Angriff auf Iran: Militärs und Atomphysiker tot - was heißt das?
FAQ
Israels Angriff auf Iran:Militärs und Atomphysiker tot: Was das bedeutet
von Katja Belousova
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Während Israels Angriff auf Iran wurden am Freitag auch führende Forscher und Offiziere des Landes getötet. Wer waren die Männer? Und welche Folgen hat ihr Tod?
Ein Banner mit iranischen Beamten, die bei den jüngsten israelischen Luftangriffen getötet wurden (v.l.n.r.): Generalmajor Mohammad Bagheri, Hossein Salami, Oberbefehlshaber der iranischen Eliteeinheit Revolutionsgarde, Generalmajor Gholam Ali Rashid.
Quelle: dpa
Wer waren die getöteten Militärs?
Israel hat mehrere zentrale Figuren aus Irans Militärapparat getötet, darunter sollen laut iranischen Medienangaben diese sechs Männer sein:
Hussein Salami: Er war Chef der iranischen Revolutionsgarde.
Mohammad Bagheri: Generalmajor Bagheri war ehemaliger Kommandeur der Revolutionsgarde und ab 2016 Stabschef der iranischen Streitkräfte.
Amir Ali Hadschisadeh: Hadschisadeh stand an der Spitze der Luftwaffe der Revolutionsgarde.
Gholam-Ali Raschid: Generalmajor Raschid leitete das Hauptquartier der Revolutionsgarde in Chatam al-Anbia.
Mehdi Rabani: Der General war stellvertretender Generalstabschef der iranischen Streitkräfte.
Gholamresa Mehrabi: Mehrabi war stellvertretender Militär-Geheimdienstchef der iranischen Streitkräfte.
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Wie gravierend war der Angriff?
"Es lässt sich ohne Übertreibung behaupten, dass die israelischen Angriffe auf Iran und die kurz zuvor durchgeführten Geheimdienstoperationen die gesamte militärische Führung des Landes in einem entscheidenden Moment getötet haben", sagt Iran- und Nahost-Experte Simon Wolfgang Fuchs gegenüber ZDFheute. Er lehrt derzeit an der Hebrew University in Jerusalem.
Dabei habe es offenbar klare strategische Fehleinschätzungen gegeben: "Berichte aus Iran deuten darauf hin, dass diese Generäle interne Sicherheitsrichtlinien missachtet und sich zu einem Spitzentreffen auf einer Militärbasis in Teheran in der Nacht der israelischen Luftschläge getroffen hatten", sagt Fuchs.
Geschehen sei das unter der Annahme, der israelische Schlag würde aufgrund der Atom-Verhandlungen mit den USA noch nicht erfolgen.
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Was bedeutet ihr Tod für Iran?
"Die Positionen der Getöteten wurden sehr schnell neu besetzt", erklärt ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa. Das Regime wolle damit den Eindruck erwecken, weiter einsatzbereit zu sein.
Doch vor allem der Tod ihres Oberbefehlshabers Salami dürfte für die Revolutionsgarde ein erheblicher Verlust sein. Er galt bis zu seinem Tod als einer der mächtigsten Männer des Landes. Anders als etwa die Hisbollah im Libanon sollte Iran aber erst einmal keine Probleme haben, diese Akteure schnell zu ersetzen, schätzt Fuchs.
Aus der Frühzeit der Revolution und des Iran-Irak-Krieges kann das Regime auf viele kampferfahrene Veteranen zurückgreifen.
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Prof. Dr. Simon Wolfgang Fuchs, Hebrew University in Jerusalem
Auch Salamis Vorgänger Ghassem Soleimani fiel 2020 einem Anschlag zum Opfer, damals durchgeführt von den USA im Irak - Irans militärische Aktivitäten gingen damals dennoch weiter. Die Revolutionsgarden verfügen über eine Reihe von Generälen, die übernehmen können.
Trotzdem nehme Teheran die Verluste "sehr ernst", so Fuchs. Das zeige sich in der schnellen Einräumung der Tötungen und der direkten Ernennung von Nachfolgern.
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Welche Wissenschaftler sind getötet worden?
Durch Israels Angriff sollen laut iranischen Medienangaben zudem mindestens neun teils führende Wissenschaftler und Professoren getötet worden sein:
Der Atomwissenschaftler und frühere Leiter des iranischen Atomprogramms Fereydun Abbasi. Er galt als politischer Hardliner und war von 2020 bis 2024 Abgeordneter des Parlamentes.
Getötet wurde auch der theoretische Physiker und Atomwissenschaftler Mohammed Mehdi Tehrantschi. Er leitete die Islamische Asad-Universität in der iranischen Hauptstadt Teheran.
Zudem starben drei Professoren der Fakultät für Nukleartechnik der Schahid-Beheschti-Universität in Teheran: Abdulhamid Minutscher, Leiter des Bereichs Nukleartechnik, Ahmadresa Solfaghari und Amirhossein Faghihi.
Ein weiterer Nuklearwissenschaftler wurde gemeinsam mit seiner Ehefrau getötet.
Am Samstag vermeldete die Nachrichtenagentur Tasnim drei weitere Tote: die Nuklearwissenschaftler Ali Bakai Karimi, Mansur Asgari und Said Bordschi.
Israel fühlt sich seit Jahren durch Irans Atomprogramm bedroht. Nach Drohungen und Sabotage folgt heute nun ein großangelegter Militärschlag gegen iranische Ziele.13.06.2025 | 1:17 min
Hat das Auswirkungen auf das Atomprogramm?
Welche Auswirkungen ihr Tod auf das iranische Atomprogramm haben wird, lässt sich bislang nur schwer einschätzen. Schon in der Vergangenheit gab es gezielte Angriffe auf iranische Nuklearwissenschaftler, hinter denen Israel vermutet wurde - etwa auf den Kernphysiker Mohsen Fachrisadeh. Das Mitglied der Revolutionsgarde und Gründer des iranischen Atomprogramms starb 2020 bei einem Attentat in Iran.
Quelle: ZDF
"Dies hat allerdings in der Vergangenheit nicht dazu geführt, die Fortschritte in Sachen Urananreicherung entscheidend zu verlangsamen oder gar zu stoppen. Dazu ist das iranische Hochschul- und Forschungswesen zu breit aufgestellt", resümiert Simon Wolfgang Fuchs.
Quelle: privat
... ist Professor für Islamwissenschaft und Nahost-Studien an der Hebräischen Universität in Jerusalem.
Dennoch seien die aktuellen Opfer relevant - vor allem die drei Professoren der Eliteuniversität Schahid Beheschti.
Hier wird sich zeigen müssen, ob ihre Mitarbeitenden und Studierenden diesen Kompetenzverlust auffangen können.
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Prof. Dr. Simon Wolfgang Fuchs, Hebrew University in Jerusalem
Die auf den ersten Blick hochkarätigen Ziele Abbasi und Tehrantschi seien in ihren Funktionen eher mit Verwaltung und Koordination, denn mit tatsächlicher Forschung betraut gewesen, sagt Experte Fuchs.
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