EU-Haushalt: Kommission schlägt Budget von 2 Billionen Euro vor

Vorschlag der Kommission:EU-Budget soll auf 2 Billionen Euro anwachsen

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Der EU-Haushalt soll massiv steigen: Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schlägt vor, den Etat auf zwei Billionen Euro zu erhöhen. Die Bundesregierung ist jedoch dagegen.

Ursula von der Leyen
Das neue, höhere Budget des EU-Haushalts, das Ursula von der Leyen vorschlägt, soll unter anderem dafür sorgen, dass mehr Geld in Sicherheit und Verteidigung fließt.
Quelle: epa

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will den langfristigen Gemeinschaftshaushalt der Europäischen Union deutlich aufstocken, um zusätzliche Investitionen in Sicherheit und Verteidigung zu ermöglichen. Wie sie in Brüssel mitteilte, soll der Etat für die Jahre 2028 bis 2034 rund zwei Billionen Euro umfassen - das sind etwa 700 Milliarden Euro mehr als derzeit für die laufende siebenjährige Budgetperiode veranschlagt sind. Details nannte sie zunächst nicht.
Als wirtschaftsstärkster Mitgliedstaat steuert Deutschland in der Regel knapp ein Viertel der Mittel bei. Die vorgeschlagene Budgeterhöhung könnte allerdings zumindest teilweise auch über neue Einnahmequellen finanziert werden.
Von der Leyen stellt EU-Haushaltspläne vor
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will den langfristigen Gemeinschaftshaushalt der EU deutlich aufstocken für Sicherheit und Verteidigung. Der Etat soll soll für die Jahre 2028 bis 2034 rund 2 Billionen Euro umfassen.16.07.2025 | 36:19 min

Vorschlag soll unterschiedliche Interessen berücksichtigen

Mit dem Haushaltsplan wird grob festgelegt, wofür die EU Geld ausgeben will - und wie viel. Die Kommission unter der Leitung der Deutschen von der Leyen versucht mit ihrem Vorschlag, unterschiedliche Interessen und Faktoren unter einen Hut zu bringen.
Denn während mehr Geld für die Sicherheit und Verteidigung ausgegeben werden soll, Bauern gegen mögliche Kürzungen Sturm laufen und Darlehen des Corona-Aufbaufonds zurückgezahlt werden müssen, sind die Kassen der Mitgliedsländer leer. Und finanzstarke EU-Staaten wie Deutschland oder die Niederlande wollen nicht tiefer in die Tasche greifen.
EU-Kommission in Brüssel
Die EU-Kommission schlägt einen deutlich erhöhten Haushalt für die Jahre 2028-2034 vor, auch wegen zusätzlichen Investitionen in Sicherheit. Landwirten hingegen drohen Kürzungen.16.07.2025 | 1:30 min
Der Vorschlag muss nun von den EU-Ländern und dem Europäischen Parlament beraten werden. Dann muss das EU-Parlament durch eine Mehrheitsentscheidung zustimmen, die EU-Länder müssen den Haushalt einstimmig annehmen. Es werden lange und komplizierte Verhandlungen erwartet. Über den aktuellen Finanzrahmen diskutierten die EU-Staats- und Regierungschefs 2020 bei einem Gipfeltreffen vier Tage und Nächte lang.
Container stehen gestapelt am Hafen von Los Angeles.
Im Zollstreit mit den USA will die EU auf Verhandlungen setzen. Macron forderte Gegenmaßnahmen, sollte es zu keiner Einigung kommen. Trump hatte Zölle von 30 Prozent angekündigt.13.07.2025 | 0:23 min

Kritik aus dem EU-Parlament an Vorschlag

Der größte Teil des langfristigen EU-Haushalts wird aus Beiträgen der Mitgliedstaaten gestemmt - jeder EU-Staat zahlt einen bestimmten Prozentsatz seines Bruttonationaleinkommens (BNE).
Als sogenannte Eigenmittel fließen bislang vor allem Zolleinnahmen und die Erträge einer Plastiksteuer nach Brüssel.
Die EU besteht aus sieben zentralen Organen und weiteren Institutionen. Durch die Europawahl haben die EU-Bürgerinnen und Bürger Einfluss auf ihre Zusammensetzung. Die EU-Bürger*innen wählen das Europäische Parlament. Dieses kontrolliert die EU-Kommission. Die wiederum schlägt dem Parlament Gesetze vor. Gemeinsam mit dem Rat der EU, der aus den Fachminister*innen der EU-Länder besteht, beschließt das Parlament Gesetze und den Haushalt. Der Europäische Rat besteht aus den EU-Staatschefs, dem Ratspräsidenten und der Kommissionspräsidentin. Dieser Europäische Rat gibt dem Rat der EU politische Leitlinien vor. In Brüssel haben der Europäische Rat, der Rat der EU und die EU-Kommission ihren Hauptsitz. In Luxemburg sind der Europäische Rechnungshof und der Gerichtshof der Europäischen Union. Die Europäische Zentralbank sitzt in Frankfurt am Main und das EU-Parlament vor allem in Straßburg.

Bundesregierung lehnt Vorschlag ab

Die Bundesregierung lehnte den Vorschlag der EU-Kommissionspräsidentin ab. Ein umfassender Aufwuchs des EU-Etats sei nicht vermittelbar in Zeiten, in denen die Mitgliedsländer mit erheblichen Anstrengungen bemüht seien, ihre Haushalte zu stabilisieren, teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius mit.

Daher werden wir den Vorschlag der Kommission nicht akzeptieren können.

Stefan Kornelius, Regierungssprecher

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen
Die Bundesregierung lehnt den Vorschlag der EU-Kommission, den EU-Etat zu erhöhen, ab. Die Mitgliedsstaaten seien bemüht darum, ihre eigenen Haushalte zu stabilisieren.17.07.2025 | 0:27 min
Aus dem EU-Parlament kam ebenfalls Kritik an dem Vorschlag - insbesondere an den geplanten Nationalen Reform- und Investitionsplänen, nach denen in den Mitgliedstaaten über die Verwendung von Geldern entschieden werden soll.
In einem gemeinsamen Papier der Fraktionsvorsitzenden des Mitte-Rechts-Bündnisses EVP, der sozialdemokratischen S&D, der liberalen Renew und der Grünen heißt es, das Parlament werde keine Einschränkung seiner Aufsichtspflicht und demokratischen Kontrolle über EU-Ausgaben akzeptieren - "oder, noch schlimmer, eine Renationalisierung zentraler EU-Politiken".
Quelle: dpa, AFP

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