TikTok und Instagram wichtigste Politik-Quelle für Junge

TikTok und Instagram auf Platz 1:Social Media für Junge wichtigste Polit-Quelle

Dominik Rzepka
von Dominik Rzepka
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TikTok und Instagram sind für Junge die wichtigsten Quellen, um sich über Politik zu informieren, weit vor Schule und TV. Eine Studie zeigt: Klicks bekommt vor allem ein Thema.

Das Logo der TikTok-App ist auf einem iPhone zu sehen.

Kommt das Social Media-Verbot für Jugendliche? Eine Kommission berät über die Risiken von TikTok und Instagram.

21.09.2025 | 4:06 min

Wenn Fabian Grischkat zu seinen 195.000 Followern bei Instagram spricht, dann bewertet er auch schon mal die Fanshops der Parteien. Die SPD nennt er wegen eines Helmut Schmidt-Aschenbechers für 17,50 Euro "das Mekka der Geilheit". Und lobt den Pappaufsteller von CSU-Chef Markus Söder - "leider nur für CSU-Mitglieder".

Grischkat zählt zu den wichtigsten Influencern für politische Inhalte in Deutschland. In seinen Videos kritisiert er auch Söders Meinungswechsel beim Thema Kernkraft. Und postet den Kuchen, den es zu seinem 25. Geburtstag im August gab. Es ist diese Mischung, die seinen Erfolg ausmacht.

Ich bin fest davon überzeugt, dass mir ein Großteil der Leute folgt, weil ich mich bemühe, ausgewogen und faktentreu über die Dinge zu berichten.

Fabian Grischkat, Influencer

Fabian Grischkat bei der Bertelsmann Party am 11.09.2025 in Berlin Bertelsmann Party 2025 in Berlin

Polit-Influencer Fabian Grischkat

Quelle: Imago

TikTok vor Schule, TV abgeschlagen

Influencer wie Fabian Grischkat sind für 16- bis 27-Jährige Informationsquelle Nummer 1 in Sachen Politik. In einer Studie der Bertelsmann-Stiftung und des Progressiven Zentrums, die ZDFheute vorliegt, heißt es:

Instagram und TikTok sind für junge Menschen der wichtigste Raum für Kontakt mit der Politik.

Studie der Bertelsmann-Stiftung

TikTok und Instagram sind für 74 Prozent der jungen Menschen die Orte, an denen sie sich politische Informationen holen. Erst danach kommen Schule (60 Prozent), Familie (58 Prozent), Freunde (54 Prozent) und Zeitungen sowie TV (46 Prozent).

Mehr als 80 Prozent der Jungen folgen mindestens einem Content Creator. Gezielt politischen Influencern folgen 60 Prozent. Politikerinnen und Politiker kommen nur auf einen Wert von 38 Prozent.

sgs - grischkat hayali

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01.11.2024 | 5:18 min

Welche Themen gut geklickt werden und welche nicht

Die Autoren der Studie haben knapp 700 TikTok-Feeds analysiert, sich also angesehen, was TikTok-Nutzern angezeigt wird. Ergebnis: Kurzvideos von 150 Influencern erreichen mehr Zuschauer, als die über 400 analysierten offiziellen Accounts von Parteien und Politikern.

Die Influencer genießen bei der jungen Zielgruppe auch mehr Vertrauen als die Politiker selbst.

Am erfolgreichsten sind Videos über Migration, sie werden etwa elf Prozent häufiger angesehen als andere Themen - unabhängig von der Haltung, die in ihnen transportiert wird. Weniger erfolgreich sind Videos zu den Themen Sozialpolitik (minus sieben Prozent), Bildung (minus 17 Prozent) und Umwelt (minus 18 Prozent).

Moderatorin Salwa Houmsi steht mit ihren sechs Gästen auf dem 13-Fragen-Spielfeld.

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AfD attackiert am häufigsten

Ebenfalls erfolgreich sind konfrontative, zugespitzte Videos im Angriffsmodus. Sie werden im Schnitt 40 Prozent häufiger angesehen.

Bei den Videos mit Angriffen führt die AfD, sie stellt mit 73 Prozent den größten Anteil, gefolgt von BSW (60 Prozent) und der Linken (48 Prozent). Am seltensten attackieren SPD (23 Prozent) und Volt (13 Prozent).

Die Autoren der Studie nennen es "problematisch, dass moderat-demokratische Akteur*innen trotz wachsender Anstrengungen weiterhin geringere Kommunikationserfolge erzielen als populistische und radikale Kräfte."

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Grischkat wünscht sich Regulierung

Fabian Grischkat sagt, dass er auch auf lange Sicht ausgewogen berichten will. Obwohl er weiß, dass vor allem zugespitzte Videos gut funktionieren.

Die Algorithmen der Plattformen verleiten einen täglich, eine sehr starke bis extreme Position einzunehmen.

Fabian Grischkat, Influencer

Er wünscht sich eine Regulierung und regt an, dass der Pressekodex nicht nur für Journalisten, sondern auch für Influencer maßgeblich sein sollte. Die sozialen Netzwerke zu verlassen, kommt für ihn nicht in Frage:

Ich möchte, dass der Qualitätsjournalismus in Deutschland weiterhin junge Menschen erreicht und da führt kein Weg an Instagram und TikTok vorbei.

Fabian Grischkat, Influencer

Die Studie "How to sell democracy online (fast)" kommt von der Bertelsmann-Stiftung, der Stiftung Mercator und "Das Progressive Zentrum".

Die Studie besteht aus einer KI-gestützten Inhaltsanalyse von etwa 31.000 Kurzvideos politischer Akteure und Influencer auf Instagram und TikTok aus dem Zeitraum Juni bis Dezember 2024, einer repräsentativen Online-Befragung, sowie vier Fokusgruppen mit 27 jungen Menschen zwischen 16 und 27 Jahren, außerdem einem quantitativen Selektionsexperiment mit jungen Menschen zu Auswahlkriterien von Videomerkmalen.


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