Gutachten zur Weltpolitik:Frieden: Europa muss für sich selbst einstehen
Kriege, Trump und Fluchtursachen sind einige Punkte, die im aktuellen Friedensgutachten betrachtet werden. Die Empfehlungen an die Politik sind vielfältig.
Krisen wie der Ukraine-Krieg verdeutlichen laut Friedensgutachten 2025, wie schlecht es aktuell um die Sicherheitslage auf der Welt aussieht.
Quelle: dpa
Das Friedensgutachten 2025 ist heute in Berlin vorgestellt worden: Die weltpolitische Bestandsaufnahme zeigt demnach einen weiteren Tiefpunkt. Konflikte haben sich verschärft, humanitäre Katastrophen sich verschlimmert und fundamentale Machtverschiebungen in der internationalen Staatenwelt sind festgestellt worden.
Die Empfehlung der Friedensforscher ist logisch und schwerwiegend zugleich: Europa muss dringend seine sicherheitspolitische Eigenständigkeit stärken. Um den
Frieden ist es derzeit schlecht bestellt.
Über drei Jahre leben die Menschen in der Ukraine im und mit dem Krieg. Wie enttäuscht sind sie über die gescheiterten Friedensverhandlungen, wie groß ist die Hoffnung auf Frieden?22.05.2025 | 2:14 min
Der
russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zeige, dass er als politisches Konzept ausgedient zu haben scheint. Eine Folge daraus: Das Vertrauen in die grundlegenden Sicherheitsinstitutionen sei zutiefst erschüttert. Mehr Sicherheit werde zwar von allen Seiten gefordert, aber die Frage, wer hier noch Hoffnung bringen kann, lässt sich heute nur schwerlich beantworten.
Friedensgutachten: Was Konfliktforscher Europa empfehlen
Unter dem Fokus "Frieden retten", zeigen Deutschlands führende Friedensforschungsinstitute konkrete Empfehlungen für die Innen-, Außen- und Verteidigungspolitik Deutschlands auf. Laut den Experten stecken die
Nato und damit einhergehend die europäische Sicherheitsarchitektur wegen
Donald Trump in einer Krise. Die
Europäische Union müsse eigene Verteidigungsstrategien entwickeln, um unabhängig von den
USA zu werden.
Ziel müsse laut den Experten sein, sich mit Abschreckung, militärischen Fähigkeiten und Allianzbildung gegen militärische Bedrohungen nicht nur zu wehren, sondern diese zu verhindern. Durch Rüstungskontrolle und diplomatische Initiativen soll der Eskalation von Konflikten vorgebeugt werden.
70 Jahre NATO-Mitgliedschaft: Deutschland steht vor neuen Aufgaben – Verteidigung stärken, Führungsrolle in Europa annehmen, Präsenz an der Ostflanke zeigen.28.04.2025 | 3:11 min
Experten: Gefahr einer "autoritären Ansteckung"
Vor Trumps Politik der Einschüchterung, seiner Verachtung von Regeln und seiner Versuche, Macht jenseits von Recht und Institutionen durchzusetzen, wird gewarnt. Konkret sehen die Experten die Gefahr einer "autoritären Ansteckung". Europäische Demokratien müssen ihre eigenen liberalen Werte verteidigen und sich gegen Desinformation sowie gegen die Beeinflussung von Wahlen wehren.
Europa sei in der Außen- und Sicherheitspolitik mehr denn je gefordert. Die EU muss sich auf gemeinsame Positionen verständigen, lautet die Empfehlung. Neue internationale Partnerschaften müssten begründet werden, um die Errungenschaften der multilateralen, auf Regeln basierenden Ordnung zu schützen und voranzutreiben. Konkret beziehen sich die Experten auf Freihandel, kollektive Sicherheit und den Schutz des Klimas.
Zollkrieg, Ukraine-Streit, Tyrannei-Vorwurf: Die USA entfernen sich von Europa. Kanzler Merz trifft im Juni das erste Mal auf Trump. Wie wird die deutsch-amerikanische Beziehung?28.05.2025 | 61:11 min
Appell für Verteidigung des Völkerrechts
Bei Kriegen wie in der Ukraine und in
Gaza würden Kernnormen des Völkerrechts und der Menschenrechte massiv verletzt. Die Experten appellieren an die deutsche Politik, Völkerrecht zu schützen und die Neutralität humanitärer Hilfe zu verteidigen.
Eine Dehumanisierung der Kriegsführung dürfe nicht ungesehen bleiben und die internationale Gerichtsbarkeit nicht von politischen Interessen vereinnahmt werden. Sie müsse ihrer Rolle beim Erhalt der Friedensordnung nachkommen können.
"Vergessener" Konflikt im Sudan
Seit Kriegsbeginn im April 2023 sind im
Sudan mindestens 125.000 Menschen gestorben, mehr als 24 Millionen sind von Hunger bedroht und über 12 Millionen auf der Flucht. Die Kriegsparteien profitierten von illegalem Waffen- und Rohstoffhandel.
Deutschland solle sich auf EU-Ebene für ein Ausweiten der Wirtschaftssanktionen einsetzen, fordern die Experten. Auch sollen der internationale Goldhandel und Waffenlieferungen stärker reguliert werden. Zivilgesellschaftliche Akteure müssten mehr Unterstützung erhalten, da so Stabilität und Frieden vorangebracht werde.
Der Südsudan, selbst bettelarm, hat rund 900.000 Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Sudan aufgenommen, wo sich eine der schlimmsten humanitären Katastrophen der Welt abspielt. 15.01.2025 | 10:07 min
Kriege und Gewalt seien Fluchttreiber. Die Experten empfehlen, mehr in die Integration von Flüchtlingen zu investieren, statt in die deutlich kostenintensivere Infrastruktur für Abschiebungen und Grenzsicherungen. Die Bundesregierung solle innerhalb der EU für eine solidarische Einwanderungs- und Verteidigungspolitik werben.