Was zahlt der Bund?:Warum Deutschland in Häfen investieren muss
Der Hamburger Hafen in drei Worten: riesig, unerlässlich - renovierungsbedürftig. Es geht um atemberaubende Summen und um die Frage: Wer zahlt?
Die deutschen Häfen stehen zunehmend im Wettbewerb mit europäischen Konkurrenten. Sie haben hohen Investitionsbedarf für die Infrastruktur, für die Anbindung der Häfen oder wegen der Energiewende
06.10.2025 | 4:42 minDie Hamburger Köhlbrandbrücke ist wie ein vielfaches Symbol: Die Containerriesen sind ihr längst entwachsen, passen nicht mehr drunter durch. Der Verkehr ist stärker, als man sich beim Bau in den 70ern je vorstellen konnte. Der Neubau ist beschlossen, Bauzeit: bis 2040. Bausumme: um die vier Milliarden Euro. Der Bund will sich beteiligen, mit wieviel ist unklar.
So ist es immer, wenn es um Häfen geht: Es dauert lange, es kostet viel und was der Bund dazu beiträgt, ist zu wenig. Deutschlands Seehäfen haben einen Sanierungsbedarf von insgesamt 15 Milliarden Euro, so der Branchenverband VDS. Bisher gab der Bund ihnen pro Jahr rund 38 Millionen Euro.
330 Millionen Euro im Jahr kostet es, die Fahrrinne zum Hamburger Hafen freizuhalten. Trotzdem sollen Hapag-Lloyds Riesenpötte in Zukunft Wilhelmshaven ansteuern. Zudem drohen Turbulenzen durch Trumps Zollpolitik.
19.04.2025 | 5:17 minDas sei viel zu wenig, meint die Hamburger Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD): "Wir machen hier eine Menge, was Gesamtdeutschland dient", sagt sie.
Es profitieren ja nicht nur die Hamburger von einem effizienten Containerumschlag, sondern das ganze Land, die Exportnation Deutschland.
Melanie Leonhard (SPD), Wirtschaftssenatorin Hamburg
"Und insofern bin ich überzeugt davon, dass der Bund eigentlich hohes Interesse haben müsste, sich hier zu beteiligen", erklärt sie.
Hamburger Hafen als Rückgrat der Exportwirtschaft
Der Hamburger Hafen steht im Ranking europäischer Seehäfen auf Platz 3, er zählt zu den bedeutendsten Logistikstandorten Europas. Zuletzt verzeichnete er wieder gutes Wachstum. Doch will man nicht weiter hinter der Konkurrenz in Rotterdam und Antwerpen zurückfallen, muss einiges geschehen.
ZDFheute Infografik
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Indessen: Hafen-Modernisierung ist teuer. Ein Kilometer Kaimauer zum Beispiel kostet rund 40 Millionen Euro und etliche sind renovierungsbedürftig. Weitere Projekte im dreistelligen Millionenbereich umfassen:
- Landstrom-Anbindung für klimafreundliche Schifffahrt
- Flächen für neue Energien-Logistik
- Digitalisierung und Automatisierung der Containerbrücken
"Universalhafen, "Motor der Energiewende": Der Hamburger Hafen sei wirtschaftlich und sicherheitspolitisch von "nationalem Interesse", so SPD-Spitzenkandidat Peter Tschentscher.
28.02.2025 | 7:59 minDer Ausbau des Wendekreises in der Elbe, der das zeitintensive Rückwärtsanlegen großer Containerschiffe erleichtern soll, kostet die Stadt sogar 1,1 Milliarden Euro.
Hinzu kommen neue militärische Aufgaben - erst kürzlich übten hier Bundeswehr und Blaulicht-Organisationen Truppenverlegungen über das Drehkreuz Hamburg.
Bei der Nato-Übung "Red Storm Bravo" trainieren Soldaten, Polizei, Feuerwehr und zivile Einrichtungen den Verteidigungsfall. Simuliert wird eine Truppenverlegung an die Ostgrenze des Nato-Gebiets.
26.09.2025 | 1:42 minHafen-Investitionen als Wachstums-Motor
Das und die Wirtschaftskrise scheinen auch bei Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) ein Umdenken bewirkt zu haben:
Um wieder zu wachsen, müssen die Häfen wachsen.
Katherina Reiche (CDU), Bundeswirtschaftsministerin
Doch so richtig tief will der Bund nicht in die Taschen greifen. Christoph Ploß, Koordinator für maritime Wirtschaft (CDU), verweist auf die 2,6 Milliarden Euro aus dem kommunalen Sondervermögen, das Hamburg zur Verfügung steht. Ein Teil davon müsse die Stadt in den Hafen investieren.
Das schließt die Hamburger Senatorin Leonhard nicht aus, trotzdem nennt sie Ploß' Aussage "einen Affront" - das Geld sei eigentlich für Straßen und Schulen gedacht und die Hafenmodernisierung eine gewaltige und nationale Aufgabe.
Doch Hamburg ist auch selbst schuld an der Bundes-Zurückhaltung. Der Stadtstaat lässt sich traditionell ungern reinreden beim Hafen. In anderen Ländern, etwa Niederlande oder Belgien, greift die Nationalregierung strategisch ein - Rotterdam oder Antwerpen liegen auch deshalb mittlerweile weit vor Hamburg.
China hat einen neuen Baustein auf dem Weg zu noch mehr Einfluss auf die Weltwirtschaft eingeweiht: Einen Hafen für Mega-Containerschiffe in Peru.
15.11.2024 | 1:32 minBundesbeteiligung dringend notwendig
Noch gilt im föderalen Deutschland: Hafen ist Ländersache. Doch nun ist Umdenken erforderlich, meint Jan Ninnemann, Hafenexperte von der HafenCity Universität: "Das Worst-Case-Szenario wäre, dass vom Bund nicht mehr Mittel bereitgestellt werden für die Hafenentwicklung. Das heißt, sie bleibt weiterhin Ländersache und das bedeutet, dass die Investitionsmittel nicht ausreichen, um die Modernisierungsbedarfe zu decken."
Das führt dazu, dass die Häfen letztlich gerade gegenüber ihren Wettbewerbern Rotterdam und Antwerpen weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.
Prof. Jan Ninnemann, HafenCity Universität
Neue Anforderungen im Hafen stellen alte politische Gewohnheiten in Frage. Es wird ein Test für Land und Bund, wie reformfähig beide sind.
Britta Hilpert leitet das ZDF-Studio in Hamburg.
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von Sina MainitzDoku | ZDFinfo Doku:Häfen
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