pressekonferenz in Kopenhagen.
Justizminister: Es geht um Angst und Spaltung
Poulsen zufolge fanden die neuen Drohnenvorfälle an "vielen Orten praktisch zur gleichen Zeit statt". Dabei seien "verschiedene Drohnen zum Einsatz gekommen". Es gehe um Taten, die eine Gefahr für Sicherheit und Freiheit darstellen könnten. Es bestehe jedoch weiterhin keine direkte militärische Bedrohung gegen Dänemark, betonte Lund Poulsen. Die dänische Regierung werde ihre Kapazitäten zur "Erkennung und Neutralisierung von Drohnen" ausbauen, gab der dänische Justizminister Peter Hummelgaard bei der gemeinsamen Pressekonferenz bekannt.
Das Ziel solcher hybriden Angriffe ist es, Angst zu verbreiten, Spaltung zu schaffen und uns zu verunsichern.
Peter Hummelgaard, Justizminister Dänemarks
Ob man den Artikel 4 der Nato aktiviere und damit wie zuletzt andere Bündnisstaaten Beratungen der Allianz in Gang setze, dazu habe man noch keine Entscheidung getroffen, sagte Lund Poulsen. Dies sei aber etwas, das man in Betracht ziehe.
Der Artikel 4 des Nato-Vertrags sieht Beratungen vor, wenn sich ein Nato-Staat von außen gefährdet sieht. Konkret heißt es darin: "Die Parteien werden einander konsultieren, wenn nach Auffassung einer von ihnen die Unversehrtheit des Gebiets, die politische Unabhängigkeit oder die Sicherheit einer der Parteien bedroht ist." Konkrete Konsequenzen müssen die Konsultation der Artikel-4-Beratungen nicht haben. Theoretisch könnte aber etwa in Folge die Luftraumüberwachung über die Nato verstärkt werden.
Der Artikel wurde seit Gründung des Bündnisses 1949 sieben Mal in Anspruch genommen - zuletzt am 24. Februar 2022, dem Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine. Beantragt wurde das damals von Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Tschechien und der Slowakei.
Quelle: dpa
Zwei Tage nach dem Drohnenalarm am Flughafen Kopenhagen waren zuvor über mehreren Flughäfen im EU- und Nato-Mitgliedstaat Dänemark wieder Drohnen gesichtet worden. In der Nacht seien Drohnen unbekannter Herkunft über vier dänischen Flughäfen entdeckt worden, bevor sie die Orte von selbst wieder verlassen hätten, erklärte die dänische Polizei. Betroffen waren demnach die Flughäfen Aalborg, Esbjerg und Sönderborg sowie der Luftwaffenstützpunkt Skrydstrup, wie die Polizei mitteilte.
Flughafen in Aalborg vorübergehend dicht
Der Flughafen Aalborg im Norden Dänemarks, einer der größten des Landes nach Kopenhagen, wurde geschlossen und erst einige Stunden später wieder geöffnet. Es sei nicht möglich gewesen, die Drohnen abzuschießen, erklärte der Polizeichef von Nordjütland, Jesper Bøjgaard Madsen.
Mit mehreren Drohnen haben Unbekannte den Flugverkehr an einem der wichtigsten Flughäfen Nordeuropas erst vor Kurzem stundenlang lahmgelegt. Die dänische Regierung wertet den Vorfall als Angriff.
23.09.2025 | 3:06 minDer Vertriebs- und Marketingdirektor des Flughafens, Martin Svendsen, bestätigte die Angaben gegenüber der Nachrichtenagentur Ritzau. Das Portal Flightradar24 berichtete ebenfalls davon und schrieb, dass drei ankommende Maschinen auf andere Flughäfen umgeleitet worden seien. Ein ankommender Flug und zwei abgehende Verbindungen seien gestrichen worden.
Drohnen keine Gefahr für Menschen
Polizei-Einsatzleiter Bøjgaard Madsen hatte nach Angaben der dänischen Sender DR und TV 2 gegen Mitternacht vor Reportern gesagt, dass gegen 21.44 Uhr mehrere Drohnen am Flughafen Aalborg gesichtet wurden. Wie viele es genau seien, konnte er zu dem Zeitpunkt noch nicht sagen. Auch die Größe ließ sich noch nicht einschätzen, man erkenne sie mit ihren Lichtern aber vom Boden aus. Eine Gefahr für Flugpassagiere oder Anwohner bestehe durch die Drohnen nach derzeitigem Stand nicht.
Schaltgespräch mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann (Vorsitzende EU-Verteidigungsausschuss, FDP) zu den Drohnen über Kopenhagen und Oslo und möglichen Reaktionen.
23.09.2025 | 5:35 minDie Flughäfen Esbjerg und Sönderborg wurden nicht geschlossen, da dort bis zum Morgen keine Flüge geplant waren.
Hintergrund unklar
Die Polizei erklärte, sie "untersuche den Vorfall in Zusammenarbeit mit dem dänischen Geheimdienst PET und den Streitkräften, um die Umstände zu klären". Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sprach vom "bislang schwersten Anschlag auf dänische kritische Infrastruktur". Wer dahintersteckt, ist noch unklar.
Erst vor drei Tagen hatte die Sichtung mehrerer größerer Drohnen zur gut vierstündigen Sperrung des Flughafens von Kopenhagen geführt, der zu den wichtigsten Airports Skandinaviens zählt. Rund 100 Flüge wurden gestrichen, Zehntausende Passagiere waren von Beeinträchtigungen betroffen.
Auch in Norwegens Hauptstadt Oslo hatten Drohnen-Sichtungen Anfang der Woche zu einer vorübergehenden Unterbrechung des Flugverkehrs geführt. Zuletzt hatten Polen, Estland und Rumänien Verletzungen ihres Luftraums durch russische Drohnen und Kampfflugzeuge gemeldet. Die Nato wertete dies als gezielte Provokation Russlands, Moskau wies die Vorwürfe zurück.
An den Flughäfen Kopenhagen und Oslo kam es wegen Drohnensichtungen erheblichen Ausfällen. Die dänische Regierung verurteilt die Tat als Angriff auf kritische Infrastruktur.
23.09.2025 | 1:28 minBundespolizei: Parallelen zu Drohnenvorfall in Kopenhagen
Die Drohnenaktivität in Aalborg ähnele in etwa derjenigen in Kopenhagen, sagte Bundespolizeichef Thorkild Fogde in einer nächtlichen Pressekonferenz. Man sehe ein ähnliches Muster, die Drohnen seien gut sichtbar und mit eingeschaltetem Licht unterwegs.
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