Schwerpunkt
Rückzug von Matt Gaetz:Erster Rückschlag für Donald Trump
|
Trumps Wunschkandidat als Justizminister hat die Reißleine gezogen. Zu groß die Diskussion, zu gering die Aussicht auf Erfolg. Was das für den künftigen Präsidenten heißt.
Am Mittwoch waren Matt Gaetz und der künftitge Vizepräsident J.D. Vance im US-Kongress um für die Wahl von Gaetz zu werben. Einen Tag später zieht Gaetz die Reißleine.
Quelle: AFP
Die Nominierung von Matt Gaetz ging dann doch einen Schritt zu weit - auch der eigenen Partei. Donald Trumps radikaler Wunschkandidat für das Amt des Justizministers in der neuen Regierung zog am Donnerstag selbst die Reißleine.
Gaetz verzichtet auf seine Kandidatur, begründet das mit der anhaltenden Debatte um seine Person. US-Medien berichten übereinstimmend: Er hätte für eine Bestätigung im Senat nicht die notwendigen Stimmen aus der eigenen Partei bekommen. Einige Senatoren zeigten sich nach dem Rückzug erleichtert.
Rückzug zeigt: Trumps Macht hat Grenzen
Gaetz gehört zu den umstrittensten Nominierungen von Trump und sie galt schon vorab als Test für die Loyalität des Senates gegenüber dem wiedergewählten Republikaner. Bei der knappen republikanischen Mehrheit von 53 der 100 Sitze reichen wenige Abweichler, um Vorhaben zu blockieren. Gaetz' Rückzug nun zeigt: Trumps Macht hat Grenzen.
- Wie viel Macht Trump im Weißen Haus hat
- Matt Gaetz - der Mann, der McCarthy stürzte
Einige Juristen, Staatsrechtler und Politologen wie Chris Edelson, Professor für Staatswissenschaften an der American University, sehen darin ein wichtiges Signal.
Das zeigt, dass er nicht alles machen kann, was er will. Ich will das aber nicht überbewerten. Bedeutet das, dass die Gefahr vorüber ist? Nein, natürlich nicht.
Prof. Chris Edelson, American University
Sie warnen jedoch davor, es überzubewerten. Gaetz sei dermaßen unqualifiziert, durch Skandale und Querelen auch innerhalb der eigenen Partei enorm gebrandmarkt, dass es nicht als aufkeimdender Widerstand verstanden werden sollte.
Trumps Werbe- und Druck-Kampagne vorerst gescheitert
Gaetz' Nominierung wurde von Kritikern als ausgestreckter Mittelfinger gegen FBI, Justizministerium und auch gegen den Senat bezeichnet. Acht Tage später ist er gescheitert. Zu heftig die Kritik, zu groß die im Raum stehenden Vorwürfe von Sex mit Minderjährigen bis illegalem Drogenkonsum, zu groß war offenbar der Druck in der Partei.
Der künftige US-Präsident jedoch schien in ihm den besten Kandidaten zu sehen, um die Wahlkampf versprochene Vergeltung am Justizsystem zu üben - einen absolut verlässlichen Loyalisten.
Matt wird die systemische Korruption im Justizministerium ausmerzen.
Donald Trump bei Nominierung von Matt Gaetz, 13.11.24
Trump soll in den vergangen Tagen Senatoren persönlich angerufen haben, um sie zu überzeugen, noch am Mittwoch war sein Vize J.D. Vance mit Gaetz im Kongress auf Werbetour. Am Donnerstag nun dankte Trump Gaetz für seinen Einsatz und sprach ihm seinen Respekt für die Entscheidung aus.
Trumps neuer Anlauf mit Pam Bondi
Den zweiten Anlauf macht Trump nun mit Pam Bondi, der ehemaligen Justizministerin von Florida. Auch sie kennt er seit Jahren, auch sie gilt als loyal zu Trump.
Zu lange wurde das parteiische Justizministerium als Waffe gegen mich und andere Republikaner eingesetzt - das ist jetzt vorbei.
Donald Trump bei Nominierung von Bondi
Bondi hat ihn in seinem ersten Amtsenthebungsverfahren wegen Machtmissbrauchs 2020 im Kongress vertreten. Ihr werden - im Vergleich zu Gaetz - Chancen eingeräumt, vom Senat bestätigt zu werden.
Weitere hochumstrittene Nominierte
Höchstumstritten hingegen bleiben mindestens drei weitere Nominierte für Trumps Regierungsteam - bei Demokraten und auch einigen Republikanern sowie Fachleuten. "Es gibt andere Kandidaten, die ebenso gefährlich oder sogar noch gefährlicher sind", sagt Staatswissenschaftler Edelson.
- Pete Hegseth als Verteidigungsminister: Die Qualifikation des TV-Moderators und Veterans wird infragegestellt, er hat kaum politische Erfahrung. Zudem stehen auch gegen ihn Vorwürfe des sexuellen Übergriffs im Raum - Hegseth weist sie zurück.
- Tulsi Gabbard als Geheimdienstchefin: Sie wird von Kritikern als Gefahr für die Nationale Sicherheit bezeichnet, unter anderem wegen Kreml-naher Positionen.
- Robert F. Kennedy Jr. als Gesundheitsminister: Der Impfgegener hat bei diversen Gesundheitsthemen in der Vergangenheit Verschwörungserzählungen verbreitet.
Auch diese Posten sind ein Test für die Republikaner im Senat, auch sie müssen eigentlich abgesegnet werden. Eine Situation, die Trump dazu verleiten könnte, die Kontrollfunktion zu umgehen, indem er sie in einer Sitzungspause ernennt.
Ein Schritt, den er bei Gaetz nicht bereit war zu gehen.
Anna Kleiser ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.
Mehr zu den Wahlen in den USA
Liveblog
US-Wahl 2024:Donald Trump gewinnt US-Wahl - alle Entwicklungen
Thema
Nachrichten & Hintergründe:Kamala Harris
Thema
Nachrichten & Hintergründe:Donald Trump
mit Video
US-Demokratie:Trump will Wahlrecht in den USA verschärfen
Erfinder-Firma von ChatGPT:Kaufangebot: OpenAI lässt Musk abblitzen
mit Video
Hegseth, Rubio, Kennedy und Co.:Trump-Regierung: Das sind die Mitglieder
Nach Lieferstopp unter Biden:Trump will schwere Bomben für Israel freigeben
mit Video
Einwanderung aus Mexiko:Trump will weitere 1.500 Soldaten an US-Grenze
FAQ
USA und die EU: Unsichere Zeiten:Trump 2.0: Was bedeutet das für die EU?
von Paul Schubert, Brüssel
Liveblog
Amtseinführung von Donald Trump:Trump entlässt Regierungsmitarbeiter
mit Video