Krieg zwischen Iran und Israel: Weiter Angriffe auf beiden Seiten

Israel-Iran-Konflikt:Tote in Israel und Iran bei neuen Angriffen

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Israel und Iran haben ihre gegenseitigen Raketenangriffe fortgesetzt. Dabei gab es Tote und Verletzte auf beiden Seiten. In israelischen Städten starben mindestens acht Menschen.

 Ein ultraorthodoxer jüdischer Mann begutachtet die Schäden an einer jüdisch-orthodoxen Mädchenschule, nachdem iranische ballistische Raketen in Bnei Brak, Zentralisrael, eingeschlagen sind, 16. Juni 2025.
Israel und Iran haben ihre gegenseitigen Raketenangriffe fortgesetzt. Dabei gab es Tote und Verletzte auf beiden Seiten. In israelischen Städten starben mindestens acht Menschen.16.06.2025
Während Israel im Krieg mit Iran dem Machtapparat der Islamischen Republik einmal mehr schwere Schläge versetzt, feuert Israels Erzfeind weitere Raketen auf den jüdischen Staat ab. Obwohl die Verteidigungssysteme in Israel aktiviert wurden, gab es nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom mehrere Einschläge im Zentrum des Landes.
In der Nacht wurden nach Angaben von Sanitätern acht Menschen getötet und 92 verletzt. In Tel Aviv und Haifa wurden Wohnhäuser getroffen. Eine Sprecherin bestätigte, damit sei die Zahl der seit Freitag bei Angriffen in Israel getöteten Menschen auf 23 gestiegen.
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Israel und Iran haben ihre gegenseitigen Raketenangriffe fortgesetzt. Dabei gab es Tote und Verletzte auf beiden Seiten. „Auch in der Nacht gab es wieder massive Angriffe aus dem Iran“, so ZDF-Korrespondent Thomas Reichart.16.06.2025 | 2:57 min

Verteidigungsminister Katz droht Iran mit Vergeltung

Bereits zuvor waren durch iranische Angriffe mehr als ein Dutzend Menschen in Israel getötet und Hunderte weitere verletzt worden. Such- und Rettungskräfte waren nach Armeeangaben an mehreren Orten im ganzen Land im Einsatz.
Verteidigungsminister Israel Katz drohte mit Vergeltung. "Der großmäulige Diktator aus Teheran ist zu einem feigen Mörder geworden, der gezielt auf die israelische Zivilbevölkerung schießt, um die israelische Armee von der Fortsetzung der Offensive abzuschrecken, die seine Fähigkeiten zum Einsturz bringt", schrieb Katz in einem Post auf der Plattform X.

Die Einwohner Teherans werden den Preis zahlen - und zwar bald.

Israel Katz, Verteidigungsminister

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Israel will nach eigener Darstellung mit den Angriffen verhindern, dass Iran eine Atombombe bauen kann. „Ziel zu sein scheint, dass das iranische Atomprogramm zurückgeworfen wird“, so Sicherheitsexperte Nico Lange.16.06.2025 | 5:12 min
Auf die Frage, ob letztlich auch die iranische Führung gestürzt werden solle, entgegnete der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Gespräch mit dem US-Sender Fox News: "Es könnte sicherlich das Ergebnis sein. Das iranische Regime ist sehr schwach." Eine Mehrheit der Iraner würde die islamistische Staatsführung gerne loswerden, sagte er.

Geheimdienstchef der Revolutionsgarden getötet

Israel setzte indes seine Angriffe auf strategische Ziele in Iran die vierte Nacht in Folge fort. Am Montagmorgen meldete die Armee Angriffe auf Standorte von Boden-Boden-Raketen im Iran sowie auf mehrere Kommandozentralen der iranischen Revolutionsgarden in der Hauptstadt Teheran.
Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim bestätigte den Tod des Chefs des Geheimdienstes der mächtigen Revolutionsgarden - Irans Elitestreitkräfte - und seines Stellvertreters. Mohammed Kasem und Hassan Mohaghegh seien bei den Angriffen auf Teheran getötet worden.
Iran Ölraffinerie zerstört
Nach israelischen Luftangriffen herrscht Ausnahmezustand in Iran. Neben Militär- und Atomanlagen scheint Israel jetzt auch die Öl- und Gasförderung des Landes im Visier zu haben. 15.06.2025 | 2:14 min
Medienberichten zufolge wurden in Teheran auch das Ölministerium, die Polizeidirektion sowie andere staatliche Einrichtungen angegriffen. Zuvor war bereits von Angriffen auf das Verteidigungsministerium, auf eine staatliche Atom-Forschungsorganisation und auf ein Öllager in der Millionenmetropole berichtet worden. Gemeldet wurden aus dem Iran aber auch israelische Angriffe auf Wohnviertel.
In Iran wurden seit dem Beginn der israelischen Großoffensive in der Nacht zu Freitag nach offiziellen Angaben mindestens 224 Menschen getötet. Fast 1.300 Menschen seien verletzt worden, teilte ein Vertreter des iranischen Gesundheitsministeriums auf X mit.
Die als Sprachrohr der iranischen Revolutionsgarden geltende Nachrichtenagentur Tasnim verbreitete Bilder von Häusern in Trümmern. Auf den Straßen, die aus Teheran hinausführten, bildeten sich Staus. Viele Menschen verlassen die Stadt aus Angst vor den israelischen Angriffen.
SGS Sievers Zamirirad
Ein Teil der iranischen Gesellschaft teile das Feindbild Israel ihres Regimes nicht. Wegen der anhaltenden Angriffe gebe es enorme Unsicherheit, so Iran-Expertin Azadeh Zamirirad.15.06.2025 | 3:52 min

Israels Angriffe zielen auf Irans Atomprogramm

Israel will nach eigener Darstellung mit den Angriffen verhindern, dass Iran eine Atombombe bauen kann. Die Führung in Teheran erklärt dagegen, dass das Atomprogramm zivilen Zwecken diene.
Karte: Atomprogramm des Irans
Quelle: ZDF

Bei den Angriffen wurde nach israelischen Angaben unter anderem die Uran-Anreicherungsanlage Natans getroffen. Ein israelischer Beamter sagte dem "Wall Street Journal", es gebe Anzeichen dafür, dass der unterirdische Teil der Atomanlage "implodiert" sein könnte. Er wies aber darauf hin, dass weitere Untersuchungen erforderlich seien.
Israel habe auch wichtige Teile der Lieferkette für die Herstellung einer Atombombe angegriffen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Beamte in Israel sowie Mitarbeiter der UN-Atomenergiebehörde. Nach Einschätzung der israelischen Iran-Expertin Sima Shine, die einst für den Auslandsgeheimdienst Mossad arbeitete, sind dem iranischen Atomprogramm bisher aber keine entscheidenden Schäden zugefügt worden.

Israel attackiert auch Raketenprogramm

Als weiteren Grund für die Angriffe im Iran hatte Israels Regierungschef Netanjahu das Raketenprogramm der Islamischen Republik genannt. Die israelische Luftwaffe begann nach eigenen Angaben eine Serie von Angriffen auf Dutzende Ziele im Westen des Irans, wo Boden-Boden-Raketen stationiert sein sollen.
SGS Sievers Hinz
Es sehe "danach aus, als würde man von israelischer Seite diese Kampagne wohl noch ein paar Tage, wenn nicht sogar Wochen weiterführen wollen“, so der Militärexperte Fabian Hinz.15.06.2025 | 3:30 min
Nach israelischen Medienberichten verfügt der Iran schätzungsweise noch über rund 2.000 solcher Raketen. Inzwischen hat Israels Militär aber nach Angaben eines Sprechers die Luftüberlegenheit vom Westen des Irans bis nach Teheran erlangt. Das könnte es dem Iran immer schwieriger machen, Israel anzugreifen.
Quelle: dpa, Reuters, AFP

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