Papst ehrt wohltätigen Millennial:Der "Influencer Gottes" ist nun ein Heiliger
Carlo Acutis starb 2006 mit 15 Jahren an Leukämie. Die katholische Kirche hat ihn ungewöhnlich schnell heiliggesprochen. Der erste heilige Millennial fasziniert Menschen weltweit.
Katholische Christen wie diese Nonne pilgern zum Grab des verstorbenen 15-jährigen Carlo Acutis, der nun heiliggesprochen wurde.
Quelle: AFPIn Nike-Sneakern, Jeans und einem Sweatshirt liegt Carlo Acutis in einem gläsernen Sarg in Assisi aufgebahrt. Der Wallfahrtsort in Umbrien, in den seit Jahrhunderten Pilger kommen, um dem heiligen Franziskus nahe zu sein, beherbergt seit diesem Wochenende mit Carlo Acutis einen weiteren Heiligen.
Über dem Sarg des Italieners, der mit 15 Jahren an Leukämie starb, wurde eine Webcam angebracht. Im Live-Stream kann man so verfolgen, wie Menschen aus der ganzen Welt den "Influencer Gottes", wie er genannt wird, vor Ort anbeten, ihre Hand auf die Glasscheibe legen oder Fotos machen.
Beim Weltjugendtreffen in Rom feiern mehr als eine Millionen junge Menschen mit dem Papst Gottesdienst. Sein Appell: Aktiv Frieden einfordern.
03.08.2025 | 2:49 minKatholische Kirche braucht sonst länger bei Heiligsprechungen
Ein Heiligsprechungsverfahren in der katholischen Kirche dauert im Schnitt über 200 Jahre. Der Millennial Carlo Acutis ist hingegen nur 19 Jahre nach seinem Tod von Papst Leo XIV. heiliggesprochen worden. Er starb 2006. Als "Cyber-Apostel" ist er bei Jugendlichen weltweit bekannt und sehr beliebt. Mit 13 Jahren begann Acutis, online kirchlich anerkannte eucharistische Wunder aus der ganzen Welt zu dokumentieren. Auch soll er zahlreiche Wohltaten vollbracht haben.
Carlo Acutis starb am 12. Oktober 2006 in Italien.
Quelle: ImagoSeine Mutter Antonia Salzano setzt sich seit dem Tod ihres Sohnes für seine Heiligsprechung ein. Er habe nach seiner Kommunion mit sieben Jahren "nie aufgehört, täglich zur Messe zu gehen, täglich die eucharistische Anbetung zu halten und den Rosenkranz zu beten", so Salzano gegenüber Vatican News.
Ein ehemaliger Jugendfreund von Acutis, Federico Oldani, möchte sich hingegen nicht zu sehr von dem beeinflussen lassen, was in den Medien über Acutis berichtet wird. Oldani sagte der Erzdiözese Mailand, er halte lieber an seinen eigenen Erinnerungen fest. "Heute ist er (Acutis) eine öffentliche Person, und da ist es ganz normal, dass es Unterschiede gibt zwischen dieser öffentlichen Seite und den Erlebnissen jener zweier Jungen, die wir damals waren", so Oldani.
Sie wollen den Mitgliederschwund nicht hinnehmen und greifen zu ungewöhnlichen Mitteln.
11.04.2023 | 28:56 min"Influencer Gottes" soll Jugendliche erreichen
Die Medienethikerin Claudia Paganini, die an der Universität Innsbruck lehrt, versteht die mediale Darstellung von Carlo Acutis als "Influencer Gottes" als Prozess der Inkulturation.
Umgangssprachlich könnte man sagen, man holt die Menschen dort ab, wo sie sind.
Claudia Paganini, Medienethikerin
"Hier sollen offensichtlich Jugendliche abgeholt werden, deshalb wählt man ein Idol aus ihrem Lebenskontext. Solche Prozesse sind für die katholische Kirche nichts Neues", so Paganini gegenüber der ZDFheute. "Die Kirche sah in Acutis die Chance, einer Person ein Podest zu schaffen, die digital sozialisiert war und so einen direkten Bezug zu Jugendlichen herstellt", erklärt Paganini.
Die Schnelligkeit des Heiligsprechungsverfahrens zeige, dass die Kirche nach neuen Gesichtern mit Symbolkraft suche. "Im Kontext der Digitalität werden Idole - und so eben auch Heilige - innerhalb sehr kurzer Zeiträume prominent, ihre Botschaften in Sekunden millionenfach vervielfältigt", so Paganini.
Zeit für eine erste Bilanz über die ersten 100 Tage der Amtszeit von Papst Leo XIV. Er will die Gemeinschaft fördern, als Versöhner fungieren. Wie ist er das bis jetzt angegangen?
15.08.2025 | 2:12 minGespaltene Kirche kann sich auf "Cyber-Apostel" einigen
Die Medienethikerin und Theologin sieht im Fall Acutis auch Parallelen zu anderen religiösen Bewegungen, die sich digital inszenieren. Auch evangelikale Christen nützen digitale Logiken, um Glauben attraktiv zu machen. Problematisch sei es allerdings, wenn religiöse Offenbarung nicht als Angebot zur Sinnstiftung verstanden werde, sondern als klare Anweisung, was richtig und was falsch sei, "wer die Gerechten und wer die Bösen und damit Verdammten sind. Das ist die Kehrseite des strahlenden Kuschelimages der neuen religiösen Idole".
Während viele Fragen zur ungewöhnlich raschen Heiligsprechung von Carlo Acutis vorerst unbeantwortet bleiben, geht der Hype um den ersten heiligen Millennial jetzt in die nächste Runde. Es scheint, dass sich in der von Spaltungen geprägten katholischen Kirche alle auf den neuen digitalen Heiligen einigen können. Ob die 1,4 Milliarden Anhänger große Weltkirche mit ihrer digitalen Mission wieder vermehrt junge Menschen ins Boot holen kann, wird sich zeigen.
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