Ex-Minister im Maut-Debakel:Scheuer angeklagt - Vorwurf der Falschaussage
Hat Ex-Verkehrsminister Scheuer im U-Ausschuss zur Pkw-Maut nicht die Wahrheit gesagt? Die Staatsanwaltschaft Berlin hat Anklage erhoben, Scheuer weist die Vorwürfe zurück.
Ex-Verkehrsminister Scheuer wird vorgeworfen, im Untersuchungsausschuss zur gescheiterten PKW-Maut falsch ausgesagt zu haben. Deswegen wurde nun Anklage gegen ihn erhoben.
20.08.2025 | 0:31 minDie Berliner Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den ehemaligen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer wegen des Vorwurfs einer uneidlichen Falschaussage vor dem Maut-Untersuchungsausschuss im Bundestag erhoben. Mit angeklagt ist der ehemalige Staatssekretär Gerhard Schulz, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte. Wegen der besonderen Bedeutung des Falles wird Scheuer nach Angaben der Staatsanwaltschaft vor dem Landgericht angeklagt.
Der ehemalige CSU-Politiker hatte den seit 2022 juristisch verfolgten Vorwurf damals bestritten. Nun sagte Scheuer der "Bild"-Zeitung:
Die Entscheidung, nun Anklage zu erheben, ist für mich nicht nachvollziehbar und macht mich betroffen. Die Motive und der Zeitpunkt für die Anklage sind mir unverständlich und erscheinen mehr politisch motiviert.
Andreas Scheuer
Trotz aller Warnungen hat Andreas Scheuer als Verkehrsminister die Maut-Verträge unterschrieben. Das Projekt scheiterte. Wer haftet jetzt für die 243 Millionen Euro Schulden?
25.07.2023 | 8:12 minErmittlungsverfahren läuft seit 2022
Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte im Mai 2022 wegen des Verdachts einer Falschaussage im Untersuchungsausschuss des Bundestags ein Ermittlungsverfahren gegen Scheuer sowie den früheren Verkehrsstaatssekretär Schulz eingeleitet. Es bestehe der Anfangsverdacht, dass Scheuer und Schulz bei einer Zeugenaussage "bewusst wahrheitswidrig" ausgesagt hätten, hieß es damals.
Wer vor Gericht oder vor einer anderen zur eidlichen Vernehmung von Zeugen oder Sachverständigen zuständigen Stelle als Zeuge oder Sachverständiger uneidlich falsch aussagt, wird laut Strafgesetzbuch mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.
Auch die Vergabe der 5G-Mobilfunkfrequenzen fiel Scheuer auf die Füße: Sie war laut Gerichtsurteil rechtswidrig. Die Regulierungsbehörde habe ihre Pflicht zur Neutralität verletzt.
27.08.2024 | 1:10 minHat Scheuer gelogen?
Bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft geht es konkret darum: Scheuer und Schulz sollen laut Mitteilung "bewusst wahrheitswidrig" ausgesagt haben, nach ihrer Erinnerung habe es kein Angebot des designierten Mautbetreiberkonsortiums gegeben, den Vertragsabschluss zur Pkw-Maut auf einen Zeitpunkt nach dem zu erwartenden EuGH-Urteil zu verschieben.
Manager der für die Pkw-Maut eigentlich vorgesehenen Betreiberfirmen hatten im Untersuchungsausschuss von einem solchen Angebot an Scheuer berichtet. Scheuer dagegen hatte Anfang Oktober 2020 vor dem Untersuchungsausschuss gesagt, ein solches Angebot der Betreiber habe es nach seiner Erinnerung nicht gegeben.
Der EuGH hat der Klage Österreichs gegen die deutsche Pkw-Maut stattgegeben. Der Grund: Deutsche Autofahrer sollen ihr Geld für die Vignette über eine verbilligte KFZ-Steuer zurückerhalten. Eine Maut nur für Ausländer, das sei nicht mit EU-Recht vereinbar.
18.06.2019 | 2:00 minPkw-Maut scheiterte 2019
Die Pkw-Maut - ein Prestigeprojekt der CSU in der damaligen schwarz-roten Bundesregierung - war im Juni 2019 vom Europäischen Gerichtshof als rechtswidrig gestoppt worden. Ein Untersuchungsausschuss hatte sich mit möglichen Fehlern Scheuers befasst. In der Kritik stand vor allem, dass Scheuer Betreiberverträge zur Pkw-Maut schon Ende 2018 abschloss - noch bevor endgültige Rechtssicherheit beim EuGH bestand.
Der deutsche Staat musste infolge des Maut-Debakels 243 Millionen Euro Schadenersatz an die einst vorgesehenen Betreiber zahlen. Das hatte eine Verständigung nach einem Schiedsverfahren ergeben. Scheuer hatte im Mai 2022 gesagt, er habe vor dem Untersuchungsausschuss wahrheitsgemäß ausgesagt: "Ich gehe fest davon aus, dass auch eine Überprüfung zu keinem anderen Ergebnis kommen wird." Laut den damaligen Angaben der Staatsanwaltschaft lagen dem Ermittlungsverfahren mehrere Strafanzeigen von Privatpersonen zugrunde.
Scheuer war von 2013 bis 2018 CSU-Generalsekretär und von 2018 bis 2021 Bundesverkehrsminister. Inzwischen hat er sich aus der Politik zurückgezogen.
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