"Hybride Angriffe" auf Flughäfen:Wie Dänemark jetzt die Drohnen jagt
Erneut stören Drohnen den dänischen Luftverkehr. Die Behörden fahren die Suchmaßnahmen nach den Verantwortlichen deutlich hoch. Auch die Nato steht bereit. Was bislang bekannt ist.
In Dänemark sind an mehreren Orten erneut Drohnen gesichtet worden. Auch Militärstandorte wurden überflogen. Die Regierung bezeichnete den Vorfall als systematische Bedrohung.
25.09.2025 | 1:51 minEs ist ein seit Monaten wiederkehrendes Muster: Über Flughäfen, Militärbasen oder kritischer Infrastruktur werden auffällige Drohnen gesichtet. Aufwändige Suchen laufen an, aber weder Fluggeräte noch Piloten können gefunden werden.
Frequenz und entstandene Schäden der Vorfälle nehmen zu. Dänemark spricht nach einer weiteren Nacht mit Drohnen über mehreren Flughäfen und Unterbrechungen des Luftverkehrs von einem "hybriden Angriff". Lokale Behörden und Nato fahren ihre Gegenmaßnahmen hoch.
Was ist zu den Drohnen bekannt?
Dänischen Behörden zufolge waren in der Nacht auf Donnerstag mindestens vier Flughäfen betroffen, in den Städten Aalborg, Esbjerg und Sönderborg - sowie der Luftwaffenstützpunkt Skrydstrup. Die ersten Drohnen waren in Aalborg im Norden des Landes gegen 22 Uhr beobachtet worden. Die letzte Sichtung war gegen 1 Uhr.
Die vier in der Nacht auf Donnerstag betroffenen Standorte.
Quelle: ZDFDabei seien unterschiedliche Drohnen zum Einsatz gekommen. Genaue Angaben zu möglichen Typen gab es nicht. In der Vergangenheit hatten auch deutsche Sicherheitsbehörden darauf hingewiesen, dass es sich bei Drohnensichtungen nicht nur um kleine Hobbydrohnen handele - sondern auch um Modelle mit starren Flügeln größerer Spann- und Reichweite.
Zu den genauen Flugrouten machten die dänischen Behörden bislang keine Angaben. Relevant ist etwa, ob sie von Land gestartet wurden, oder wie in manch anderen Fällen von Booten in Nord- und Ostsee. Behörden gehen davon aus, dass etwa zivile Fischkutter oder Frachtschiffe als Basen für russische Drohnenflüge dienen. Anfang September durchsuchte die Polizei in Kiel ein Frachtschiff.
Schon wieder sind in Dänemark Drohnen gesichtet worden. Was ist über die Bedrohung bekannt und wie will man darauf reagieren? Winnie Heescher ordnet die Situation ein.
25.09.2025 | 2:15 minWie reagieren dänische Behörden und Nato?
Reaktionen auf die erneuten Drohnen-Flüge gibt es nun auf mehreren Ebenen. Am Boden suchen Polizeieinheiten nach Spuren und werten Überwachungskameras aus. Bislang wurden keine Drohnen sichergestellt. Der Nationale Einsatzstab, der in nationalen Krisen die Koordination zwischen verschiedenen Sicherheitsbehörden übernimmt, ist nun rund um die Uhr im Einsatz.
Michael Hyldgaard, Befehlshaber der dänischen Streitkräfte, teilte mit, dass das dänische Militär sich gegen einen Abschuss mehrerer Drohnen entschieden habe, auch um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten. Man wolle einen Gesetzesentwurf einbringen, um mehr Möglichkeiten zum Abschuss zu erhalten, so Justizminister Peter Hummelgaard. Wie zuletzt Polen erwäge nun auch Dänemark, Artikel 4 Beratungen bei der Nato zu beantragen.
Nato-Generalsekretär Mark Rutte sicherte Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen Solidarität und enge Kooperation zu. Weitere konkrete Schritte wurden zunächst nicht öffentlich angekündigt.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) will Drohnen auf verschiedene Arten abwehren - sie vom Kurs abbringen, abfangen oder "vom Himmel holen", also auch abschießen.
23.09.2025 | 0:36 minDie nahezu täglichen Sicherheitsvorfälle führen bereits zu Reaktionen der Nato. Insbesondere die Luftraumüberwachung über Nord- und Ostsee wird intensiviert. Die Türkei verlegte in dieser Woche eines ihrer sogenannten Awacs-Überwachungsflugzeuge nach Litauen.
Vom nordrhein-westfälischen Militärflugplatz Geilenkirchen starteten weitere Awacs-Maschinen zu Überwachungsflügen über Polen. An Bord sind leistungsstarke Radare, um auch kleinere Flugobjekte frühzeitig orten zu können. Das könnte etwa helfen, Orte der Starts und Landungen genauer einzugrenzen.
Russland dementierte in einer Mitteilung der Botschaft an die Zeitung "Jyllands-Posten", etwas mit dem Drohneneinsatz zu tun zu haben. In Deutschland sprach Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) von einer neuen Realität, "mit der wir umgehen". Drohneneinsätze gehörten zur Strategie des russischen Präsidenten Wladimir Putins, ohne "dass wir es in dem Fall konkret sagen könnten", sagte Pistorius. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte am Donnerstag im Bundestag, die Bedrohung durch Drohnen sei "hoch" - auch in Deutschland.
An den Flughäfen Kopenhagen und Oslo kam es wegen Drohnensichtungen zu erheblichen Ausfällen. Die Regierung in Kopenhagen geht von einem Anschlag aus. Wie reagiert die NATO?
24.09.2025 | 2:05 minWarum Dänemark von einer gezielten Kampagne ausgeht
Oft ist es für Behörden schwer zu unterscheiden, ob es sich bei einem Flug über kritischer Infrastruktur über eine gezielte Aktion oder ein Versehen handelt. Eigentlich müssen sich Drohnenpiloten informieren, wo und wie sie ihre Geräte fliegen dürfen.
In diesem Fall hat die dänische Regierung keine solchen Zweifel. Alles deute auf einen professionellen Akteur hin, sagte Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen an diesem Donnerstagmorgen auf einer Pressekonferenz in Kopenhagen. Die Flüge fanden nachts und an vielen Orten praktisch zur gleichen Zeit statt.
Russische Drohnen über polnischem Gebiet, russische Kampfjets im estnischen Luftraum, russische Flugzeuge über der Ostsee - ein Überblick über die Ereignisse der letzten Wochen.
22.09.2025 | 1:19 minWas droht den Verursachern?
In Dänemark wie in Deutschland gibt es Gesetze gegen gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr. Je nach Hintergrund der Taten, etwa ob ein gezielter Spionage- oder Sabotageversuch nachgewiesen kann, könnten potenziell noch weitere Straftatbestände in Betracht kommen.
Bereits bei kleineren Verstößen gegen die vielfältigen Vorschriften zu Drohnenflügen drohen in Deutschland Bußgelder, die schnell mehrere Tausend Euro erreichen. Bei Flughäfen oder militärischen Einrichtungen sind die Sanktionen deutlich schärfer. Der bereits erwähnte gefährliche Eingriff in den Luftverkehr kann bis zu 10 Jahre Haft nach sich ziehen. Wirtschaftlichen Schäden, die eine Unterbrechung des Flugbetriebs nach sich zieht, könnten zivilrechtlich hinzukommen.
Bei einer festgestellten Verwicklung russischer Behörden sind diplomatische Konsequenzen wahrscheinlich. Polen etwa hat in der Vergangenheit nach Sabotagefällen Dutzende russische Diplomaten ausgewiesen und ein Konsulat geschlossen. Möglich ist auch, dass die Drohnenflüge auf sogenannte "Wegwerf-Agenten" zurückgehen - also Personen, die Russland direkt oder über Mittelsmänner für Aktionen bezahlt, die aber keine professionellen Agenten sind. Wie ausländische Agenten belangt werden, können sie aber trotzdem. Auch in Deutschland laufen bereits entsprechende Gerichtsverfahren.
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