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Letzter EU-Gipfel vor Trump:Ukraine-Krieg: Europas Suche nach Antworten
von Julia Rech und Ulf Röller
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Es ist der letzte EU-Gipfel vor dem Amtsantritt von Donald Trump. Europa versucht sich vorzubereiten und diskutiert über Verteidigung - aber ohne Amerika geht es nicht.
Draußen haben sie ein riesiges Plakat ausgerollt. Auf dem hat Ursula von der Leyen die Botschaft für die nächsten fünf Jahre geschrieben: "Geschlossen in die Zukunft." Drinnen hat der neue EU-Ratspräsident Antonio Costa seinen ersten großen Gipfel-Auftritt. Neben ihm steht Wolodymyr Selenskyj.
Costa versichert dem ukrainischen Präsident Solidarität. Und dann fällt wieder der Satz, den dieser schon so oft gehört hat:
Wir stehen an ihrer Seite, solange Sie uns brauchen.
Antonio Costa, EU-Ratspräsident
Statt die vielen Schulterklopfer, die jeden EU-Gipfel auf Selenskyj niederprasseln, hätte dieser wohl lieber das eine oder andere Luftabwehrsystem bekommen. 19 Stück bräuchte er.
Was hat Trump mit der Ukraine vor?
Selenskyj darf seinen Frust nicht zeigen. Einem anderen platzt der Kragen. Der litauische Regierungschef Nauseda zerstört die Gipfelinszenierung von Geschlossenheit.
Wir reden immer nur, wir müssen handeln. Wir müssen mehr helfen.
Gitanas Nauseda, Präsident von Litauen
Aber das größte Sicherheitsrisiko bleibt für alle der neue Mann im Weißen Haus, der am 20. Januar das Amt übernimmt. Was Donald Trump will, weiß keiner. Selbst die Regierungschefs, die mit Trump gesprochen haben, rätseln, was er mit der Ukraine vorhat. Zu widersprüchlich die Aussagen von Trump und seinem Team.
Nur eins ist auf dem Gipfel ganz klar geworden: Ohne Trump kann Europa die Aggression der Russen in der Ukraine nicht abwehren. Selenskyj hat deshalb auch eine Botschaft: Die EU müsse sich mit Trump abstimmen. Sie müssen mit ihm zusammenarbeiten. Alle Regierungschefs nicken zustimmend.
Gespräche über EU-Friedenstruppe hinter den Kulissen
Es wäre eine Sicherheitsgarantie, die Selenskyjs Position in den Verhandlungen mit Putin stärken würde. Außerdem hofft Macron, so Trump zu ködern, sich weiter in der Ukraine zu engagieren.
Hinter den Kulissen wird über eine solche Friedenstruppe gesprochen. Bei der Nato. Beim Gipfel. Aber offiziell heißt es, dies sei noch kein Thema. Vor allem der deutsche Bundeskanzler will die Debatte um Friedenstruppen nicht. Schnell werden daraus Bodentruppen in der Ukraine. Schlagzeilen, die ein wahlkämpfender Scholz gerne vermeiden will. Gerade jetzt, wo Sara Wagenknecht den Marshallstab über den deutschen Stammtischen schwingt.
Keine Richtung aus Berlin und Paris
Auf dem Gipfel kam es nicht zu einen Show-Down zwischen Frankreich und Deutschland. Macron musste in das Katastrophengebiet Mayotte reisen. Scholz hat ihn vertreten. Das entbehrt nicht einer gewissen Komik. Darauf angesprochen hieß es aus der französischen Delegation süffisant, es sei ein Vertrauenstest.
Vertrauen ist gut, aber Gewissheit wäre besser. Für den Gipfel bleibt es ein Problem, dass die Achse Paris-Berlin keine Richtung bei dem wichtigen Thema Friedenstruppen gibt, sondern in unterschiedliche Richtung zu blinken droht.
Europa hat keine eindeutige Botschaft an Washington
Das führt auch dazu, dass andere EU-Mitglieder in der Deckung bleiben. Einen Monat vor dem Machtantritt Trumps hat Europa keine eindeutige Botschaft an Washington. Das ist gefährlich. Gerade bei Trump, der Schwäche ausnutzt.
Selenskyj spürt das. Auf seiner Abschlusserklärung wurde er gefragt, welche Gefühle der Amtsantritt Trumps bei ihm auslöst. Er wartet ein Moment mit der Antwort und sagt dann: "Herzlich Willkommen Mister Präsident." Dann schob er noch nach, dass er hofft, eine Gelegenheit zu bekommen, ihm die Lage in der Ukraine zu beschreiben. "Ich hoffe, er hilft uns." Die EU kann es alleine nicht schaffen.
Quelle: dpa
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